Harmonischer Workshop
Zweiter Informationsabend zum Kolbinger Seniorenkonzept ist erfolgreich.
KOLBINGEN - Ein Eklat ist auch bei der zweiten Bürgerinformationsveranstaltung zum in die Kritik geratenen gemeinsamen Seniorenkonzept der Gemeinde und der Kirchengemeinde Kolbingen ausgeblieben. Die harmonische Veranstaltung geriet für die rund 250 interessierten Bürger in der Mehrzweckhalle vielmehr zu einem konstruktiv-unterhaltsamen Workshop.
Noch bevor die Informationsveranstaltung beginnen konnte, mussten noch weitere Tische und Stühle in der Mehrzweckhalle aufgebaut werden. Denn das Kontingent der Bürger, die auch der zweiten Auflage des Infoabends beiwohnen wollte, durfte sich zahlenmäßig an der ersten Veranstaltung Mitte Januar messen. Rund 250 Bürger versammelten sich um die Sechser-Tische. An denen hatte Moderator Wolfgang Himmel, der mit seinem Team auch schon durch den ersten Abend geführt hatte, Arbeitsmaterial für die WorkshopGruppen präpariert.
Experten antworten ad hoc
Das Konzept, die Diskussion auf einem niederschwelligen Level in Gang zu bringen, aufzulockern und die Leute aktiv zum Mitmachen zu animieren, zündete von Beginn an. Via Smartphone konnten die Teilnehmer an ihren Tischgruppen abgestimmt, offene Fragen an den Moderator senden, der diese mit dem Beamer an die Wand warf und von den involvierten Experten ad hoc beantworten ließ.
Fragen zur Konzeption, Architektur, Finanzierung, Abriss von Bauten oder Nutzung der Einrichtungen – Architekt, Gemeinderat, Bürgermeister oder die Pflegedienst-Expertinnen standen Rede und Antwort. Der Abend zeigte aber auch, dass nach der ersten Informationsveranstaltung und dem 50 Seiten starken Magazin der Gemeinde zum Seniorenkonzept noch Informationsbedarf innerhalb der Bevölkerung bestand.
Vor allem Fragen zum finanziellen Risiko des gesamten Konzepts, die Bezahlbarkeit der ambulant betreuten Wohngemeinschaft für Pflegebedürftige oder, ob Vereine durch die Umnutzung des Gemeindehauses ins Hintertreffen geraten, brannten den Bürgern unter den Nägeln. Solche Fragen wie „Sind die Angebote des Seniorenkonzepts nur oder vorrangig Kolbingern vorbehalten?“oder „Gibt es überhaupt Bedarf dafür in Kolbingen?“oder gar „Wie funktioniert der Bürgerentscheid?“wurden für die Fragesteller in aller Ruhe und bis ins Detail geklärt.
So müssen von den rund 1000 Wahlberechtigten beim Bürgerentscheid mindestens 20 Prozent für ein Pro oder gegen ein Kontra des Seniorenkonzepts stimmen, sonst sei das Quorum nicht erreicht. „Also, es braucht mindestens 200 Ja-Stimmen oder 200 Nein-Stimmen“, erklärte Moderator Himmel. „Und wird dann ein neues Seniorenkonzept erstellt?“, kam es aus dem Auditorium. „Nein, dann ist das vom Tisch und es passiert erst einmal drei Jahre lang nichts. Erst dann können wir uns überlegen, ob wir ein neues Konzept aufstellen“, sagte Bürgermeister Konstantin Braun.
Schad: „Hass muss raus“
Die Stimmung entspannte sich zusehends, als die Frage aufkam, ob das Haus der Begegnung auch für Hochzeiten mit lauter Musik genutzt werden dürfe. „Nur wenn die Senioren ihre Hörgeräte ausgeschaltet haben“, flachste Himmel. Nüchterne Antwort der Gemeindeverwaltung: „Ja, im Rahmen der gesetzlichen Grenzen.“Bürgermeister-Stellvertreter Hans Schad schloss den Abend mit der Bitte: „Der Hass muss raus aus der Diskussion! Diese Flugblätter müssen aufhören! Aber heute Abend sind wir da auf einem guten Weg.“
Und Hass war an diesem Abend nur schwer auszumachen.