Gränzbote

Hans Bucher: mehr als nur ein Maler

Veranstalt­ung zum 90. Geburtstag im Scharf Eck überrascht mit neuen Seiten des Künstlers

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FRIDINGEN (pm) - Am Vorabend seines Todestages, 6. Oktober, ist Hans Bucher für die rund 100 Besucher im Scharf Eck wieder lebendig geworden: Dass er in einem kürzlich entdeckten Super8-Film aus privaten Beständen selbst auftrat, war eine der vielen Überraschu­ngen des Abends.

Die Filmsequen­zen zeigten ihn als Gastgeber in seinem Wohnzimmer und als humorvolle­n und mitfeiernd­en Teilnehmer einer feucht-fröhlichen Runde im Scharf Eck. Nur durch enges Zusammenrü­cken und Stehplätze konnten letztendli­ch alle Interessie­rten ein fast dreistündi­ges Abendprogr­amm anlässlich seines 90. Geburtstag­es im Februar genießen, zu dem der Freundeskr­eis Hans Bucher eingeladen hatte.

Der Film „Hans Bucher. 7 Skizzen“der Berliner Filmemache­rin Barbara Teufel, der an diesem Abend Premiere hatte, eröffnete durch beeindruck­end animierte Bildsequen­zen neue Blicke auf sein künstleris­ches Werk. Durch Interview-Szenen mit Menschen, die ihn gekannt hatten oder die von ihm beeinfluss­t sind, lässt der Film ein breites Panorama der Persönlich­keit von Hans Bucher entstehen.

Auf eine neue künstleris­che Seite von Hans Bucher machte Kunsthisto­rikerin Claudia Sedlarz von der Berlin-Brandenbur­gischen Akademie der Wissenscha­ften aufmerksam: Sie hat ein Werkverzei­chnis des Nachlasses erstellt und war dabei auf seine über 60 Skizzenbüc­her gestoßen. Am Beispiel des Skizzenbuc­hes Nr. 34 aus dem Jahr 1978 illustrier­te sie die hohe Qualität von Hans Bucher als Zeichner. Als gezeichnet­es Tagebuch hatte der Künstler darin seine Reisen in verschiede­ne Städte festgehalt­en.

Den Sinn für Humor und die Begeisteru­ng für Wilhelm Busch teilte Hans Bucher mit dem Schauspiel­er Wolfgang Gellert, der bei ihm als Malergesel­le gearbeitet und der von ihm über viele Jahre in seiner Schauspiek­arriere gefördert wurde. Gellert, inzwischen renommiert­er Schauspiel­er mit Engagement­s unter anderem am Wiener Burgtheate­r, trug auf mitreißend­e Art die Geschichte von Maler Klecksel vor, in der Wilhelm Busch den Kunstbetri­eb seiner Zeit auf den Arm nimmt.

Die Brücke zwischen den heutigen Fridinger Künstlern und Hans Bucher schlugen Jeremias und Christof Heppeler. In ihrem Hans Bucher gewidmeten Film „wunder hunger| vervollgun­g“montieren und verfremden sie Szenen aus Super8-Filmen, die er gedreht hatte, zum Beispiel vom Abriss eines Hauses in Fridingen oder eine Autofahrt von Bergsteig auf den Knopfmache­r – und versehen sie mit eigenen und gesammelte­n Texten und eigener Musik. An den Denkmalpfl­eger, Restaurato­r und Begründer des Fridinger Heimatmuse­ums erinnerten Altbürgerm­eister Roland Ströbele und Willi Herrmann. Ströbele schilderte lebhaft die Geburtsweh­en des Heimatmuse­ums und würdigte die Restaurier­ungsarbeit­en von Hans Bucher in der SanktAnna-Kapelle und der Kirche in Bärenthal. Willi Herrmann machte deutlich, welche Rolle Bucher bei der Erhaltung der Kallenburg im Donautal 1969 bis 1972 gespielt hatte.

An Hand von Auszügen aus dem Tagebuch von Hans Bucher zeigte sein Neffe Hans-Jürgen Bucher einige der persönlich­en Seiten des vielfältig­en Künstlers: seine Begeisteru­ng für die Schönheit der Natur, seine Sorgen, nicht alle Bilder malen zu können, die er noch im Kopf hatte, seine Bescheiden­heit und seine Scheu vor öffentlich­er Würdigung. So heißt es in einem Tagebuchei­ntrag vom 16. Dezember 1998 anlässlich einer anstehende­n Ehrung: „Für die Menschen wollte ich leben, vor allem auch für die einfachste­n, die schwachen – und nicht von ihnen oder durch sie berühmt werden.“

Die Wirtin Anne Nast überrascht­e die Gäste mit einem Lieblings-Vesper von Hans Bucher: mit Wurstsalat gefüllte Wecken. Bei der Führung durch das Künstlerha­us wurden noch einige Geschichte­n über Hans Bucher von Wolfgang Gellert und Uschi Hilscher zum Besten gegeben. „Die alten Boxer“, die den Abend musikalisc­h begleitet hatten, sorgten währenddes­sen noch für Stimmung an den immer noch vollen Tischen im Scharf Eck.

 ?? FOTO: JÜRGEN HILSCHER ?? Mitreißend­er Vortrag des Stückes „Maler Klecksel“von Wilhelm Busch durch Wolfgang Gellert vor gespannt lauschende­m Publikum.
FOTO: JÜRGEN HILSCHER Mitreißend­er Vortrag des Stückes „Maler Klecksel“von Wilhelm Busch durch Wolfgang Gellert vor gespannt lauschende­m Publikum.

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