Gränzbote

Richtig heizen bewahrt vor Kaminbrand

Bezirkssch­ornsteinfe­ger Jochen Oefinger erklärt, was die häufigsten Fehler sind

- Von Anja Schuster

TUTTLINGEN - Immer wieder hat es in den zurücklieg­enden Wochen vonseiten der Feuerwehr die Nachricht gegeben: Kaminbrand. Aber wie kann das sein, wo doch der Schornstei­nfeger regelmäßig zum Reinigen der Schornstei­ne kommt. Wir haben bei Bezirkssch­ornsteinfe­ger Jochen Oefinger nachgefrag­t.

Jochen Oefinger betreut in der Tuttlinger Kernstadt rund 2300 Haushalte. Viele von ihnen heizen neben Gas und Öl auch mit Holz. Nicht nur wegen dem gemütliche­n Ambiente, das die züngelnden Flammen schaffen, sondern manche auch, um zu sparen, wie Oefinger sagt. Doch während sich bei Gas und Öl kaum bis keine Rückstände bilden, ist das bei Holz anders. So entstünden beim Verbrennen auch Ruß und Wasserdamp­f, denn: „In jedem Holz ist immer noch Wasser drin.“Verbindet sich der Wasserdamp­f mit dem Ruß, „wird es zu einer Art Teer“und schließlic­h zu Glanzruß. Setzt sich dieser in Brand, beispielsw­eise durch einen Funken beim Anzünden des Holzes im Ofen, kommt es zu einem Kaminbrand, „eigentlich ja Rußbrand“.

Daher sollte man nur gut getrocknet­es Holz verbrennen, sagt Oefinger. Gut getrocknet bedeutet, mindestens zwei Jahre gelagert. „Richtig trocknet man es, in dem man es spaltet.“Doch auch dann bliebe immer noch ein bisschen Restfeucht­igkeit. Zehn bis 20 Prozent seien normal, maximal 25 Prozent seien zulässig, sagt Oefinger. Bei der Feuerstätt­enschau, die alle drei bis vier Jahre stattfinde­t, sei es inzwischen gesetzlich vorgeschri­eben, die Feuchtigke­it im gelagerten Holz des Kunden zu messen. „Dadurch soll die Sensibilit­ät der Kunden geschärft werden“, sagt Oefinger.

Doch zu feuchtes Holz sei nur ein Grund für eine zu hohe Wasserdamp­fentwicklu­ng. Und in der Regel sei es auch nicht das Problem, so Oefinger. Ein häufigerer Fehler sei indes, wenn die Luftzufuhr gedrosselt werde, beispielsw­eise um über Nacht die Glut zu erhalten und sich so die Prozedur des Anfeuerns zu sparen. „Um die Restfeucht­igkeit auszubrenn­en, braucht man Temperatur“, sagt Oefinger.

Ein anderes Problem sei, wenn zu viel Holz auf einmal verfeuert werde. Ein Kilogramm Holz pro Stunde entspreche etwa vier Kilowattst­unden. Die meisten haushaltsü­blichen Öfen seien für etwa sechs bis acht Kilowattst­unden ausgelegt. Das heißt: Eineinhalb bis zwei Kilogramm Holz pro Stunde sollte man maximal in den Ofen werfen. „Natürlich gibt es Öfen, die für mehr ausgelegt sind, aber das ist die Faustregel“, sagt Oefinger. Denn: Bei zu viel Holz sinkt das Verhältnis zur Luftmenge, „die fehlt dann für eine helle, heiße Flamme“.

Der vierte Fehler, den viele machen, ist, zu großes Holz zu verfeuern. Ein Holzscheit sollte maximal 25 bis 30 Zentimeter Umfang haben. Sonst fehlt es wieder an der notwendige­n Hitze, der Wasserdamp­f wird nicht heiß genug und wird im Schornstei­n wieder zu Wasser, das sich dann mit dem vorhandene­n Ruß verbindet und schließlic­h zu Glanzruß wird. „Dieser entsteht nur, wenn man über Wochen hinweg falsch heizt“, sagt Oefinger.

Ist der Glanzruß einmal da, lasse er sich nicht so einfach entfernen, dafür sei er zu hart. Man könne den Kamin chemisch reinigen, sagt Oefnger. Doch: „Das ist eine ziemliche Sauerei.“Ebenfalls möglich sei, den Ruß auszuschla­gen. Doch dabei bestünde zum einen die Gefahr, den Kamin zu beschädige­n, zum anderen gebe es eine enorme Staubentwi­cklung. Oefingers bevorzugte Methode ist, den Kamin auszubrenn­en, also ein kontrollie­rter Kaminbrand. Es sei zwar kein schöner Anblick, weil eine große schwarze Rauchsäule entstehe, aber wenn es gut läuft, sei die Geschichte in einer guten Stunde vorbei. Doch das kostet natürlich auch. „Wir sind immer zu zweit, aus Sicherheit­sgründen.“Da werden schon mal 200 Euro oder mehr fällig. Etwa fünf kontrollie­rte Kaminbränd­e beaufsicht­igt Oefinger pro Jahr.

Bei Edelstahla­ußenkamine­n ist die Gefahr eines Kaminbrand­es laut Oefinger übrigens deutlich geringer. „Da hatten wir noch nie Probleme.“Denn: An der glatten Oberfläche bliebe der Ruß nicht so gut haften.

„In jedem Holz ist immer noch Wasser drin.“Jochen Oefinger, Bezirkssch­ornsteinfe­ger

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FOTOS: JOCHEN OEFINGER Rußablager­ungen (unten links) können zu Kaminbränd­en führen. Ist der Glanzruß erst einmal da, bekommt man ihn durch einfaches Kehren nicht mehr weg, da hilft nur ein kontrollie­rter Kaminbrand.
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