Wachstumstreiber künstliche Intelligenz
Deutschland kann laut Studie von KI profitieren – Wenn Firmen rechtzeitig investieren
KÖLN - Deutschland sollte eine positivere Einstellung zur künstlichen Intelligenz (KI) entwickeln, um Kostenvorteile zu nutzen. „Ein noch längeres Zögern kann sich der Standort nicht leisten“, sagte Eco-Chef Oliver Süme am Donnerstag in Köln bei der Vorstellung einer Studie zur Anwendung von KI in Unternehmen.
Gerade der stärkste deutsche Wirtschaftszweig, die Herstellung realer Waren, könne massiv profitieren. Wenn die Unternehmen ab jetzt konsequent investieren, können sie schon im Jahr 2025 knapp 500 Milliarden Euro mehr erwirtschaften als ohne KI-Techniken.
Für die Studie haben Ökonomen der Unternehmensberatung Arthur D. für alle relevanten Branchen die Kosten gegen den Nutzen gerechnet, um herauszufinden, was die Neuerungen in den kommenden Jahren konkret bedeuten. „Die Antwort hat uns in ihrer Eindeutigkeit verblüfft“, sagt Süme. Die Einsparungen und Umsatzsteigerungen übertreffen die anfänglichen Nachteile bei Weitem. Kosten entstehen beispielsweise in Form von Investitionen und dem Strukturwandel in der Arbeitswelt.
Wenn Computer dann jedoch beispielsweise die Qualität der Waren überwachen, dann kostet das am Ende nicht nur weniger. Auch die Zahl der fehlerhaften Produkte sinkt – und zwar erfahrungsgemäß fast gegen null. Wenn Maschinen selbst spüren, welche ihrer Teile bereits abgenutzt sind und ersetzt werden sollten, spart das Wartungskosten und Ausfallzeiten. Im Lager wiederum lassen sich Personalkosten sparen, wenn sämtliche Arbeiten von Robotern erledigt werden.
Diese Beispiele zeigen, dass es ganz profane Anwendungen von KI sind, auf die sich die Studie bezieht. Meist geht es um geschickte Musterkennung in einem vorprogrammierten Zusammenhang. Höhere Funktionen, die deutlich mehr Selberdenken erfordern, kommen erst später dazu und spielen vorerst wirtschaftlich keine Rolle, ist ein Ergebnis der Studie. Demnach sind bisher auch noch nicht allzu viele Arbeitsplätze bedroht: Die KI kann die menschliche Arbeit nur ergänzen, statt sie zu ersetzen. Dennoch verschieben die menschlichen Jobs sich auf andere Felder. Ein neues Berufsbild wäre etwa der eines „Bot-Trainers“, der sprechenden Kundendienstprogrammen sinnvolle Antworten beibringt.
Experten zufolge stehen die Bedenken gegen KI in keinem Verhältnis zu ihren tatsächlichen Gefahren. Einer Studie des Vodafone Instituts zufolge hat weniger als die Hälfte der Deutschen eine positive Einstellung zur Digitalisierung. In Indien und China sind es über 80 Prozent der befragten Erwachsenen. Die Sorgen betreffen vor allem den Datenschutz. Doch gerade die Industrieanwendungen wie Qualitätskontrolle und Wartung berühren persönliche Informationen fast gar nicht.
Sorgen bereitet dem Verband auch die Haltung des Mittelstands zur KI. Die Inhaber und Geschäftsführer sehen bisher den konkreten Nutzen der neuen Technik noch nicht recht. Bis es so weit sei, könnten sie den Anschluss verpassen, fürchtet Eco-Vorstand Süme. Er fordert daher noch mehr staatlich geförderte Projekte, um die Mittelständler an die Anwendungen heranzuführen und ihnen den Einstieg zu erleichtern. Kostenbewusste Firmen ließen sich nur überzeugen, wenn bewährte Baukästen mit einfach anwendbaren Techniken zur Verfügung stehen. Dazu müssen staatliche Stellen und Dienstleister den Graben zwischen Forschung und Anwendung schnell überbrücken.