Opfer von Gewalt und Stalking brauchen mehr Hilfe
Die Kripo in Rottweil berät sich mit dem Weißen Ring – Schwerpunkt ist häusliche Gewalt
TUTTLINGEN (ots) - Opfer von Kriminaldelikten brauchen verstärkt Beratung und Unterstützung. Diesen Schluss zieht die Kriminalpolizeidirektion Rottweil aus der aktuellen Kriminalstatistik und hat sich dazu nun mit Vertretern des Weißen Rings ausgetauscht. Ein Schwerpunkt des „Netzwerks Opferschutz und Opferhilfe“war häusliche Gewalt.
Das Kontakttreffen fand bereits zum fünften Mal statt. Jeweils ein Vertreter des Weißen Rings aus den fünf Landkreisen Freudenstadt, Rottweil, Tuttlingen, Schwarzwald-Baar und Zollernalb nahm teil. Erstmalig war zudem Konstanz vertreten, da sich die Polizeistruktur 2020 verändert.
Begrüßt wurden die Teilnehmer der Veranstaltung durch den stellvertretenden Leiter der Kriminalpolizeidirektion, Rolf Straub. Er verwies auf die Anzahl der Opferdelikte im Polizeipräsidium Tuttlingen, die zeige, welch hoher Bedarf an Beratung und Betreuung bestehe. Insgesamt wurden 2018 laut Statistik 5506 Menschen Opfer von Körperverletzungsdelikten, Sexual- oder anderen Straftaten. Im Bereich der häuslichen Gewalt sind 504 Fälle aus dem vergangenen Jahr bekannt. Für die Opfer bietet der Weiße Ring vielfältigeBeratungsund Hilfsmöglichkeiten an. So begleiten die Mitarbeiter des Vereins die Opfer zu Terminen bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht. Außerdem gibt es Hilfeschecks für eine juristische oder psychotraumatologische Erstberatung.
Entsteht durch die häusliche Gewalt eine finanzielle Notlage, kann der Weiße Ring bei der Überbrückung helfen, sofern das Opfer wirtschaftlich bedürftig ist. Petro Bihler, Leiter der Außenstelle des Weißen Rings im Landkreis Freudenstadt, stellte als weiteres Kernthema des Treffens die „NO STALK“-App vor, die Stalkingopfer unterstützt. "Mit der App haben Betroffene von Stalking etwas Alltagstaugliches an der Hand, um sich juristisch gegen Täter zu wehren. Das Opfer kommt aus seiner Passiv-Rolle heraus! Potenzielle Täter werden abgeschreckt.
Die Gesellschaft wird für das Tabu-Thema sensibilisiert", erklärte Brigitta Brüning-Bibo, die zuständige Projektleiterin. Jährlich gibt es bundesweit circirca 600 000 Fälle von Stalking. Nur drei Prozent der Fälle werden angezeigt. Das Polizeipräsidium Tuttlingen zählte 2018 insgesamt 131 Stalkingopfer (93 weiblich, 38 männlich).
Die neue App soll Opfern als Werkzeug zur Beweissammlung und zur Selbstreflexion dienen. Die Taten des Stalkers können als Foto, Video oder als Sprachnachricht gespeichert werden. Es ist möglich, Hilfe anzufordern oder Freunde zu informieren. Auch Nachrichten wie SMS oder WhatsApp können optional gespeichert werden. Die App ist seit Mai 2019 kostenlos im App-Store. Darüber hinaus bietet der Weiße Ring auch ein persönliches Beratungsangebot.