Supersnooker
Die Welt wird zu schnell, alle Reize immer rasanter, des Internets wegen, der Sport sowieso, er lebt ja vom Vergleich, vom Bessersein als Andere. Blöd nur, wenn sich am Ende herausstellt, dass alles getürkt war. Nach dem Marathon in Abu Dhabi im Dezember etwa freuten sich viele über die tollen Rekorde, inzwischen aber kam dank neugierig nachmessender deutscher Geologen heraus, dass die Strecke einfach mal 200 Meter zu kurz war.
Gut, dass es noch Snooker gibt, ein zeitloser Sport der Entschleunigung, bei dem Männer im Smoking Minutenlang nachdenken, ehe sie mathematisch fast irreale Queuestöße ausführen, die allesamt nobelpreiswürdig sind. So war das bisher, doch nun gibt es ja Shoot-out-Snooker, bei dem Spieler nur noch 10 bis 15 Sekunden lang Bedenkzeit haben. Das Ergebnis ist meist suboptimal: Billardkugeln, die sich sonst zärtlich aneinander schmiegten, fallen nun urplötzlich in Löcher, wo sie nie hineinwollten. Dafür wird viel gesoffen und gegröhlt unter den Fans, alle schreien ständig „Geil“und „Wahnsinn“, und Fernsehen und Internet übertragen live. Aber vielleicht ist das der Zahn der Zeit. „Ich versteh’s nimmer“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich kürzlich über die Auswüchse im Sport. Da ist er nicht allein. (zak)