Rachmaninow als Schweizer
Als „Homestory“präsentiert Sony seine neue Rachmaninow-CD, die mit umfangreichem Booklet den Komponisten in seiner Villa bei Luzern porträtiert. Anfang der 1930er im Stil des Neuen Bauens zügig errichtet, war sie für die Familie ein glücklicher Rückzugsort mit prachtvoller Aussicht – ein Handikap für die heutige Nutzung. Zwar setzte Rachmaninow mit seinem Motorboot in 15 Minuten nach Luzern über, aber für heutige Tourismusformen ist die Anfahrt zu aufwendig. Im Kontext der unklaren Zukunft des Objekts – auch Putin zeigte schon Interesse – ist die CDProduktion zu sehen, bei der das Luzerner Sinfonieorchester die beiden Stücke spielt, die vor Ort entstanden sind: die 3. Sinfonie und die Rhapsodie über ein Thema von Paganini, bei der das Orchester den Pianisten Behzod Abdurbaimov begleitet. Dirigent James Gaffigan baut nicht die übliche Stimmung eines Dampfdrucktopfs auf, in der Rachmaninow überwiegend präsentiert wird, sondern lässt die Musik geradezu entspannt mäandrieren.
Die Idylle am See war begrenzt. Im August 1939 führte Rachmaninow schnell noch den Kunstmäzen und 25. Maharadscha von Mysore durchs Haus, der sich vor Beginn seines Studiums in Oxford eine Europareise gönnte. Dann aber kehrte der Komponist der Villa und Europa den Rücken. Als er in Cherbourg das Schiff bestieg, wurde der Hitler-Stalin-Pakt unterzeichnet. Als es in New York ankam, brach der Weltkrieg aus. (man)
Sony Classical, Rachmaninoff in Lucerne