Stadt München verlangt mehr Werkswohnungen von Unternehmen
MÜNCHEN (lby/kec) - Angesichts der Wohnungsnot in München sollen Unternehmen nach dem Willen der Stadt mehr Werkswohnungen bauen. Die Betriebe sollten die eigenen Grundstücke daraufhin prüfen, ob hier Potenzial für Wohnungsbau gesehen werde, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) laut Mitteilung der Stadt vom Montag.
Wer ein Konzept für Mitarbeiterwohnungen anbiete, dem könne man bei der Ausweisung und Genehmigung von Gewerbe entgegenkommen. Zudem könnten Werkswohnungen bei der Vergabe städtischer Gewerbegrundstücke als neues Kriterium eingeführt werden. Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung will noch vor der Sommerpause eine Beschlussvorlage zum Werkswohnungsbau in den Stadtrat einbringen.
In München ist es extrem schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden: Es sind viel zu wenig Wohnungen auf dem Markt, zudem sind die Mieten oft sehr hoch. Leidtragende sind unter anderem Familien mit Kindern, insbesondere Alleinerziehende, sowie Menschen mit niedrigem Einkommen. Reiter hatte deshalb Vertreter von Unternehmen zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen. Dabei schlug er den Firmen auch vor, eng mit Münchner Genossenschaften zu kooperieren oder sogar eigene Genossenschaften zu gründen.
Ganz neu ist die Idee nicht. Noch in den 1970er-Jahren gab es laut dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) etwa 450 000 Werkswohnungen in Deutschland, vor allem bei Staatsunternehmen wie der Deutschen Post und der Deutschen Bahn.
Doch auch für viele Privatunternehmen in Baden-Württemberg und Bayern waren Werkswohnungen ein wichtiges Mittel, um Mitarbeiter unterzubringen. So hat die Zeppelin-Wohlfahrt in Friedrichshafen zwischen 1914 und 1919 das Zeppelindorf aufgebaut. In Bubsheim im Landkreis Tuttlingen baute der Maschinenbauer Anton Häring die sogenannte Häring-Siedling.
Das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim hat in Biberach zwei Dutzend Werkswohnungen, die Mitarbeitern für eine Übergangsfrist zur Verfügung gestellt werden. Eine Rückkehr zu Werkswohnungen im großen Stil erwarten Immobilienexperten aber nicht.