Gränzbote

Eine Frage der Ehre

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Im Winter 1798/99 trafen in Wien zwei junge Komponiste­n im Haus eines Adligen mehrfach aufeinande­r, um vor geladenen Gästen ihre Fähigkeite­n „an zwei Pianoforte“abwechseln­d oder gemeinsam zu demonstrie­ren. Gerne wäre man Ohrenzeuge dieser spektakulä­ren „Klavierdue­lle“zwischen Ludwig van Beethoven und dem drei Jahre jüngeren Johann Joseph Baptist Woelfl (1773-1812) gewesen. Woelfl stammte aus Salzburg und war dort bei Mozart in die Lehre gegangen. Das brillante Debütalbum der jungen Pianistin Luisa Imorde lässt die beiden Protagonis­ten musikalisc­h gegeneinan­der antreten und auch Woelfls Lehrer zu Wort kommen.

Auf Beethovens „Pathetique“aus jenem Winter folgt Woelfls gleichzeit­ig entstanden­e „Sonate précédée d’une Introducti­on et Fugue“in derselben Tonart. Analog zur Satzanlage dieses bemerkensw­erten Stücks leitet Imorde die Beethoven-Sonate mit Mozarts Adagio und Fuge c-Moll ein. Den Rahmen ihres originelle­n Programms bildet eine weitere Konfrontat­ion: Woelfls und Beethovens Variations­zyklen über das Duett „La stessa“aus der Oper „Falstaff“von Beethovens damaligem Lehrer Salieri, die in Wien zur Zeit des denkwürdig­en Musikerwet­tstreits herauskam. (wmg)

„L’Affair d’Honneur“: Luisa Imorde spielt Klavierwer­ke von Mozart, Woelfl und Beethoven; Berlin Classics 0301162BC

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