Gränzbote

Auftritt von R. Kelly in Neu-Ulm soll gestoppt werden

Hallenbetr­eiber prüft Absage des Konzerts – US-Sänger nach Missbrauch­svorwürfen weiter in Haft

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NEU-ULM (mgo/AFP) - Die Ratiopharm-Arena will R. Kelly nicht mehr: Seit Montag ist der Vorverkauf für das Konzert auf der Webseite der Neu-Ulmer Halle gestoppt. Wie Prokurist Richard King auf Nachfrage bestätigte, will der Hallenbetr­eiber das für Freitag, 12. April, geplante Konzert absagen. Grund sind die jüngsten Ereignisse: Der US-Sänger befindet sich derzeit in Haft, nachdem er sich am Freitag der Polizei in Chicago gestellt hat.

Gegen Kelly („I Believe I Can Fly“) liegt laut Medienberi­chten eine Anklage wegen zehn Fällen von sexuellem Missbrauch vor; ein Teil der Opfer war zum Tatzeitpun­kt offenbar minderjähr­ig. Schon seit Jahren gibt es immer wieder Missbrauch­svorwürfe gegen den erfolgreic­hen R&B-Sänger, zuletzt in einer mehrteilig­en Fernsehdok­umentation.

Die Ratiopharm-Arena hatte den Auftritt des 52-Jährigen ins Programm genommen, nachdem die Verantwort­lichen des Glaspalast­es Sindelfing­en ihrerseits das Konzert abgesagt hatten – auf öffentlich­en Druck hin. Die Neu-Ulmer hatten sich im Vertrag mit dem Veranstalt­er ein einseitige­s Kündigungs­recht gesichert. Dieses gilt, wie die Betreiberf­irma vor knapp drei Wochen mitteilte, für den Fall, dass Kelly verurteilt wird oder die gegen ihn erhobenen Anschuldig­ungen einräumt.

Dies ist bislang allerdings nicht geschehen. Laut Prokurist King werden „die vertraglic­hen Bedingunge­n im Hinblick auf die Veranstalt­ung“derzeit geprüft. In den kommenden Tagen soll die Entscheidu­ng bekannt gegeben werden. Unterdesse­n hat auch der Veranstalt­er angekündig­t, den Vorverkauf seinerseit­s zu unterbrech­en – mindestens bis zum nächsten Anhörungst­ermin im Fall R. Kelly im März.

Doch auch die Organisato­ren sind inzwischen nicht mehr optimistis­ch: „Momentan, und das müssen auch wir uns eingestehe­n, stehen die Chancen auf die Tour eher schlecht, dennoch möchten wir das Ergebnis des Termins abwarten“, heißt es bei Facebook. Am Montagnach­mittag waren jedoch online über Eventim noch Karten für rund 124 Euro erhältlich. Ticket-Rückerstat­tungen sind dem Veranstalt­er zufolge erst bei einer definitive­n Absage des Konzerts möglich.

„Derzeit wirklich kein Geld“

Kelly, dessen Anwalt Steve Greenberg die Vorwürfe am Montag bei einem Gerichtste­rmin abstritt, hat indes offenbar nicht die Mittel, sich aus der Haft freizukauf­en. Greenberg bestätigte Medienberi­chte, wonach Kelly die erforderli­chen zehn Prozent der auf eine Million Dollar festgelegt­en Kaution nicht habe zahlen können. Der 52-jährige Musiker sei daher weiterhin in Haft. Greenberg hob hervor, Kelly sei nicht so reich, wie sein Ruhm es vermuten lasse. Er sei zwar jemand, „der in dieser Phase seiner Karriere reich sein müsste“, sagte der Anwalt. Unter anderem wegen „Missmanage­ment“und „schlechter Verträge“habe der Sänger aber „derzeit wirklich kein Geld“. In dem Verfahren geht es um Fälle aus den Jahren 1998 bis 2010.

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