Suche nach Lawinenopfern im Allgäu bisher erfolglos
Tourengeher aus dem Bayerischem Wald bleibt vermisst – Spezialbagger hilft bei der Suche in Reutte
SCHWANGAU/REUTTE (lby) - Nach dem Lawinenunglück in den Ammergauer Alpen ist die Suche nach einem 43-Jährigen auch am Montag erfolglos verlaufen. „Die Chance, den Vermissten lebend zu bergen, ist sehr gering“, sagte ein Einsatzleiter der Polizeiinspektion Füssen. Vermutlich wird die Suche auch am Dienstag fortgesetzt.
Der Vermisste aus dem Landkreis Cham war am Samstag mit fünf weiteren Skitourengehern in unmittelbarer Grenznähe zu Österreich verschüttet worden. Die Lawine löste sich an der Schäferblasse bei Schwangau (Landkreis Ostallgäu) und spaltete sich in drei Arme auf. Rettungskräfte konnten vier Menschen lebend bergen, einen von ihnen schwer verletzt. Für einen weiteren Mann kam dagegen jede Hilfe zu spät.
Zeitweise waren 70 Rettungskräfte im Einsatz und nutzten Hilfsmittel wie Drohnen, Handyortungsgeräte, Lawinen- und Dampfsonden. Wegen des Sicherheitsrisikos für die Helfer musste die Suche sowohl am Samstag als auch am Sonntag über Nacht ausgesetzt werden.
Am Montag konnten die Einsatzkräfte aufgrund der festen Schneemasse nicht sondieren. „Der Schnee ist dicht wie Beton“, sagte ein Einsatzleiter. Ein spezieller Bagger wurde daher eingeflogen. Er schaufelte den Schnee schrittweise bis in fünf Metern Tiefe auf. Mit seinen flexiblen Rädern und Abstützfüßen sowie zwei Schaufeln konnte sich der Bagger wie eine Krake über ein Bachbett zum 300 Meter breiten Lawinenkegel bewegen. Wegen weiterhin bestehender Lawinengefahr kann nur im Endstück der Lawine gesucht werden, am Hang selbst ist das Risiko zu hoch.
Die Polizei geht von einer Gleitschneelawine aus. Diese Art von Lawinen sind kaum vorhersehbar und werden nicht durch Personen ausgelöst. Sie gehen spontan ab, da die Grenzschicht zwischen Boden und Schneedecke feucht ist und damit die Reibung abnimmt. Die mächtige Schneedecke bewegt sich dann mit der Schwerkraft abwärts.
Seit zwei Wochen sind in der bayerischen Alpenregion immer wieder Lawinen dieser Art abgegangen. „Gleitschneelawinen sind in diesem Winter unser Hauptproblem“, sagte Hans Konetschny vom Lawinenwarndienst Bayern. Einen Zusammenhang mit der Klimaerwärmung gebe es aber nicht. Laut Lawinenwarndienst ist das Unglück in den Ammergauer Alpen bereits der zweite tödliche Lawinenunfall in diesem Jahr im bayerischen Raum.