Der Papst setzt richtige Akzente
Bulgarien und Nordmazedonien, Rumänien, Mosambik, Madagaskar und Mauritius, Thailand und Japan: Exotische Reiseziele hat Papst Franziskus jüngst besucht, im Jahr 2019 war er außerdem schon in Panama, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Marokko. Die Katholiken dort freuen sich über die Visite des Pontifex maximus (übersetzt: oberster Brückenbauer), der eine Verbindung zwischen Rom und den Ländern „an den Rändern der Welt“selbst baut.
Während Franziskus unterwegs ist, nimmt die Kritik an seiner Amtsführung zu. Die Hauptpunkte: Der Papst habe die Kurie nicht im Griff, die seit Langem angekündigte Reform im Vatikan bleibe aus. Nachrichten über Finanzmanager, die reihenweise kündigen, häufen sich. Und der Missbrauchsskandal rüttelt an den Grundfesten der Kirche.
Ja, der Missbrauchsskandal weitet sich aus. Und ja, Franziskus trifft nicht immer den richtigen Ton, wenn er sich zu den Vorwürfen äußert. Hier besteht Handlungsbedarf.
Aber mit seinen Reisen und seiner Zuwendung für Katholiken, die in extremen Minderheiten leben, erfüllt Franziskus eine Mission, die weit wichtiger ist als irgendeine Strukturfrage im heimischen Vatikan. Wenn er in Thailand das friedliche Zusammenleben zwischen ethnischen Gruppen als Inspiration für die Welt bezeichnet und dazu aufruft, Unterschiede zu respektieren und zu akzeptieren, dann leistet er einen Beitrag, der sich wohltuend vom allgemeinen Wortgeklingel unterscheidet. Wenn er mahnt, Migranten willkommen zu heißen und Frauen und Kinder vor Ausbeutung, Missbrauch und Versklavung zu schützen, dann stellt er sich gegen weltweit agierende Populisten, die vor allem in den sogenannten sozialen Netzwerken den Ton angeben.
Was bleibt von Päpsten in Erinnerung? Johannes XXIII.: der Wille, die Kirche zu öffnen. Johannes Paul II.: der Sieg über den Kommunismus. Benedikt XVI.: der große Theologe. Franziskus: der Papst, der das Gespräch mit dem Islam sucht, der auf die Buddhisten zugeht, der die Ränder der Welt wertschätzt.