Gränzbote

Pappnasenf­ußball

- Von Filippo Cataldo

Ich mag manchmal leichtsinn­ig sein, lebensmüde bin ich nicht. Diese kleine Kolumne bleibt daher fasnetfrei. Wie im Übrigen ja auch fast die gesamte Bundesliga. Ausnahme: der SC Freiburg. Obwohl keine Fasnet-Hochburg, bilden die Breisgauer auch hier das gallische Dorf der Liga. Sonst schallt es jedenfalls nirgendwo in einig Bundesliga­land „Narri-Narro“und schon gar nicht „Gockelores – Kikeriki“oder „Ohu-Ohu“durch die Straßen. Sehr wohl aber „Alaaf“und „Helau“.

Weil die Jecken und Narren aus Köln und Mainz sich ganz besonders viel auf ihren Karneval und ihre größten lokalen Fußballclu­bs einbilden und auch diese ihren Beitrag leisten wollen zum närrischen Treiben, müssen die jeweiligen Spieler des 1. FC Köln und FSV Mainz seit einigen Jahren die Spiele rund um die Hochfeste der Narren in besonderen Karnevalst­rikots angehen. Die Kölner Verantwort­lichen um Manager

Horst Heldt und Trainer Markus Gisdol hielt auch vom Schicksal ihrer Vorgänger nicht davon ab, ihre Spieler in den jecken Trikots in ihr Verderben rennen zu lassen gegen den FC Bayern: Als die FC-Kicker um

Jonas Hector am 11. Spieltag das erste G Mal in dieser Saison ihr rotes Karnevalst­rikot

mit Krönchen und gestreifte­n Söckchen anhatten, waren danach Sportvorst­and Armin Veh und Armin Beierlorze­r Geschichte beim FC. Die Niederlage in letzter Sekunde gegen Hoffenheim war damals die vierte in Serie; der wahrlich jecke Spielverla­uf – Jhon Cordoba hatte den ordentlich spielenden FC in Führung gebracht, Hoffenheim hatte in der siebten Minute der Nachspielz­eit per Videoassis­tent den siegbringe­nden Elfmeter zugesproch­en bekommen, hatte die Bosse zwei Tage vor dem offizielle­n Beginn der sogenannte­n fünften Jahreszeit nicht beruhigen können.

Diesen Sonntag waren die närrischen Kicker noch gar nicht richtig auf dem Rasen, als es schon 0:3 stand. Die Kölner spielten während der ersten Halbzeit naiven Pappnasenf­ußball gegen den Meister. Ob Marc

Uths Ehrentreff­er den Jecken in den kommenden Tagen noch Freude machen wird? Die Gesamtbila­nz der Kölner in den Karnevaltr­ikots ist übrigens ausgeglich­en: In elf Spielen gab es vier Siege, drei Unentschie­den und vier Niederlage­n.

Achim Beierlorze­r, aus Erlangen stammend und darum per Geburtsrec­ht einer gewissen Faschingsn­ähe verdächtig, wechselte nach seinem Rauswurf in Köln von einem Karnevalsv­erein zum anderen: Er heuerte in Mainz an – und sah nun seine Meenzer in gewöhnungs­bedürftige­n blau-gelb- rot-weiß gestreifte­n Hemden gegen Schalke glorreich nullzunull­en. Übrigens das erste Mainzer Remis der Saison. Läuft nicht so mit den Karnevaltr­ikots.

Nicht ganz so viel Tradition wie die Fastnacht hierzuland­e oder im Rheinland hat der Bremer Karneval. Seit 1986 gibt es einen Umzug, der sich mittlerwei­le, lernen wir von Wikipedia, zum größten Samba-Karnaval Europas gemausert haben soll. Anders als man denken könnte, wurde der Umzug also nicht gegründet, um Ailton glücklich zu machen. Und auch wenn die Schönredne­r vom Dienst, Werders Manager Frank

Baumann und Trainer Florian Kohfeldt, nach dem in allen Belangen desolaten und nicht mal zweitligar­eifen 0:3 in Leipzig am Samstag, der achten Bremer Niederlage aus den letzten neun Ligaspiele­n, anderes glauben machen wollten: Werders heutige Spieler könnten bei ihrem freien Fall Richtung Zweite Liga derzeit wirklich jede Ablenkung gebrauchen. Blöd nur: der Bremer Karneval, auch das lehrt uns Wikipedia, „fällt zeitlich fast mit dem Karneval“zusammen. Fast heißt: der große Umzug mit rund 20 000 Zuschauern fand bereits statt – ebenfalls am Samstag. „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“, würde da

Andreas Brehme wohl sagen, der Weltmeiste­rtorschütz­e und Experte in absolut unerwartet­en Abstiegen. Das Bild von seinen Tränen an Rudi

Völlers Trikot nach Kaiserslau­terns Abstieg 1996 ist eins für die Ewigkeit.

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FOTO: EIBNER/IMAGO IMAGES Alaaf! Kölns Jonas Hector beim 1:4 gegen Bayern.
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FOTO: THOMAS FREY/DPA Helau! Moussa Niakhate (re.) nimmt das Bein hoch.
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