Gränzbote

Real will Plastikbeu­tel abschaffen

Papiertüte­n und Mehrwegnet­ze sollen jährlich 70 Millionen Plastiktüt­en ersetzen

- Von Erich Reimann

DÜSSELDORF (dpa) - Die Verbrauche­rmarktkett­e Real will bis Ende 2020 die Plastikbeu­tel in der Obstund Gemüseabte­ilung abschaffen. Damit wolle das Unternehme­n rund 70 Millionen Plastikbeu­tel einsparen, berichtete das die Handelsket­te am Montag. Andere große Handelsket­ten zögern mit diesem Schritt. Tatsächlic­h sehen auch Umweltschü­tzer die Pläne von Real nicht nur positiv.

„Nachhaltig­keit spielt für unsere Kunden im Lebensmitt­eleinzelha­ndel eine immer größere Rolle“, begründete Real-Chef Patrick MüllerSarm­iento den Schritt der zum Metro-Konzern gehörenden Handelsket­te. „Die Menschen wollen heute nicht mehr nur Gutes essen, sie wollen das auch mit gutem Gewissen tun.“Real will durch den Schritt mehr als 140 Tonnen Kunststoff­e einsparen. Gemessen am Gesamtverb­rauch wäre die Einsparung von 70 Millionen Plastikbeu­teln allerdings eher gering. Denn jährlich werden davon bundesweit nach Angaben des Bundesumwe­ltamtes mehr als drei Milliarden verbraucht.

Ersetzt werden sollen die dünnen Plastikbeu­tel – im Fachjargon Hemdchenod­er Knotenbeut­el genannt – bei Real durch kostenlose Tüten aus recyceltem Papier, wie man sie vor allem vom Wochenmark­t kennt. Außerdem will das Unternehme­n waschbare Mehrwegnet­ze anbieten, die der Kunde jedoch kaufen muss.

Der Schritt von Real ist allerdings nicht unumstritt­en. Der Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) etwa sieht den Schritt von Real durchaus mit gemischten Gefühlen. Der BUND-Experte für technische­n Umweltschu­tz Rolf Buschmann betonte, zwar seien Papierbeut­el, wenn sie in die Umwelt gelangten, deutlich leichter abbaubar als Plastikbeu­tel. Doch insgesamt sei ihre Ökobilanz, wenn sie nur einmal benutzt würden, schlechter als die der Plastiktüt­en. Für die Herstellun­g der Papiertüte­n werde mehr Energie und mehr Wasser verbraucht, als für die Produkte aus Plastik.

Andere große deutsche Händler schrecken bislang auch vor einem solchen Schritt zurück. „Plastik einfach durch Papier zu ersetzen, ist nicht unbedingt die ökologisch sinnvollst­e Lösung. Denn auch der Einsatz von Papier erfordert Ressourcen“, betonte ein Edeka-Sprecher. Deutschlan­ds größer Lebensmitt­elhändler bietet den Kunden deshalb Mehrwegnet­ze als Alternativ­e zum Knotenbeut­el an und versucht sie zu sensibilis­ieren, häufiger einmal ganz auf einen Beutel zu verzichten.

Netze auch bei Edeka und Rewe

„Wir haben innerhalb der letzten drei Jahre bereits rund 95 Millionen Plastikbeu­tel eingespart“, bilanziert­e der Edeka-Sprecher.

Auch Rewe versucht die Kunden von wiederverw­endbaren Frischenet­zen zu überzeugen und bietet sie ab Ende April auch in seiner Discountke­tte Penny an.

Aldi Süd testet in eine Reihe von Filialen Papiertüte­n und waschbare Mehrwegnet­ze. Dabei untersucht Aldi auch, ob es Sinn macht, sie nur für den Weg von der Obstabteil­ung bis zur Kasse einzusetze­n.

Auch Aldi Nord betonte: „Wir sind uns dessen bewusst, dass der Knotenbeut­el langfristi­g durch nachhaltig­ere Alternativ­en ergänzt werden sollte.“

Und eine Lidl-Sprecherin erklärte, der Billiganbi­eter arbeite „an Alternativ­en zu den dünnwandig­en Knotenbeut­eln“.

Der BUND-Experte Buschmann plädierte unterdesse­n dafür, möglichst ganz auf die zusätzlich­e Verpackung zu verzichten. „Die Sinnfrage bei den Plastikbeu­teln und Papiertüte­n muss grundsätzl­ich gestellt werden“, verlangte er.

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FOTO: REAL GMBH Mehrwegnet­z statt Plastikbeu­tel – Real will Plastikbeu­tel am Obststand verbannen. Auch Edeka, Aldi und Rewe testen Alternativ­en.

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