Medi-G zieht in den Industriepark
Leibertinger Medizintechnikfirma will sich vergrößern
MESSKIRCH/LEIBERTINGEN - Die Firma Medi-G wird sich als erste größere Firma im Industriepark nördlicher Bodensee niederlassen. Das wurde in einem Pressegespräch am Dienstag bekannt gegeben. Mit dem ersten Spatenstich für den Neubau wird für April/Mai 2020 gerechnet, die Fertigstellung ist für Juni/Juli 2021 vorgesehen.
Der Umzug aus dem Leibertinger Gewerbegebiet soll in der Urlaubszeit im Sommer 2021 stattfinden. Anschließend kann die Produktion dann wieder hochgefahren werden. Die Investition bewegt sich in zweistelliger Millionenhöhe, wie die Inhaber mitteilen.
Die Medi-G firmiert erst sei Anfang des Monats unter diesem Namen und war bislang unter dem Namen Paul Peschke GmbH bekannt. Sie wurde 1970 durch den Namensgeber gegründet und war zunächst ein handwerklich ausgerichteter Kleinbetrieb. Seit 1991 ist die Firma im Leibertinger Gewerbegebiet angesiedelt.
1994 übernahm Susanne Gäng, geborene Peschke, zusammen mit ihrem Mann Otto Gäng die Leitung der Firma mit damals rund 30 Mitarbeitern. Inzwischen hat sich die Firma zum Hersteller qualitativ hochwertiger Instrumente für die Minimal Invasive Chirurgie (sogenannte Schlüssellochchirurgie, die mit kleinsten Schnitten arbeitet) entwickelt und beschäftigt fast 100 Mitarbeiter. Sie produziert seit 50 Jahren für die Firma Karl Storz in Tuttlingen.
„Wir wollen das Unternehmen fit für die Zukunft und die nächste Generation machen“, sagt Susanne Gäng. Auch die Umbenennung in einen leichter verständlichen, internationaleren Namen sei vor diesem Hintergrund zu sehen. Der neue Standort im Industriepark sei daher auch wichtig, weil sich eine Erweiterung in Leibertingen nicht mehr sinnvoll umsetzen ließe.
Man habe immer wieder angebaut aber durch den hohen Grad an Automatisierung und eine sehr große Eigenfertigungstiefe seien für die zukünftigen Entwicklungen die Voraussetzungen in Leibertingen nicht mehr gegeben. „Wir brauchen jedes Jahr neue Maschinen und Roboter und wollen im Neubau die Abläufe optimieren“, sagt Otto Gäng. Deshalb werde man den Standort Leibertingen komplett aufgeben. Zwei Niederlassungen seien für eine Firma dieser Größe nicht möglich. Die Leibertinger Gebäude sollen verkauft werden.
Am neuen Standort im Industriepark stehen der Firma 13 500 Quadratmeter Grundfläche zur Verfügung, genügend Platz für weitere Ausbauten. Die neue Halle soll die Ausmaße 50 mal 85 Meter haben und zehn Meter hoch sein. Im Erdgeschoss sind für Verwaltung und Produktion eine Fläche von 5500 Quadratmetern geplant (derzeit nur 2600 Quadratmeter). Im ersten Geschoss sollen dann auf 1000 Quadratmetern Sozialräume und die Haustechnik untergebracht werden. Angestrebt ist, dass der Neubau durch eine Technik auf dem letzten Stand weitestgehend energieautark wird.
Vorgesehen ist, dass die Mitarbeiterzahl mittelfristig auf 150 steigt. Das Unternehmen bildet teilweise seinen Nachwuchs selbst aus und beschäftigt Mitarbeiter aus der ganzen Region, von Bad Saulgau über Sigmaringen bis Albstadt. Trotz Facharbeitermangel ist es der Firma bislang immer gelungen, die notwendigen Stellen zu besetzen, sagt Susanne Gäng.
„Ich bin vielleicht der einzige, der nicht nur glücklich ist“, sagt Leibertingens Bürgermeister Armin Reitze. Die Firma Medi-G sei ja gewissermaßen die Nummer 1 in Leibertingen und ein zuverlässiger Steuerzahler gewesen. Insofern „tut uns das unheimlich weh“. Aber wichtig sei ja, dass so eine Firma in der Region bleibe und durch die Beteiligung am Industriepark blieben ihm ja 20 Prozent der Gewerbesteuer erhalten. Auch könnten die Verluste über den Finanzausgleich aufgefangen werden, sodass die Gemeinde nicht allzu stark in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt werde.
Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick war natürlich zufrieden, dass im Industriepark endlich etwas vorwärts geht: „Das ist erfreulich für uns und die Firma.“Er sagte, dass er hoffentlich demnächst weitere Niederlassungen ankündigen könne. Bislang hatte sich als erster Betrieb eine kleine Baufirma, Lukas Glöckler aus Altheim, im Industriepark niedergelassen. Dort sind die Gemeinden Meßkirch, Leibertingen, Inzigkofen, Sauldorf und Wald mit je 20 Prozent Anteil zusammengeschlossen.