Stadt weitet Blitzerkontrollen aus
2019 lag Schwerpunkt auf der mobilen Messung - auch stationäre Blitzer aufgerüstet
TUTTLINGEN - Selbst ein notorischer Raser drückt wohl irgendwann aufs Bremspedal, wenn er den Blitzer an der Straße schon kennt. Heißt aber nicht, dass er auch angepasst weiter fährt. Genau diese Autofahrer möchte die Stadt Tuttlingen überraschen und hat sich dazu im vergangenen Jahr ein neues Messfahrzeug und ein mobiles Messgerät zugelegt. Das schlägt sich auch in der Blitzerbilanz für 2019 nieder.
Drei Millionen Fahrzeuge hat die Stadt insgesamt gemessen. Lag der Anteil der Beanstandungen bei den stationären Messungen bei 0,16 Prozent, fuhr auf dem Radar der mobilen Messgeräte jeder zehnte Autofahrer zu schnell. Grundsätzlich sei erfreulich, wenn an Orten mit stationären Blitzern sanft gefahren werde, erklärt Stadtsprecher Arno Specht. „Der Raser glaubt, außerhalb dieser Bereiche
Narrenfreiheit zu haben.“Deswegen habe man 2019 einen großen Schwerpunkt auf die mobile Messung gelegt. „Da erreichen wir ohne Ankündigung an verschiedenen Orten ganz andere Quoten“, sagt Specht.
Von insgesamt 2,8 Millionen erfassten Fahrzeugen, waren 13 500 zu schnell unterwegs. Auf die mobile Messung entfallen allein rund 9000 Beanstandungen. Dabei wurden auf diesem Wege nur 87 000 Autos gemessen. Abgesehen von den Wochenenden sei der kommunale Ordnungsdienst fast täglich mit den mobilen Geräten unterwegs gewesen, an insgesamt rund 300 Tagen.
In mehr als der Hälfte der Fälle waren die Fahrer aber nur bis zu zehn Stundenkilometer zu schnell unterwegs. „Das sind eher harmlose Überschreitungen“, wertet Specht. 85 Prozent der Geschwindigkeitsüberschreitungen liegen unter 20 Stundenkilometern. Bei den mobilen
Messungen seien der Stadt auch „besonders ambitionierte Sportfahrer“ins Netz gegangen, berichtet Specht. Sechs Mal fuhren Autofahrer mindestens 51, zwei Mal sogar mindestens 61 Kilometer pro Stunde zu schnell.
Insgesamt 270 000 Euro hat die Stadt im vergangenen Jahr mit den Blitzern eingenommen. „Es geht uns nicht darum, abzuzocken oder heimtückische Fallen zu stellen. Autofahrer sollen sich bewusst sein, dass im ganzen Stadtgebiet Begrenzungen gelten“, erklärt Specht. Mit den Einnahmen wolle die Stadt nicht ihren Haushalt sanieren.
Die mobile Messung komme vor allem in Straßen und Gegenden zum Einsatz, in denen sich Anwohner verstärkt über Raser beschweren. „Klassiker sind Schulwege. Da geht es ganz besonders um Sicherheit.“
Damit Kinder und Jugendliche sicher zur Schule kommen, prüft die
Stadt aktuell, auch die stationären Blitzer in der Stuttgarter Straße wieder scharf zu stellen. Im vergangenen Jahr mussten sie abgeschaltet werden, da sie nicht mehr auf dem neuesten Stand sind. „Wir schauen jetzt, ob die Geräte reparaturfähig sind und wir aufrüsten oder ganz neue Säulen bauen“, sagt Specht. Womöglich würde auch der Standort noch einmal überdacht. „Die Stuttgarter Straße ist viel befahren. Gerade aus der Nordstadt fahren dort viele Kinder und Jugendliche mit dem Fahrrad und kreuzen die Straße.“Die Anlagen sollen möglichst zeitnah wieder in Betrieb genommen werden.
Ansonsten will die Stadt ihre Messungen nicht weiter ausweiten. Das sei vor allem eine Personalfrage. Der kommunale Ordnungsdienst habe jede Menge zu tun. Außerdem sende die aktuelle Bilanz klare Signale: Viele Raser seien erwischt worden.