Gewerkschaft kündigt Streiks bei Zollern an
Rund 500 Menschen kommen am Samstagmorgen zur Kundgebung auf den Sigmaringer Marktplatz
SIGMARINGEN (fxh) - Mehrere Hundert Menschen sind am Samstagmorgen in Sigmaringen gegen den Tarifaustritt von Zollern auf die Straße gegangen. Die Kundgebung auf dem Marktplatz verfolgten nach Schätzungen unserer Zeitung rund 500 Menschen. Die Veranstalter bezifferten die Teilnehmerzahl auf 800.
Paula Grigic und ihre Bekannte sind aus Solidarität hier. „Wir unterstützen unsere Männer, die bei Zollern arbeiten“, sagen die beiden Frauen. Ihre Männer arbeiten seit Jahrzehnten für das Traditionsunternehmen, das vor Weihnachten den Austritt aus dem Arbeitgeberverband verkündete. Damit entfällt für künftige Mitarbeiter die Tarifbindung und für die Stammbelegschaft wird der aktuell gültige Tarifvertrag eingefroren.
Viel ist an diesem Samstagvormittag vom verflüchtigten Zollern-Geist die Rede. Christian Baumgart hat sich ein Plakat um den Körper gehängt, das genau diesen Gedanken aufgreift. „Viele Mitarbeiter machen sich Sorgen um ihre Arbeitsplätze“, sagt Baumgart, der am Standort Herbertingen
in der Arbeitsvorbereitung tätig ist. Ein Kollege aus Laucherthal, der in der Härterei arbeitet, blickt mit Wehmut zurück: „Das gute Miteinander zwischen den Arbeitern und der Geschäftsleitung war gestern - jetzt ist die Verunsicherung groß.“
Einige Beschäftigte zeigen sogar Verständnis für die Geschäftsleitung: „Den jüngsten Abschluss der IG Metall fand ich übertrieben“, sagt Kurt
Sukowski aus Sigmaringendorf, „trotzdem hätte der Arbeitgeber vor dem Austritt mit dem Betriebsrat reden müssen“.
Nacheinander treten auf dem Lastwagen, der an der Stirnseite des Marktplatzes aufgebaut ist, Betriebsratsmitglieder ans Mikrofon. Den Anfang macht der Vorsitzende Eberhard Fischer: „Wir kämpfen mit aller Kraft für den Wiedereintritt.“Sowohl Gesellschafter
als auch Geschäftsleitung hätten den Zollern-Geist mit Füßen getreten, so der Betriebsratschef. Dass das Adelshaus Hohenzollern und die Unternehmerfamilie Merckle den Austritt mittragen, nennt Fischer eine „Respektlosigkeit“den Mitarbeitern gegenüber.
Über das weitere Vorgehen spricht der Geschäftsführer der IG Metall
Albstadt, Michael Föst. Sollte Zollern nicht zu Verhandlungen bereit sein, werde es einen Arbeitskampf geben. Es werde Arbeitsniederlegungen geben, wie sie das Unternehmen noch nie erlebt habe. Seine Forderung an den Betriebschef: „Beenden Sie diese Auseinandersetzung und bringen Sie Zollern wieder zurück in den Arbeitgeberverband.“