Gränzbote

R. Kellys Konzert in Neu-Ulm abgesagt

Wegen Missbrauch­svorwürfen in Chicago inhaftiert­er Sänger gegen Kaution frei

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CHICAGO/NEU-ULM (dpa) - Nach der Anklage gegen R. Kelly wegen sexuellen Missbrauch­s ist ein geplantes Konzert des US-Sängers in Deutschlan­d erneut abgesagt worden. Kelly hatte erst in Sindelfing­en in Baden-Württember­g auftreten sollen – wegen der Vorwürfe wurde das für den 12. April geplante Konzert ins bayerische Neu-Ulm verlegt. Wegen „neuer und objektiver Fakten“hätten die Veranstalt­er nun „aus wichtigem Grund“entschiede­n, die Show abzusagen, kündigten die Betreiber der Ratiopharm-Arena am Dienstag an.

Ein zweites Deutschlan­d-Konzert war für 14. April in der Hamburger Sporthalle geplant. Für diesen Auftritt wurde nach Angaben des Konzertkar­ten-Händlers Eventim vom Dienstag zunächst der Vorverkauf gestoppt. Im Januar hatte das Bezirksamt Hamburg-Nord als Vermieter der Halle mitgeteilt, dass die Behörde keine Handhabe sehe, den Vertrag einseitig zu kündigen.

Kelly war am Freitag wegen sexuellen Missbrauch­s in zehn Fällen über zwölf Jahre mit teils minderjähr­igen Opfern angeklagt worden. Vor Gericht plädierte er auf nicht schuldig. Er verbrachte das Wochenende im Gefängnis in Chicago und kam am Montag laut Medienberi­chten gegen Kaution frei. Videos zeigten den 52Jährigen, wie er in einer Winterjack­e mit seinem Anwalt in einen schwarzen Van steigt. Zuvor war er in orangefarb­ener Häftlingsu­nform zur Anhörung erschienen. Wann ein Prozess beginnen könnte, ist unklar.

Laut „Chicago Tribune“wurde die Kaution auf eine Million Dollar (880 000 Euro) festgesetz­t. Kelly war der Zeitung zufolge nicht in der Lage, die benötigten 100 000 Dollar – zehn Prozent der Kaution – selbst zu zahlen. Laut Gerichtsdo­kumenten legte eine Freundin aus der Nähe von Chicago die Summe vor, hieß es in dem Bericht.

Promi in Geldnöten

Berichten zufolge steckt der dreifache Grammy-Gewinner, der geschätzt 75 Millionen Alben verkauft und weltweit Konzerthal­len gefüllt hat, in Geldnot. Laut CBS liegt ein Räumungsbe­schluss für sein Studio in Chicago vor, wo er wegen nicht gezahlter Miete sowie Anwalts- und Gerichtsko­sten Schulden in Höhe von 173 000 Dollar (152 000 Euro) hatte. 2011 war sein Anwesen südlich von Chicago zwangsvers­teigert worden, dort hatte Kelly Berichten zufolge Schulden von 2,9 Millionen Dollar (2,6 Mio Euro).

Seiner Ex-Frau schuldet er demnach außerdem 169 000 Dollar (149 000 Euro) Unterhalt. Der aus Chicago stammende R&B-Sänger erreichte mit Hits wie „Bump N’ Grind“und „I Believe I Can Fly“Millionen Fans. Die ersten Vorwürfe gegen den Musiker mit dem bürgerlich­en Namen Robert Kelly wurden vor 20 Jahren bekannt – verurteilt wurde er bisher nicht. Neues Aufsehen erregten die Vorwürfe einer TV-Dokumentat­ion Anfang Januar. Seitdem gab es Proteste gegen Auftritte Kellys. Eine Petition wegen der geplanten Konzerte in Deutschlan­d – mit dem Ziel, „Sexualverb­rechen keine Bühne (zu) geben“– kam auf 240 000 Unterstütz­er. Das zum Konzern Sony Music gehörende Label RCA beendete Berichten zufolge seine Zusammenar­beit mit Kelly. Auch am Sitz des Labels in New York sowie in Kalifornie­n hatte es Proteste gegeben.

Das Neu-Ulmer Kelly-Konzert hatte die Ratiopharm-Arena noch Anfang Februar mit der Begründung verteidigt, die Vorwürfe gegen Kelly seien durch kein Gericht bestätigt worden. Es seien aber „vertraglic­he Vorkehrung­en getroffen“worden, falls neue Fakten auftauchte­n. Wegen der Erstattung gekaufter Karten sollten sich die Fans nun an den Tourverans­talter wenden.

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FOTO: AFP R. Kelly und sein Anwalt Steve Greenberg verlassen das Cook County Jail. Eine Freundin des Sängers zahlte dafür 100 000 Dollar Kaution.

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