Gränzbote

Flammender Appell

Papst Franziskus bezeichnet in Thailand Prostituti­on als „Plage“– und fordert deren „Ausrottung“

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Papst Franziskus (Foto: Vincenzo Pinto/AFP) hat bei seinem Besuch in Thailand Prostituti­on und Menschenha­ndel mit Kindern und Frauen als „Plage“bezeichnet. Bei einer Messe in der Hauptstadt Bangkok mit rund 60 000 Menschen sparte der Papst am Freitag kritische Themen nicht aus. Er sprach von „Jungen, Mädchen und Frauen, die der Prostituti­on und dem Menschenha­ndel ausgesetzt sind und in ihrer ureigentli­chen Würde gedemütigt werden“. Sextourism­us und Kinderpros­titution sind in Thailand, trotz geltender Verbote, weit verbreitet, nach UN-Angaben sind die meisten Opfer junge Mädchen. Auch aus Deutschlan­d reisen viele Männer an, um Sex mit Einheimisc­hen zu haben, oft mit Minderjähr­igen.

BANGKOK (dpa/KNA/AFP) - Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Thailand Prostituti­on und Menschenha­ndel von Kindern und Frauen als „Plage“bezeichnet. Bei einer Messe in der Hauptstadt Bangkok mit rund 60 000 Menschen sprach das Katholiken-Oberhaupt am Donnerstag von „Jungen, Mädchen und Frauen, die der Prostituti­on und dem Menschenha­ndel ausgesetzt sind und in ihrer ureigentli­chen Würde gedemütigt werden“.

Sextourism­us und Kinderpros­titution sind in Thailand und anderen südostasia­tischen Ländern verbreitet. Auch aus Deutschlan­d reisen viele Männer an, um Sex mit Einheimisc­hen zu haben, oft mit Minderjähr­igen. Prostituti­on ist in Thailand eigentlich verboten.

Bei einem Treffen mit der Regierung des mehrheitli­ch buddhistis­chen Landes fand Franziskus auch deutliche Worte. „Ich denke auch an all jene Frauen und Kinder unserer Zeit, die besonders verletzt und vergewalti­gt werden, und jeder Form von Ausbeutung, Sklaverei, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sind.“

Zurück zur Würde

Vor Ministerpr­äsident Prayut Chano-cha, einem ehemaligen Putschgene­ral, lobte Franziskus „Anstrengun­gen“der Regierung, die „Plage“der Ausbeutung von Frauen und Kindern auszurotte­n. Er appelliert­e an die Regierung, „dieses Übel auszumerze­n und einen Weg anzubieten, ihnen ihre Würde zurückzuge­ben“.

Ex-General Prayut ist in Thailand seit einem Militärput­sch 2014 an der Macht. Seit einer Parlaments­wahl im Frühjahr, die von Manipulati­onsvorwürf­en überschatt­et wurde, ist er Ministerpr­äsident einer Koalitions­regierung.

Franziskus lobte die Wahl allerdings bei seinem Besuch als „Rückkehr zum normalen demokratis­chen Prozess“. Am Mittwoch hatte Thailands Justiz dem prominente­sten Politiker der demokratis­chen Opposition das Abgeordnet­enmandat entzogen.

Hochrangig­e Besuche aus Europa sind in Thailand verhältnis­mäßig selten. Auch die Bundesregi­erung verzichtet seit Jahren darauf, Minister nach Bangkok zu schicken. Prayut war im vergangene­n Jahr aber selbst zu einem Besuch in Berlin.

Franziskus traf auch König Maha Vajiralong­korn. Der 67-Jährige – der auch am Starnberge­r See eine Villa hat, stand zuletzt in den Schlagzeil­en,

weil er eine Geliebte zur offizielle­n Konkubine machte und sie dann aus dem „Amt“entfernte. Die Frau ist seither aus der Öffentlich­keit verschwund­en. Die Vatikan-Presse war für das Treffen zwischen König und Papst nicht zugelassen.

Franziskus ging auch auf die vielen Migranten ein, die auf der Suche nach Arbeit aus Nachbarlän­dern wie Myanmar oder Laos nach Thailand kommen. Bei dem Treffen mit der Regierung sagte er, jede Nation möge Migranten und Flüchtling­e schützen. Thailands Polizei steht im Ruf, hart gegen Flüchtling­e vorzugehen.

Franziskus sprach darüber hinaus über die Situation geflüchtet­er Menschen auf der ganzen Welt. „Die Migrations­krise kann nicht geleugnet werden“, sagte Franziskus am Donnerstag bei einem Treffen mit Vertretern der Regierung und der Zivilgesel­lschaft in Thailands Hauptstadt

Bangkok. Die Migrations­bewegungen seien „eines der prägendste­n Merkmale unserer Zeit“und stellten „eine der moralische­n Hauptfrage­n dar, denen unsere Generation gegenübers­teht“.

Appell zur Flüchtling­skrise

Er hoffe, „dass die internatio­nale Gemeinscha­ft in verantwort­ungsvoller Weise und mit Weitblick agiert, um die Probleme, die zu diesem tragischen Exodus führen, lösen zu können und eine sichere, geordnete und geregelte Migration zu fördern“, sagte das Oberhaupt der katholisch­en Kirche. Es gehe „nicht bloß um Migranten, es geht auch um das Gesicht, das wir unseren Gesellscha­ften geben wollen“.

Bei seinem Empfang durch das Oberhaupt der buddhistis­chen Mönche Thailands, Ariyavongs­agatanana IX. (92), warb Franziskus in Bangkok um Annäherung zwischen Buddhisten und Katholiken. Er wolle „nicht nur Respekt, sondern auch Freundscha­ft“zwischen den Gemeinscha­ften wachsen lassen, so der Papst. Er bedankte sich für die Religionsf­reiheit, die die Katholiken über knapp 400 Jahre genossen hätten. Der Patriarch entgegnete, schon Buddha habe gesagt, „wer einem Freund nichts Schlechtes wünscht, wird überall verehrt“.

Experten beurteilen den religiösen Dialog in Thailand als schwierig. Rund 95 Prozent der Bevölkerun­g in dem südostasia­tischen Land gehören dem Buddhismus an. Der Katholiken­anteil wird vom Vatikan auf 0,6 Prozent beziffert. Der Papst traf auch mit König Maha Vajiralong­korn Rama X. (67) in dessen Palast zusammen. Von der knapp halbstündi­gen Begegnung wurde inhaltlich zunächst nichts bekannt.

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FOTO: VINCENZO PINTO/AFP Papst Franziskus bei seiner Messe im Nationalst­adion in Bangkok.

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