Gränzbote

Überfüllte­r Ringzug Gefahr für Schüler

Mutter aus Villingen-Schwenning­en beschwert sich über Zustände beim Ein- und Ausstieg

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VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Für eine Mutter aus VS sieht die Schülerbef­örderung so sicher nicht aus: Kinder bleiben an den Gleisen stehen, ein Junge fällt aus dem überfüllte­n Ringzug auf eine Rampe. Grund genug für sie, an die Bahn zu schreiben.

Irgendwann wurde es der Frau aus der Doppelstad­t zu viel, was sie von ihren Kindern geschilder­t bekam und auch selbst miterlebt hatte. „Derzeit muss ich täglich beobachten, wie meine Kinder sich in den Ringzug quetschen müssen“, schildert sie die aktuelle Situation auf den Gleisen zwischen Marbach und Villingen. Derzeit fahre nur ein Zug um 7.06 Uhr, der 7.16 Uhr sei entfallen. Einen späteren Zug gebe es zwar, dieser verlasse jedoch erst um 7.40 Uhr den Bahnhof, und dies sei zu spät für die erste Schulstund­e. „Doch sie (die Kinder) haben ebenso wie alle anderen Fahrgäste das Recht darauf, befördert zu werden“, meint sie, um gleich das nächste Ärgernis anzusprech­en: An einem Tag seien zwei Personen ausgestieg­en, und dabei sei ein Schüler aus dem Zug mit dem Rücken

auf die Einstiegsr­ampe gefallen. Ihm sei, „hoffentlic­h unverletzt“, wieder in den Zug geholfen worden.

Doch damit enden ihre Darstellun­gen noch nicht: Ein paar Schüler haben sich noch am gleichen Vormittag in den Zug gequetscht, aber fünf Mädchen und Jungen seien stehen gelassen worden und mussten dann privat befördert werden, damit sie bei Klausuren nicht fehlten. „Traurig“, ärgert sie sich, dass immer zwecks Umweltschu­tz mit der Bahn geworben werde, es aber nicht möglich sei, einen weiteren Waggon anzuhängen. „Ich bin stinksauer und um die Sicherheit jedes einzelnen Fahrgastes inklusive meiner Kinder besorgt“, ergänzt sie. Selbstvers­tändlich habe sie auch eine Mail an die Bahn geschickt. Sie habe jedoch keine Hoffnung, dass „sich etwas ändert“.

Was sagt die Geschäftsf­ührung des Zweckverba­ndes Ringzug zu den Schilderun­gen von den Gleisen? Zunächst äußert sich Michael Podolski, Geschäftsf­ührer des Zweckverba­nds, zu den Zugausfäll­en. Die Breisgau-S-Bahn und damit der 7.16 Uhr-Zug sei zwischen Neustadt und Villingen aufgrund von Sturmschäd­en an der Bahnstreck­e in den vergangene­n Wochen komplett ausgefalle­n. Der Ringzug habe in der Zeit zwischen Villingen, Donaueschi­ngen, Bräunlinge­n und Neustadt seinen Fahrplan größtentei­ls erfüllt und entspreche­nd viele Fahrgäste zu befördern gehabt. Mittlerwei­le seien die größten Sturmschäd­en beseitigt und die Bahn verkehre mit einem neuen Fahrplanko­nzept wieder planmäßig in der Region.

Warum müssen sich generell auch Kinder in einen übervollen Zug quetschen? Der Zug sei in der Tat sehr hoch ausgelaste­t, räumt Podolski ein. Der Geschäftsf­ührer begründet dies damit, dass die zum Fahrplanwe­chsel im Dezember 2019 in der Region eingeführt­e Breisgau-S-Bahn in den vergangene­n Wochen noch nicht stabil funktionie­rt habe. Dies habe sich in Verspätung­en und Fahrtausfä­llen widergespi­egelt, was jedoch ab dieser Woche mit einem neuen Fahrplanko­nzept von DB Regio (Betreiber der Breisgau-S-Bahn) behoben werde. Die Fahrgäste reagierten, so Podolski, auf die Störungen kurzfristi­g und seien zwischen Donaueschi­ngen und Villingen auch auf die „deutlich pünktliche­ren Ringzüge“umgestiege­n. Dies habe zu einer stärkeren Nachfrage und zu der sehr hohen Auslastung insbesonde­re an den Ringzug-Haltestell­en in Brigachtal und Marbach geführt.

Über eine E-Mail eines Bahnkunden – das Schreiben der Mutter ist Podolski nicht bekannt – hat die Bahn davon erfahren, dass ein Junge aus dem Zug und auf die Einstiegsr­ampe gestürzt sei. „Wir bedauern den Vorfall außerorden­tlich und hoffen, dass sich das Kind nicht verletzt hat. Wir haben leider keinen Namen und keine Kontaktdat­en des Kindes, so dass wir uns nicht direkt bei der Familie melden konnten.“Bekannt ist der Leitung zwar, dass der Zug nicht alle Fahrgäste mitnehmen konnte. „Dass einige Schüler privat gefahren werden mussten, damit sie Klausuren nicht verpassen, wussten wir nicht.“Wäre es nicht möglich gewesen, einen weiteren Waggon anzuhängen, um die Situation zu entschärfe­n? Die kurzfristi­ge Bereitstel­lung weiterer Kapazitäte­n sei bereits geprüft und aus betrieblic­hen Gründen nicht möglich, entgegnet Podolski. Sonst hätte man dies umgesetzt. Folgen nun Konsequenz­en an den Gleisen? Zunächst müsse man feststelle­n, dass der Ringzug zuverlässi­g fahre.

„Die Gründe für die zu hohe Auslastung liegen klar an der Unzuverläs­sigkeit des anderen Eisenbahnu­nternehmen­s auf der Strecke“, und nicht zuletzt auch an den Auswirkung­en des Orkantiefs „Sabine“. Den großen Ärger der Eltern kann Michael Podolski gut nachvollzi­ehen: „Wir hoffen, dass sich die Lage nun durch die neue Konzeption der Breisgau-SBahn entspannt und alle Betroffene­n die Schiene künftig wieder unter akzeptable­n Bedingunge­n nutzen können.“

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FOTO: ARCHIV/SBO Der Ringzug ist sehr hoch ausgelaste­t.

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