„Beste Talente des Landes sind zu sehen“
Patrick Kupferschmid, Sportvorstand Ringen SV Dürbheim, zu den Landesmeisterschaften
DÜRBHEIM - Erstmals in 97 Jahren richtet die Abteilung Ringen des SV Dürbheim ein Turnier aus – und dann gleich ein großes: die Württembergischen Jugendmeisterschaften griechisch-römisch am Samstag, 9. Februar, in der Sporthalle der Schillerschule in Spaichingen. Redakteur Michael Hochheuser befragte den Sportvorstand Ringen beim SV Dürbheim, Patrick Kupferschmid, zu den Hintergründen.
Wieso hat es fast 100 Jahre gedauert bis zur ersten Ausrichtung eines Turniers?
Weil wir in Dürbheim keine geeignete Halle haben. Die hiesige ist für Saisonkämpfe groß genug, aber nicht für Turniere. Deshalb weichen wir am Wochenende nach Spaichingen aus.
Wie kam es zu dieser Kooperation?
Wir hatten in der SchillerschulSporthalle im November 2017 einen Schulsporttag Ringen durchgeführt. Das lief nahezu perfekt. Damals entstand der Gedanke, dort ein Turnier auszurichten. Seit Frühjahr 2018 haben wir einen neuen Vereins-Vorstand und einen neuen Ringer-Jugendleiter. Wir haben uns im kleinen Kreis zusammengesetzt und einstimmig beschlossen, dass wir es als Projekt wagen wollen, uns um die Landesmeisterschaft zu bewerben. Der Württembergische Ringerverband war angetan von unserem Engagement – wir haben schnell den Zuschlag und das Vertrauen bekommen. Dank zahlreicher Helfer und
Sponsoren, denen wir ausdrücklich danken, ist dies überhaupt möglich.
Wie viele Jugendringer werden antreten und wie sieht der Zeitplan aus am kommenden Samstag?
Von 8.45 bis 9.30 Uhr ist Wiegen, die Wettkämpfe sind zwischen 10.15 und 18 Uhr, danach ist Siegerehrung, Ende ist gegen 19.30 Uhr. Gemeldet sind 220 Ringer zwischen zehn und 17 Jahren aus 36 Vereinen Baden-Württembergs. Aus dem Landkreis Tuttlingen sind neben acht bis zehn Sportlern aus unserem eigenen Ver-
ein weitere Jugendringer aus Wurmlingen (fünf), Nendingen (einer) und Tuttlingen (sechs) vertreten.
Sind eigentlich auch Mädchen dabei?
Nein. Mädchen ringen in der Regel nur bis zu einem bestimmten Alter, 14 oder 15 Jahre. Viele springen schon vorher ab, vereinzelt schaffen es große Talente in den erfolgreichen Frauenbereich. Dies allerdings nur auf Turnierebene, es existieren keine Mannschaften. Auf Landesebene dürfen ab der C-Jugend (Jahrgänge
2007 + 2008) die Mädchen nicht mehr in der Jungenklasse starten.
Warum sollten sich Zuschauer, auch solche, die sonst nicht so am Ringen interessiert sind, die Jugendmeisterschaften nicht entgehen lassen?
Weil die besten Ringertalente Württembergs zu sehen sind. Das mal live zu erleben, ist lohnenswert. Bei den A- und B-Jugendlichen geht es zudem um die begehrten Tickets für die Deutsche Meisterschaft 2019. Der Eintritt ist frei, es gibt, dank der Eltern der Dürbheimer Jugendringer, Essen und Trinken sowie Kaffee und Kuchen. Es ist für alles gesorgt.
Wie groß war der organisatorische Aufwand?
Wahnsinnig. 40 bis 50 Helfer des SV Dürbheim sind im Einsatz. Unsere Abteilung zählt rund 80 Mitglieder, der SV Dürbheim insgesamt etwa 700. Logistisch müssen wir uns neben der Grundausstattung der Halle um Bänke, Tische, Stühle, vier Ringermatten und Wettkampf-Equipment kümmern. Das muss alles nach Spaichingen gefahren werden. Etwa die Matten, die sind neun mal neun beziehungsweise zwölf mal zwölf Meter groß. Eine kommt aus Dürbheim, eine stellt der KSV Trossingen zur Verfügung, zwei der AB Wurmlingen. Mietgebühren verlangt keiner, wir sind eine Ringerfamilie, da hilft man sich. Auch im Wettkampfbüro und an den Mattentischen. Die Matten werden unter der Woche abends mit Sprinter und Anhänger nach Spaichingen gefahren und mit einem Lkw wieder abtransportiert. Am Freitag wird alles aufgebaut. Die größte Herausforderung aber ist, die Halle noch am Samstagabend besenrein zu übergeben, weil dort am Sonntag bereits die nächste Veranstaltung ansteht. Samstag ist absoluter Großkampftag für uns alle, aber wir sind ein gutes Team und mit allen Kräften werden wir den Tag wuppen.
Die Ausrichtung der Landesmeisterschaft stellt für einen kleinen Verein wie den SV Dürbheim einen enormen Erfolg dar. Wieso sind die Ringer in einem eher kleinen Ort überhaupt so erfolgreich?
Ringen ist neben Fußball die Hauptsportart im Verein. Ringer waren in Dürbheim schon immer erfolgreich. Wir sind in unserer kleinen Abteilung mit viel Herzblut dabei und legen Wert auf eine solide Jugendarbeit und kontinuierliche Arbeit an der Vereinsbasis. Nur so kann der Sport in einem kleinen Ort fortgeführt werden.
Ringen ist die älteste Sportart überhaupt. Vermitteln sie eigentlich Nachwuchsringern deren Historie?
Relativ wenig, weil wir uns nicht so sehr mit der Vergangenheit beschäftigen. Wir müssen mit der Zeit gehen und schauen, dass Ringen von einer klassischen Sportart in die Moderne übergeht. Also ein Kran von Schifferstadt ist den wenigsten Kids von heute noch ein Begriff (lacht). Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, dass die Kinder Spaß am Ringen haben. Wenn der Spaßfaktor überwiegt, dann kommen die Kinder gerne, und man wird so für die viele Zeit und Energie entschädigt, die seit Jahren in die Jugend investiert wird.