Sensation auch ohne Totti
Zweitligist Heidenheim wirft Bayern-Besieger Leverkusen mit 2:1 aus dem Pokal
●Ex-Bundestrainer
Jürgen Klinsmann
(Foto: dpa) soll bei RTL Nachfolger des bisherigen Fußballexperten Jens Lehmann werden. „Wir sind in Gesprächen“, sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe der „Bild“. VfBLegende Klinsmann hatte zuletzt als Trainer der USA gearbeitet. Der 54-Jährige hat bereits bei ausländischen TV-Sendern Spiele analysiert. Lehmann, neuer Co-Trainer beim FC Augsburg, hatte angekündigt, auch weiter zusätzlich zu seiner neuen Aufgabe als Experte für RTL arbeiten zu wollen. Dem „würde nichts im Wege stehen“, hatte Lehmann, den Klinsmann bei der WM 2006 als Bundestrainer zu seinem Torwart Nummer 1b gemacht hatte, bei seiner Vorstellung erklärt. (dpa)
José Mourinho
Trainer
(Foto: dpa) hat sich mit der spanischen Steuerbehörde wie erwartet auf eine einjährige Gefängnisstrafe auf Bewährung und eine Geldstrafe von zwei Millionen Euro verständigt. Der 56-jährige Portugiese soll während seiner Zeit bei Real Madrid 2011 und 2012 insgesamt 3,3 Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust haben. Im Kern ging es bei den Vorwürfen um Bildrechte, die Mourinho an eine Firma abgetreten haben soll, um damit den Spitzensteuersatz für sein Gehalt zu umgehen und nur den Unternehmenssteuersatz zu zahlen. Nach Lionel Messi (FC Barcelona) und Cristiano Ronaldo (Juventus, früher Real Madrid) ist Mourinho ein weiterer Star aus der internationalen Fußball-Szene, der von Spaniens Fahndern erwischt wurde. (SID) HEIDENHEIM - Auf den „Totti von der Ostalb“wartete Peter Bosz vergeblich. Marc Schnatterer, bundesweit bekannt, saß beim Pokalkracher auf dem Schlossberg auf der Bank. Bosz, der holländische Trainer von Bayer Leverkusen, hatte Mister Heidenheim und seine Kollegen im Vorfeld des Pokal-Achtelfinals gelobt. Auch seinen Kollegen Frank Schmidt, den zweiten Mister Heidenheim, durfte Bosz vor dem Spiel begrüßen – und ihm danach unfreiwillig gleich nochmal gratulieren. Der Fußball-Zweitligist 1. FC Heidenheim schaffte am Dienstagabend nämlich die Sensation und schmiss den Bayern-Bezwinger mit 2:1 (0:1) aus dem Wettbewerb. „Heidenheim hat zurecht gewonnen. Wir hatten sehr viele unnötige Ballverluste, waren zu sehr beschäftigt mit dem Schiedsrichter anstatt Fußball zu spielen“, musste Bosz einräumen. „Diese Niederlage ist absolut bitter“, musste auch Bayer-Torschütze Julian Brandt erkennen.
Schnatterer, der Kapitän des Zweitligisten, der einen Kultstatus im beschaulichen Heidenheim hat wie Francesco Totti in der ewigen Stadt Rom, schaute zwar verletzt nur zu. Seine Kollegen machten es in der ersten Halbzeit aber ordentlich. Der FCH stand gut gestaffelt und ließ so das gefürchtete Leverkusener Tempo erst gar nicht aufkommen.
Bosz hatte bis auf Tah, Volland und Bellarabi seine A-Elf aufgeboten, also auch den pfeilschnellen Leon Bailey, der mit seinem Flachschuss das erste Bayer-Zeichen gab (6.). Der FCH kam zwar zu keiner richtigen Chance, dämmte aber kompakt die schnelle Bosz-Auswahl ein. Und hatte Glück, als der Abschluss von Nationalspieler Brandt gegen den Pfosten klatschte (37.). Doch es gab noch diesen einen Moment, als Brandt nach einem Pass in die Schnittstelle von Charles Aranguiz Patrick Mainka entwischte und ins lange Toreck zum 1:0 einschoss.
Starke Pässe kann der FCH allerdings auch: Mit der ersten guten Aktion in Durchgang zwei steckte Sebastian Griesbeck den Ball zu Nikola Dovedan durch, der Alexander Dragovic davonlief, kurz abstoppte und überlegt zum Ausgleich einschob (47.). Jetzt hatte die emotional aufgeladene Voith Arena die richtige Zimmerlautstärke für ein Pokalspiel. Und sie wurde noch lauter, als kurz danach Maurice Multhaup das 2:1 machen musste, als er nach einem Konter nach einem Querpass von Dovedan die Kugel aus kurzer Distanz an die Latte knallte.
Nur nicht überdrehen
Die FCH-Fans sorgten schon vor dem Anpfiff mit einer Choreografie und dem Spruch „Es ist an der Zeit: Holen wir den Pokal“für Aufsehen. Angetrieben von ihren Anhängern – das Stadion war mit 11 400 Zuschauern nicht ausverkauft – spielten die Heidenheimer nach dem 1:1 mutig nach vorne, konterten und nutzten die Lücken der enttäuschenden Leverkusener aus. „Wir haben uns für unseren Mut belohnt“, sagte Dovedan, der in dieser Phase aufdrehte.
Und Multhaup zeigte nun, dass er Chancen auch verwerten kann. Nach einer Flanke kullerte sein Abschluss zum 2:1 über die Linie (72.). „Geil“, jubelte der Siegtorschütze hinterher, auch Routinier Norman Theuerkauf staunte nach Abpfiff: „So ein Spiel hab ich noch nie erlebt.“
Eine Bayer-Offensive gab es fortan nicht mehr, die zweite Halbzeit und das Spiel ging an Heidenheim. „Jetzt darf man auch mal feiern. Ich hoffe, dass uns das auch Schwung für die Liga gibt. Wir dürfen aber nicht überdrehen. Ab morgen ist wieder Alltag. Wir haben in der Halbzeit die richtigen Zeichen gesetzt. Wir haben nach dem 1:1 mit Überzeugung gespielt“, sagte Frank Schmidt – und wünschte sich im Viertelfinale wieder ein Heimspiel. Für den langjährigen FCH-Trainer war es womöglich der größte Erfolg der Clubgeschichte. Immerhin hatte er eine Idee, wie er sich wieder erden kann: „Vielleicht gehe ich mit den Hunden noch eine Runde Gassi und komme da noch etwas runter.“
Heidenheim: Müller – Busch, Mainka, Theuerkauf, Feick (84. Strauß) – Multhaup, Griesbeck, Dorsch (82. Thomalla), Thiel (78. Beermann) – Dovedan, Glatzel. – Leverkusen: Hradecky – Weiser, Jedvaj, Dragovic, Wendell – Baumgartlinger – Aranguiz (90.+1 Thelin), Brandt – Bailey, Alario (71. Volland), Paulinho (71. Bellarabi). – Schiedsrichter: Hartmann (Wangen); Zuschauer: 11 400. – Tore: 0:1 Brandt (44.), 1:1 Dovedan (47.), 2:1 Multhaup (72.).