Mehr als nur Blumensträuße binden
Claudia Pfleiderer ist gelernte Krankenschwester und schult nun zur Floristin um – Fingerspitzengefühl ist gefragt
RIETHEIM-WEILHEIM - Müsste Claudia Pfleiderer ihren Beruf beschreiben, würde sie sagen: „Es ist eine herrliche Mischung aus Natur, Kunst und Kreativität.“Die 39-Jährige absolviert derzeit eine Umschulung zur Floristin in der Gärtnerei und im Blumenladen Faude in Rietheim-Weilheim. Sie sei glücklich, einen Beruf gefunden zu haben, den sie liebe, sagt sie. Auch wenn es ein weiter Weg bis dahin war.
Pfleiderer hat zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert. Als ihr Sohn dann auf die Welt kam, blieb sie zuhause. Wieder als Krankenschwester einzusteigen, „kam nicht in Frage“, sagt sie. Zu schwierig seien die Arbeitsbedingungen heute. Bereits vor und nach ihrer Ausbildung zählte Floristik zu ihren Hobbys. „Ich habe einige VHSKurse belegt und so die Liebe zur Natur und Floristik entdeckt“, berichtet die 39-Jährige, die in Bad Dürrheim wohnt.
Bis das Arbeitsamt ihre Umschulung genehmigt hat, hat sie sechs Monate als Quereinsteigerin bei Faude gearbeitet. Rückblickend sagt sie: „Das ist mir zugute gekommen.“Im September vergangenen Jahres startete sie ihre Ausbildung gleich im zweiten Lehrjahr. Pfleiderer kann schon jetzt sagen: „Floristik ist mein Traumberuf.“Als Floristin zu arbeiten, ist viel mehr als nur Sträuße binden. Zu ihren Aufgaben im Blumenladen gehört es, frische Blumen zu richten, das heißt, sie von Blättern zu befreien, auf die richtige Länge zu schneiden und anzuschneiden sowie in Blumenvasen zum Verkauf zusammenzustellen. Dann muss sie die Preise berechnen und die Ware auszeichnen. Wenn Kunden das Geschäft betreten, bedient und berät sie diese. Sie dekoriert den Laden und bepflanzt Schalen sowie Töpfe. Ebenso muss Pfleiderer mit der Kasse umgehen können.
Alle zwei bis drei Wochen hat Pfleiderer für eine Woche Blockunterricht an der Albert-SchweitzerSchule in Villingen-Schwenningen. Auf ihrem Stundenplan stehen Fächer wie Botanik, Pflanzenpflege, Farben- und Gestaltungslehre, Fachzeichnen, Mathematik und Wirtschaft. In der schuleigenen Werkstatt lernt Pfleiderer, die Werkstücke zu planen und zu zeichnen. Dort wird auch geübt, Sträuße und Kränze – beispielsweise als Kopfschmuck bei Kommunionen oder als Trauerkranz – Hochzeitsfloristik und Gestecke zu binden. Am Ende der dreijährigen Ausbildung steht die Abschlussprüfung, die aus Theorie – mündlich und schriftlich – sowie einem Praxisteil besteht.
So schön die Blumen und Pflanzen auch sind – „Es ist auch körperliche Arbeit“, weiß Pfleiderer und erklärt: „Man muss viel stehen, laufen und auch mal schwer tragen.“Es gehört ebenso dazu, mal samstags zu arbeiten. Und: „Man muss sich auch dreckig machen können.“Wichtig sei, gegenüber den Kunden freundlich und aufgeschlossen zu sein. Denn als Floristin sei man auch Verkäuferin.
Vieles lasse sich während der Ausbildung lernen, glaubt sie. Aber ein bisschen Begabung und Feinmotorik gehöre auch dazu: „Man muss ein Gefühl für Farben, Formen und Design haben.“Um herauszufinden, ob der Beruf des Floristen tatsächlich zu einem passt, empfiehlt Pfleiderer, unbedingt vorher ein Praktikum zu absolvieren.