„Die Band ist für mich ein Ventil“
Felix Schönfuss, Sänger von Adam Angst, hat am Leben viel zu kritisieren
Mit dem Album „Neintology“im Gepäck tritt Adam Angst am 1. März im Wizemann in Stuttgart auf. Sänger und Songschreiber Felix Schönfuss, der kreative Kopf hinter Adam Angst, spricht mit Christiane Wohlhaupter über „Alexa“, Pessimismus und sonderbare Internetfunde.
Felix, „Ninetology“ist dein zweites Album mit Adam Angst. Das ist eher ungewöhnlich für dich.
Bisher war ich in der Szene dafür bekannt, dass ich immer nur ein Album mit einem Projekt mache. Das ist diesmal anders. Es gibt weiterhin genug zu kritisieren, sodass es erneut ein politisches Album geworden ist. Politisch werden wir wahrscheinlich immer sein. Wir sind da sehr unmissverständlich und tragen unsere Meinung deutlich vor. Anders als beim ersten Album habe ich mir dieses Mal aber auch fiktive Geschichten gesucht. Ich entwickle gerne Szenarien, ich finde es interessant, damit herumzuspielen. Auf dem neuen Album sind zwei Endzeitszenarien drauf, eines davon beim Song „Alexa“.
Warum holt sich jemand eine sprachgesteuerte virtuelle Assistentin wie „Alexa“überhaupt ins Haus?
Keine Ahnung. Für mich ist das keine Hilfe, sondern eher so wie „Stille Post“, ein Zwischenhändler. Ich kann schon ein bisschen verstehen, dass die Sprachsteuerung für viele Leute etwas vereinfacht und das auch lustig ist. Aber die meisten Sachen gehen ja schneller, wenn ich sie selbst mache.
Was ist es, das dich an „Alexa“am meisten stört?
Stören ist vielleicht das falsche Wort. Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen technischen Fortschritt – der kann der Menschheit ja auch durchaus helfen. Ich wollte eine Geschichte komplett aufbauschen und die Leute zum Nachdenken bringen. Womit wir aufpassen müssen, ist dieser freigiebige Umgang mit unseren Daten. Für unseren Luxus und unsere Bequemlichkeit nehmen wir alles in Kauf, ohne es zu hinterfragen.
Was ist das Skurrilste, was über Google über dich zu finden ist?
Auf Twitter hatte mal jemand geschrieben „Oh mein Gott, im Wartezimmer beim Arzt sitzt mir Adam Angst gegenüber.“Ich war aber nicht da. Wir kriegen das ja immer mal wieder mit, was die Menschen auf Twitter dann über einen reden. Man kriegt natürlich auch Kritik mit. Oder manche Leute wollen einem etwas anhängen. Bei „Alexa“hat uns jemand unterstellt, unter die Verschwörungstheoretiker zu gehen. Da könnte ich dann den Kopf auf den Tisch schlagen. Wir wollen keine Theorien aufstellen, das soll nur eine überdrehte Geschichte sein.
Ist das zweite Endzeitszenario auch eine überdrehte Geschichte?
Ja, es ist ein blödsinniges QuatschSzenario. Zum ersten Mal wird die Menschheit von einem Raumschiff besucht. Das landet in einem Schrebergarten in Wuppertal. Da stellt sich dann die Frage, wer eigentlich zuständig ist: Trump, Merkel? Oder was soll man dann überhaupt tun?
Adam Angst ist ein arger Pessimist. Wie viel Pessimismus steckt in dir?
Pessimistisch werde ich wahrscheinlich auch immer sein. Das heißt aber nicht, dass ich nicht lebensfroh wäre. Privat bin ich fröhlich und ausgeglichen. Beruflich mache ich ja etwas ganz anderes und die Band ist für mich ein Ventil. Natürlich finden sich da harte Worte, Ironie.
Live: Adam Angst sind am 1. März im Wizemann in Stuttgart zu Gast. Vom 7. bis 9. Juni sind sie bei Rock im Park in Nürnberg und Rock am Ring am Nürburgring vertreten. Mit von der Partei sind dort auch Slipknot, Tool, Die Ärzte Bastille, Marteria & Casper, Slayer, Slash, Seiler und Speer, Bring Me The Horizon, Sabaton, The BossHoss und SDP. Infos und Tickets unter www.rock-im-park.com und www.rock-am-ring.com.