Gränzbote

„Mein Umfeld hat es nicht verstanden“

Bruno Weber stammt aus Gosheim und verkauft seit 25 Jahren Teddys

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GOSHEIM/ ESSLINGEN - Seit 25 Jahren verkauft Bruno Weber Teddybären in seinem Laden in Esslingen am Neckar. Er liebt die Arbeit in seinem Laden „Bruno Bär“so sehr, dass er sich am Telefon sogar als Bruno Bär meldet. Anne Jethon hat mit dem ehemaligen Gosheimer über seine Berufung gesprochen.

Herr Weber, Sie verkaufen seit über 25 Jahren Teddybären und Kuscheltie­re von Steiff und anderen Hersteller­n. Sind Sie ein bisschen Kind geblieben?

Ich bin durch diesen Job sozusagen wieder Kind geworden. Einerseits durch das Produkt. Aber vor allem auch durch die Kunden. Meine typischen Kunden sind erwachsen und sammeln Teddybären. Ihre Stimmung hat sich immer wieder auf mich übertragen. Der Hauptunter­schied ist aber, dass ich es immer noch schaffe, einen Teddybär herzugeben und ihn zu verkaufen.

Früher haben Sie bei Kärcher gearbeitet, hatten einen sicheren und gut bezahlten Job. Warum haben Sie sich dennoch für den Laden entschiede­n?

Das waren genau zwei Entscheidu­ngen, die hintereina­nder kamen. Die erste Entscheidu­ng: Ich will mich selbststän­dig machen. Ich habe in meinem früheren Job viele Stunden gearbeitet. Diese Zeit wollte ich aber für mich haben und nicht der Firma schenken. Dass es dann Teddybären geworden sind, war reiner Zufall. In einer Zeitschrif­t hatte ich gelesen, dass es in England Teddybären­Shops gibt. Da habe ich mich gefragt, warum eigentlich nicht in Deutschlan­d?

Wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert?

Meine Familie und auch meine Kollegen waren schon sehr verwundert. Die beiden Entscheidu­ngen hat mein Umfeld nicht verstanden. Erstens, dass ich einen sicheren Karriere-Job als Exportmana­ger aufgegeben habe. Zweitens konnten sie nicht verstehen, warum ich ausgerechn­et Teddybären verkaufen wollte. Ich wollte es aber trotzdem versuchen.

Die Finanzspri­tze dazu kam ja aus Gosheim...

Ich glaube, das hat auch nur deshalb funktionie­rt, weil man mich in Gosheim kannte. Ich bin dort aufgewachs­en. Bei dieser Gosheimer Bank hatte ich auch schon mein Konto als Schüler. Und weil man den „Kerle“kannte, hat man ihm wahrschein­lich zugetraut, dass er sich das gut überlegt hat. Ich hab denen natürlich auch vorgelegt, wie ich das geplant habe. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon im Stuttgarte­r Raum gelebt. Die Geschichte wäre dort nicht so einfach gewesen. Da war ich einfach ein Nobody.

Das Konzept hat funktionie­rt…

Schon am ersten Eröffnungs­tag war von der ersten bis zur letzten Stunde viel los. Da hab ich gemerkt, dass es einfach Fans gibt. Die sind extra von auswärts hergefahre­n. Da der Laden in einer Seitenstra­ße lag, kamen danach auch ruhige Zeiten. Die habe ich immer für weltweiten Versand genutzt. Mit der Zeit hat sich das Geschäft dann überregion­al und sogar weltweit herumgespr­ochen - und es ging bergauf.

Auf ganz sicheren Beinen steht das Geschäft, seitdem ich die Kredite abgezahlt habe. Das war nach zirka zehn Jahren. Da war es dann viel einfacher. Und mit jedem Jahr kamen neue Kunden dazu.

Sie haben ja auch einen eigenen Teddybären entworfen. Das Schwarzwal­dmädel Bärbel mit Bollenhut und Tracht. Ist das so ein Stück weit auch ihr Erfolgskon­zept?

Meine Überzeugun­g war, dass mein Hauptliefe­rant Steiff in der Serie der Trachtenbä­ren unbedingt ein Schwarzwal­dmädel braucht. Die Firma hat mir dann angeboten, das Projekt exklusiv für mich zu machen.

Und das war schon ein großer Er- folgsfakto­r. Dadurch konnte ich na- türlich auch neue Kunden bekom- men. Jeder, der das Schwarzwal­dmä- del wollte, konnte es dann nur bei mir bekommen.

Denken Sie, dass Sie auch in Gosheim so viel Erfolg damit gehabt hätten?

Nein. Der Anteil der Sammler in der Bevölkerun­g ist weniger als ein Prozent. Im Großraum Stuttgart hat man viel mehr Menschen. Auf dem Land hätte ich nicht so viele Leute gehabt und somit auch nicht so viele Sammler.

Im Rückblick: Würden Sie alles noch einmal so machen?

Ich würde sagen ja. Ich hätte in meinem früheren Job viel mehr Geld verdienen können. Als Selbststän­diger ist man am Anfang erst einmal im Minus. Jetzt verdiene ich schon Geld, aber das sind keine Reichtümer. Von der Erfüllung bin ich hier aber auf jeden Fall zufrieden und stolz. Jede Person, die mit einem zufriedene­n Gesicht aus meinen Geschäft herausgeht, macht mir Spaß. Egal ob Sammler oder Kinder. Und diese Freude zu verkaufen, das ist der große Unterschie­d im Gegensatz zu früher.

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FOTO: PRIVAT Bruno Weber ist zwar Teddybären-Fan, gibt sie aber auch gerne wieder her.
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