Der „Traum von Gemeinde“soll bleiben
Sozialprojekt Vesperkirche geht zu Ende – Pfarrer Andreas Güntter zieht Fazit
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Die diesjährige Vesperkirche endete am Wochenende. Für Andreas Güntter bedeutet das auch das persönliche Ende einer Herzensangelegeheit. Wie geht es nach dem Weggang des evangelischen Pfarrers weiter?
„Ich habe diese Lieder gehört, von Liebe und Freude“, erinnert sich Pfarrer Andreas Güntter. Denn natürlich saß er im Publikum, als am Donnerstagabend das Futa-Ensemble in der Vesperkirche auftrat. Das Konzert war nicht nur der letzte Programmpunkt von „Kultur in der Vesperkirche“in diesem Jahr, sondern ließ auch Güntter zum ersten Mal spüren, dass für ihn etwas zu Ende geht. „Ich habe in diesem Moment gemerkt: Das ist mein Abschied von der Vesperkirche, das letzte Konzert nach 17 Jahren.“
Am Freitagmittag ist Güntter schon wieder im Einsatz, gut gelaunt, strahlend. Stress und Erschöpfung sind ihm nicht anzusehen. Er wirkt gelöst, im Trubel der Vesperkirche, die nach vier Wochen an diesem Sonntag zu Ende geht. Dem evangelischen Pfarrer ist anzusehen, dass ihm dieses Projekt, das er vor 17 Jahren ins Leben gerufen hat, eine Herzensangelegenheit ist.
Nach Sonntag ist Schluss. Güntter verlässt VS-Schwenningen nach 25 Jahren und tritt ab März seinen Dienst in der Villinger Johanneskirche an. Die 17. Vesperkirche war ein voller Erfolg. „Es war anstrengend – natürlich war es anstrengend“, gibt Güntter lachend zu. „Aber auch sehr harmonisch unter den Mitarbeitern. Die Gäste lobten die liebevolle Atmosphäre hier.“Rund 8400 Essen, gekocht vom Küchenteam des Franziskusheims, landeten in vier Wochen auf den Tellern der 7100 Gäste und den rund 400 ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Hinzu kommen noch rund 500 Kuchen und Torten, hauptsächlich gespendet von fleißig backenden Seniorinnen. Mandarinen-SchmandTorten, Himbeerkuchen, Zebrakuchen, Marmorkuchen, verdeckter Apfelkuchen: Unermüdlich trafen jeden Morgen die frischen Köstlichkeiten ein. Auch diesen ehrenamtlichen Hobby-Bäckern wurde am Freitagnachmittag gedankt. Sie, die mitunter mehrmals die Woche für die Gäste der Vesperkirche Kuchenteig kneteten, erhielten zum Dank eine riesige Mango-Himbeer-Sahne-Torte – angeliefert von Konditormeister Andreas Acerbi persönlich.
Zukunft der Vesperkirche
Doch wie soll es nach dem Fortgang von Andreas Güntter weitergehen, der sich auf so vielfältige Weise in die Organisation und den Ablauf der
Vesperkirche eingebracht hat? „Es war zu Beginn der diesjährigen Vesperkirche nicht klar, wie und ob es weitergeht“, gibt Güntter zu. „Die größten Herausforderungen liefen im Hintergrund ab.“Sicher war nur, dass Pfarrerin Karin Ott – mit Schwerpunkt auf diakonischer Arbeit – und Pastor Hans-Ulrich Hofmann – zukünftig zuständig für die pastorale Leitung – dabei sein würden. Hofmann hat „hohe Achtung“vor dem, was Güntter in der Pauluskirche auf die Beine gestellt hat. „Es werden viele Fragen kommen, deren Antworten ich jetzt noch nicht kenne“, kommentiert Hofmann die Tatsache, dass er sich bald noch stärker einbringen wird. „Aber die Freude dominiert. Alle identifizieren sich mit dem Projekt und sagen: Jetzt erst recht.“Güntter gibt Entwarnung: „Die Vesperkirche steht auf festen Füßen. Es gibt konkrete Pläne mit konkreten Menschen.“Zwischen
Pfingsten und Sommer soll eine Klausurtagung stattfinden, dann übergibt Güntter die Leitung. Auch mit der neuen Trägerschaft des Franziskusheims soll dann bezüglich der zukünftigen Essenslieferungen geredet werden. Die einzelnen Bereiche – Kulturprogramm, Technik, Mitarbeiterkoordination, Einkauf – , für die Güntter bisher allein zuständig war, sollen auf vier bis fünf Zuständige verteilt werden. „Ich sitze oft abends noch da und dokumentiere alles zum Ablauf, was man in Zukunft bedenken muss“, erzählt er. „Vieles ist bisher nur in meinem Kopf.“
Alle Beteiligten seien zuversichtlich, dass die Vesperkiche auch zum 18. Mal wird stattfinden können und ihre Grundidee erhalten bleibt. „Für mich ist es ein Traum von Gemeinde“, schließt Güntter. „Jeder kann kommen, wie er ist, und gehen, wie er kam. Es ist ein Stück von dem, was Jesus gelebt hat. In irdischer Form.“