Englisches Frühstück in Scharm el Scheich
Das nordkoreanisch-amerikanische Treffen könnte eine große Geste bringen – aber wohl keinen Durchbruch
Syrien und der Irak standen beim Gipfel von EU und Arabischer Liga in Scharm el Scheich im Fokus. Doch Europa diskutierte in Ägypten auch untereinander – über den Brexit. Premierministerin Theresa May (Foto: dpa/links) traf sich zum Frühstück mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und später mit Donald Tusk. Danach nannte der EU-Ratschef eine Verschiebung des Brexit eine „vernünftige Lösung“.
WASHINGTON - Am Mittwoch, wenn sich Donald Trump und Kim Jong-un in Hanoi die Hand geben, wird es wohl das geben, was Amerikaner Split-Screen-Effekt nennen, den Effekt des geteilten Bildschirms. Auf der einen Seite wird man die Bilder aus Vietnam sehen, lächelnde Staatschefs bei vermutlich ausdauerndem Händeschütteln, auf der anderen Michael Cohen, den ehemaligen Anwalt des Präsidenten, der in öffentlicher Anhörung vor dem Kongress womöglich brisante Interna aus dem Geschäftsleben Trumps ausplaudert. Dort der Gipfelsturm in der asiatischen Ferne, hier die Niederungen, die Hürden amerikanischer Innenpolitik. Der Kontrast könnte kaum schärfer ausfallen.
Nur: Das mit dem Gipfelsturm hat sich inzwischen relativiert. Die Euphorie, wie sie Trump nach der ersten Begegnung mit Kim schürte, ist vorsichtigeren Tönen gewichen. Wenn man so will, dem Normalzustand der Diplomatie, dem Bohren dicker Bretter. Auch Trump, der sonst gern den Superlativ bemüht, trug mit überraschend leisen Sätzen dazu bei, die Latte niedriger zu legen. Er habe es nicht eilig, sagte er vorige Woche, und wolle niemanden zur Eile treiben. Solange Pjöngjang weder Bomben noch Raketen teste, sei er zufrieden. „Ich möchte die nukleare Abrüstung Nordkoreas erleben – und die werden wir am Ende erleben.“
Vorsichtig statt großspurig
Vor gut acht Monaten in Singapur hatte das noch anders geklungen. Da sprach der USPräsident großspurig von einem Problem, das er mehr oder weniger gelöst habe, da von Nordkorea nun keine nukleare Gefahr mehr ausgehe. Die vage Erklärung des Treffens feierte er als historischen Meilenstein. Offen blieb, was es praktisch bedeuten sollte, wenn sich beide Seiten zur Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel verpflichteten. Washington verstand darunter die Vernichtung des nordkoreanischen Atomarsenals. Für Pjöngjang war Letzteres geknüpft an den Abzug amerikanischer Truppen aus Südkorea. Seither bemühen sich Trumps Außenminister Mike Pompeo und Steve Biegun, der Sondergesandte für Nordkorea, darum, Kim präzisere Zusagen abzuringen. Eine Art Fahrplan.
Vor allem ist es Biegun, einst außenpolitischer Berater George W. Bushs wie auch der Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin, der das Szenario eines diplomatischen Marathons zeichnet. An der Universität Stanford sprach er neulich von „carrots“, die man Kim anbieten müsse, statt ihm nur mit „sticks“zu drohen. Möhren und Knüppel, die Metapher steht für das Wechselspiel von Anreiz und Druck. Wenn man das bilaterale Verhältnis schrittweise normalisiere, sagte Biegun, werde man auch bei der Abrüstung vorankommen. In dem Maße, wie man bei der Abrüstung vorankomme, könne man sich vorstellen, ein „dauerhaftes Friedensregime“auf der koreanischen Halbinsel zu schaffen.