Wieder ein Premierensieg
Bei erstem Team-Wettbewerb – Deutsche Skispringerinnen schreiben WM-Geschichte
SEEFELD (dpa/SID) - Die Golden Girls um Katharina Althaus und Carina Vogt schritten nach ihrem historischen Skisprung-Coup würdevoll über den roten Teppich zur Siegerehrung, selbst Bundestrainer Andreas Bauer verdrückte bei ein Tränchen. „Ich habe schon viele Goldmedaillen gewonnen. Aber das ist die schönste, weil wir sie als Mannschaft gewonnen haben“, sagte Bauer, nachdem seine Mädels die goldene deutsche Schanzenparty von Seefeld mit dem Sieg bei der WM-Teampremiere fortgesetzt hatten.
Beim dritten Triumph im dritten Skispringen dieser so rauschenden Tiroler Titelkämpfe zeigten die deutschen Fliegerinnen eine nervenstarke Vorstellung, füllten ihre Favoritenrolle aus und zwangen Österreich sowie Norwegen in die Knie. „Das war heute ein großer Tag für unser Team und unseren Sport. Wir sind einfach nur glücklich“, sagte die aus Schwäbisch Gmünd stammende Vogt, die mit ihrem fünften Titel nun erfolgreicheste Athletin im Deutschen Skiverband ist. Die erste Olympiasiegerin in der Skisprunggeschichte überholte damit die viermaligen Weltmeister Jens Weißflog und Martin Schmitt. Althaus, Vogt sowie Juliana Seyfarth und Ramona Straub hätten damit eine gepflegte Fete redlich verdient gehabt. Doch gerade als Althaus „ein Gläschen Sekt“herbeisehnte, erstickte Bauer auch die leisesten Partypläne gnadenlos.
„Heute Abend muss ich leider die Spaßbremse spielen“, sagte der Meistermacher mit Blick auf das Einzelspringen 24 Stunden später – dort könnte nämlich schon der nächste Coup folgen, schließlich scheint in Seefeld alles zu gelingen: Das Frauen-Gold war bereits das fünfte für den Deutschen Skiverband vor Ort.
„Das war Werbung für das Frauen-Skispringen. Wir sind der verdiente Sieger, auch wenn es beileibe kein Selbstläufer war“, sagte DSVPräsident Franz Steinle. Denn das Endergebnis – Deutschland lag mit 898,9 Punkten umgerechnet knapp zehn Meter vor Österreich (880,3) und Norwegen (876,9) – spiegelte nur ansatzweise die Spannung wider. Bauer musste erst einmal tief durchschnaufen. „Es war sehr emotional, die Mädels haben grandiose Sprünge rausgehauen. Nach dem Sieg bei der Olympia-Premiere 2014 durch Carina hat es wieder geklappt, irgendwie sind wir für Premieren gemacht“, sagte der Erfolgscoach.
Vogt (99,0 +92,5 m), Althaus (104,5 +99,5), Seyfarth (98,0 +95,0) und
„Das war Werbung für das Frauen-Skispringen.“
DSV-Präsident Franz Steinle
Straub (106,0 +100,0) zeigten vor 3400 Zuschauern einen Wettkampf mit Höhen und Tiefen, in dem die überraschend starke Straub zum Matchwinner wurde. „Ich wusste, es muss gehen. Jetzt ist es ein super Gefühl“, sagte sie.
Neben der souveränen Althaus zeigten auch ihre großen Kontrahentinnen im Einzelwettbewerb am Mittwoch (16.15 Uhr/ZDF und Eurosport) einen starken Wettkampf. Norwegens Olympiasiegerin Maren Lundby (108,0 +100,5) und Daniela Iraschko-Stolz aus Österreich (104,5 +96,5) unterstrichen ihre MedaillenAmbitionen.
Der Teamwettkampf war kurzfristig und überraschend drei Wochen vor WM-Beginn ins Programm von Seefeld aufgenommen worden. „Der Bewerb kostet uns 150 000 Euro, aber das machen wir gerne, weil wir auch Medaillenchancen haben“, sagte Österreichs Verbandspräsident Peter Schröcksnadel, der sich gerne als großer Förderer der Springerinnen sieht. Allerdings war es in Sachen Preisgeld mit der angestrebten Gleichberechtigung nicht weit her. 5000 Franken (4400 Euro) kassierte das Frauen-Siegerteam, für die Männer gab es das Siebenfache (35000 Franken/30 800) Euro.
Doch dürften die Medaillen für die Mädels auch so unbezahlbar sein.