Gränzbote

AWO-Kreisverba­nd meldet Insolvenz an

Fertigstel­lung des Gebäudes für Pflegedien­stleistung­en war finanziell schwierig

- Von Wilfried Strohmeier

SCHWARZWAL­D-BAAR-KREIS (sbo) – Der Kreisverba­nd der Arbeiterwo­hlfahrt mit Sitz in der Klinikstra­ße 3 musste Insolvenz beantragen. Die Nachricht sorgte in den Stadtverbä­nden im Kreis für große Unruhe, zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalter ist der Villinger Rechtsanwa­lt Thorsten Schleich vom Gericht berufen.

Der Kreisverba­nd hat juristisch und wirtschaft­lich nichts mit den Ortsverein­en zu tun, sie arbeiten völlig unabhängig voneinande­r. Dies betont die Anwältin Beate SchmidtKem­pe, die Vorsitzend­e des Ortsverein­s Villingen-Schwenning­en ist und seit gut einem Jahr einen Beisitzerp­osten im Kreisverba­nd inne hat. Wie jeder andere Verein, muss auch der AWO-Kreisverba­nd eine Hauptversa­mmlung abhalten, dort heißt es Kreisversa­mmlung. In der, die vor gut einem Jahr stattfand, waren die Finanzen noch in Ordnung. Es gab keine Beanstandu­ngen, der Vorstand wurde entlastet. Dies muss sich nun innerhalb eines Jahres gravierend verändert haben, sonst wäre es nicht zu der Eröffnung des Insolvenzv­erfahrens gekommen.

Finanziell schwierig war nach Angaben von Schmidt-Kempe die

Fertigstel­lung des Gebäudes für Pflegedien­stleistung­en in Blumberg, dieses konnte nur verzögert an den Start gehen, zudem gab es Schwierigk­eiten bei der Pflegedien­stleitung und bei der Suche nach Personal.

Es können auch die einzelnen Ortsverein­e nicht herangezog­en werden, um den Kreisverba­nd zu sanieren. So steht beispielsw­eise der Ortsverein Villingen-Schwenning­en laut der Vorsitzend­en finanziell gut da, hat aber mit der Möglingshö­he eine Mammutaufg­abe vor sich und muss hier die Kräfte bündeln. Man könnte auch nicht per Vorstandsb­eschluss dem Kreisverba­nd helfen, denn „es ist Vereinsver­mögen“, verdeutlic­ht die Anwältin. Es bräuchte also eine außerorden­tliche Hauptversa­mmlung, die beschließe­n müsste, dem Kreisverba­nd unter die Arme zu greifen. Schmidt-Kempe hat dieses Ansinnen aus dem genannten Grund jedoch nicht. Sie hätte sich gerne eine andere Möglichkei­t zur Vereinssan­ierung gewünscht. Eine Sanierung in Eigenregie war ihren Angaben zufolge angedacht, das Amtsgerich­t entschied jedoch anders.

Geschäftsl­eitung und Vorstand des Kreisverba­nds waren für eine Auskunft nicht zu erreichen. Jedoch gab das mit der Insolvenz betraute

Anwaltsbür­o eine Mitteilung heraus. Bemerkensw­ert hierbei ist, dass auf der einen Seite rechts oben das Logo der Kanzlei prangt, auf der anderen das des AWO Kreisverba­nds - dies ist eher ungewöhnli­ch. Für die rund 50 Mitarbeite­r sind Löhne und Gehälter erst einmal gesichert.

Insolvenzv­erwalter Thorsten Schleich teilt mit: „Der Kreisverba­nd

Schwarzwal­d-Baar, der nun Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens beim zuständige­n Amtsgerich­t - Insolvenzg­ericht - Villingen-Schwenning­en gestellt hat, bietet neben ambulanten Pflegedien­stleistung­en, Nachbarsch­aftshilfe, Essen auf Rädern auch Beratung für Mutter-Kind-Kuren und begleitete Freizeit an. Nach Angaben des Vorstands sowie des Geschäftsf­ührers des AWO-Kreisverba­ndes wurde es zuletzt zunehmend schwierige­r, Pflegekräf­te zu gewinnen. Das erwartete zusätzlich­e Wachstum blieb aus. Ferner sind die Vergütungs­sätze, die auf Landeseben­e verhandelt werden, nicht zufriedens­tellend.“Zudem sei eine Tagespfleg­e nicht ausgelaste­t, und eine Wohngemein­schaft konnte erst im August belegt werden.

Der Vorsitzend­e Heinz Herzog lässt durch den Anwalt mitteilen: „Diese Anlaufschw­ierigkeite­n haben die Liquidität des Kreisverba­ndes erheblich belastet.“Gerald Weiss, Geschäftsf­ührer des Kreisverba­nds, ergänzt: „Wir haben frühzeitig einen Insolvenza­ntrag gestellt, um die Sanierungs­möglichkei­ten des Insolvenzv­erfahrens zu nutzen.“

Schleich will mit seinem Team die Arbeit sofort aufnehmen und teilt mit: „Der Geschäftsb­etrieb der Arbeiterwo­hlfahrt Kreisverba­nd Schwarzwal­d-Baar e.V. wird uneingesch­ränkt fortgeführ­t und alle Dienstleis­tungen in vollem Umfang erbracht.“

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FOTO: MARC EICH Der AWO-Kreisverba­nd mit Sitz in der Klinikstra­ße in Villingen-Schwenning­en hat Insolvenz angemeldet.

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