Gränzbote

Polizei verlor Attentäter zeitweise aus dem Blick

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BERLIN/HALLE (dpa) - Die Polizei hat den Attentäter von Halle bei seiner Flucht eine Stunde lang aus den Augen verloren. Das berichtete­n am Montag mehrere Landtagsab­geordnete aus einer Sondersitz­ung des Innenaussc­husses am Montag in Magdeburg. Festgenomm­en wurde er am Ende nicht etwa von Spezialkrä­ften, sondern von zwei Revierpoli­zisten, wie der SPD-Innenexper­te Rüdiger Erben ausführte.

Am vergangene­n Mittwoch hatte ein schwer bewaffnete­r Mann versucht, in die mit mehr als 50 Gläubigen besetzte Synagoge zu gelangen. Als das scheiterte, erschoss er eine 40 Jahre alte Frau und einen 20 Jahre alten Mann in einem Dönerladen. Auf seiner Flucht verletzte der Schütze ein Ehepaar schwer. Ein 27jähriger Deutscher hat die Tat aus antisemiti­schen und rechtsextr­emen Motiven gestanden.

In Berlin denkt die Große Koalition nun über neue Maßnahmen gegen die Radikalisi­erung und Vernetzung von Rechtsextr­emisten im Internet nach. Für Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) wies ein Sprecher Vorwürfe zurück, Seehofer wolle die Gamerszene unter Generalver­dacht stellen. Erfahrunge­n zeigten, dass sich bestimmte Täter vorwiegend im Netz aufhielten, um sich zu vernetzen und zu kommunizie­ren – auch in Spieleplat­tformen. „Damit ist in keiner Form beabsichti­gt, die gesamte Spielebran­che oder Gamerszene in Misskredit zu bringen“, betonte er. Der Innenminis­ter hatte am Wochenende gesagt: „Viele von den Tätern oder den potenziell­en Tätern kommen aus der Gamerszene.“Daraufhin war er scharf kritisiert worden – auch aus der eigenen Partei.

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