Die „Goldenen 20er“sind der Star
Literaturherbst: Christof Weigold lässt im Roman „Der blutrote Teppich“das Hollywood um 1922 wieder aufleben
TUTTLINGEN - Nach seinem Erstlingsroman „Der Mann, der nicht mitspielt“lässt Christof Weigold den Privatdetektiv Hardy Engel auch in seinem zweiten Krimiroman im Hollywood der 20er Jahre ermitteln. Im Sündenpfuhl der Traumfabrik muss der Ermittler den Mord an einem Regisseur aufklären. Am 18. Oktober liest Christof Weigold im Rahmen des Literaturherbstes in der Stadthalle Tuttlingen.
In „Der blutrote Teppich“möchte der bekannte Regisseur William Desmond Taylor den Privatdetektiv Hardy Engel mit einem neuen Fall betrauen. Doch als der Ermittler in der Villa des Regisseurs auftaucht, findet er den Filmemacher tot auf dem Boden liegen – und steht dann
Tuttlinger Literaturherbst 2019
selbst unter Mordverdacht. Auf der Suche nach dem Mörder macht der aus Deutschland ausgewanderte Hardy die Bekanntschaft mit Filmstars der 1920er-Jahre, wie Mabel Normand oder Charlie Chaplin.
In seinem zweiten historischen Fall in Hollywood mixt Weigold wieder Filmgeschichte mit klassischem Krimi. Dabei verknüpft der Autor erneut einen wahren Krininalfall – der bis heute ungeklärte Mord an dem Regisseur William Desmond Taylor aus dem Jahr 1922 – mit der Geschichte seines fiktiven Detektivs Hardy Engel. Hier und da lassen sich Parallelen zu Raymond Chandler und Dashiell Hammitt finden. Doch Weigolds Stil unterscheidet sich bedeutend vom verknappten Stil der klassischen Hardboiled-Krimis eines Chandlers. Christof Weigold ist zu sehr bemüht, wort- und seitenreich das „Setting“seines Krimiromans auszurollen und verliert sich dabei in Beschreibungen des Hollywoods der „Roaring Twenties“. Mitunter hängt dabei die Handlung durch, der Krimi tritt auf der Stelle.
Der Spagat, den Spannungsbogen eines Krimis hoch zu halten und gleichzeitig den historischen Erklärer zu geben, gelingt Weigold leider nicht. Dafür ist sein Krimi mit 640 Seiten schlicht zu üppig geraten, der mit seinen detaillierten Beschreibungen und seiner Fülle an Details eher ein historischer Roman ist, denn dynamischer Krimi. Was viele Krimis belastet, ist die Tatsache, dass sie schlecht geschrieben sind. Das kann man von Weigolds zweitem Wurf zwar nicht behaupten, ein großer literarischer Wurf ist er eben aber auch nicht. „Der blutrote Teppich“fasziniert wie schon der Vorgänger durch die geschickte Verknüpfung historischer Fakten mit dem Lebensgefühl der „Goldenen 20er“.
Weigolds Star sind eben diese 20er-Jahre in Hollywood, die er atmosphärisch stimmig einfängt und ausbreitet. Und wer dann noch Cineast ist, hat ein gutes Stück Unterhaltung vor sich. Der Kriminalfall ist da nur noch der rote Faden.
Aus seinem Krimiroman „Der blutrote Teppich“liest Christof Weigold am Freitag, 18. Oktober, um 20 Uhr im kleinen Saal der Stadthalle Tuttlingen.