Zukunftsmodell Gemeinschaftspraxis
Trossingens MVZ leidet unter Medizinermangel – Spaichinger Klinikschließung hat keine Auswirkung
TROSSINGEN - Während in Spaichingen die Wellen in der Klinikdebatte hochschlagen, sorgt sich Trossingen um das im Bethel angesiedelte Medizinische Versorgungszentrum (MVZ), dessen Angebot in den vergangenen Jahren geschrumpft ist. Die geplante Klinikschließung werde auf Trossingen allerdings keine Auswirkungen haben, betonen Bürgermeister Clemens Maier und Sascha Sartor, Geschäftsführer der MVZ Klinikum Landkreis Tuttlingen.
„Es ist ein klarer Standpunkt von Landkreis und Klinikum, dass Trossingen nicht zugunsten von Spaichingen geschwächt wird“, sagt Maier. Auch Sartor versichert, dass die Allgemeinarztpraxis unter Leitung von Dr. Sandra Knaus (geborene Gombert) am Standort Bethel erhalten bleibt. Die Ärztin sei kompetent und bei ihren Patienten beliebt, so der MVZ-Geschäftsführer: „Wir tun alles dafür, dass sie uns noch sehr lange erhalten bleibt.“
Dennoch sorgen sich Trossingens Stadtverwaltung und der Gemeinderat (wir haben berichtet) um das MVZ, in dem sich in den vergangenen Jahren der Ärztemangel deutlich bemerkbar gemacht hat. „Wir hatten natürlich schon mehr Angebote dort“, stellt Maier fest. Momentan befindet sich am Standort Bethel nur noch eine Hausarztpraxis. Die früher im MVZ angesiedelte chirurgische Praxis musste wegen Personalmangels schließen. Vor Kurzem verlegte Sibel Özder ihre Frauenarztpraxis ans Spaichinger Gesundheitszentrum, wo sie sich mit Sébastian Dussault zusammenschloss, der die bereits in Spaichingen vorhandene Frauenarztpraxis leitet.
Teilzeit ist großes Thema
Für die beiden Frauenärzte ergibt sich dadurch die Möglichkeit, sich gegenseitig vertreten zu können. „Für die jüngere Generation von Ärzten ist diese unmittelbare Vernetzung und die Möglichkeit der Vertretung, beispielsweise im Krankheitsfall, bei Urlaub oder Fortbildungen, sehr attraktiv“, erläutert Sartor. Das Klinikum sehe in gemeinsam geführten Praxen ein Erfolgsmodell für die Zukunft in der ambulanten Versorgung. „Alle Untersuchungen und Befragungen der heutigen jungen Ärzte zeigen, dass die Zeit der Einzelpraxen in Zukunft in deutlich stärkerem Maße durch das gemeinsame Arbeiten von Ärzten an einem Standort, die sich die Arbeit aufteilen, abgelöst wird“, so Sartor.
Was aber bedeutet das für Trossingen? „Der Bedarf in Trossingen ist groß, Patienten sind genug da“, sagt Clemens Maier. Eine Ursache für die Herausforderungen des MVZ in Trossingen, Stellen nachzubesetzen, sieht er neben dem Medizinermangel auch darin, dass bei den jungen Ärztinnen oft Teilzeit ein großes Thema sei. Dadurch wären häufig zwei Ärzte nötig, um eine bislang volle Stelle nachzubesetzen. „Das wird in den nächsten Jahren ein schwieriges Thema“, sagt er. Über den Landkreis sei Trossingen bei der Initiative DonauDoc im Boot, die daran arbeitet, Ärzte für die Region Tuttlingen zu gewinnen.
Beim Klinikum arbeite man derweil „sehr aktiv“daran, weitere Ärzte – auch in Teilzeit – ins MVZ einzubinden, so Sartor: „Immer mit dem Ziel, Kompetenzen zu bündeln und die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen.“