Gränzbote

Schloss und Riegel

Es gibt zahlreiche Maßnahmen, um die Wohnungstü­r gegen Einbruch zu schützen – Was davon sinnvoll ist und worauf zu achten ist

- Von Rachel Boßmeyer

BERLIN (dpa) - Mit wenigen Handgriffe­n knacken sie das Schloss, dann räumen sie die Wohnung aus: Einbrecher entdecken Schwachste­llen häufig schnell. Wer sich vor ihnen schützen will, sollte seine Wohnungsod­er Haustür nicht nur punktuell sichern.

Helmut Rieche arbeitet bei der Polizei – genauer für die Initiative für aktiven Einbruchsc­hutz „Nicht bei mir!“. Er rät, alle Produkte sollten ein gleich hohes Sicherheit­sniveau haben.

Einfach umsetzbar ist dies, wenn Bewohner ihre Tür komplett austausche­n. „Mit einem neuen Produkt erhalten Sie immer geprüfte und zertifizie­rte Sicherheit aus einem Guss“, erklärt Harald Schmidt von der Polizeilic­hen Kriminalit­ätsbekämpf­ung. Alternativ kann man auch einzelne Elemente nachrüsten – Tipps dazu im Überblick:

Beratung: Privatpers­onen können sich an Beratungss­tellen der Polizei wenden – dann zeigen Experten kostenlos bei einem Zuhause Schwachste­llen vor Ort. „Welche Maßnahmen sinnvoll sind, hängt vor

Gallem davon ab, wie man wohnt“, erklärt Anne Kliem von der Stiftung Warentest. Im Erdgeschos­s sollten Bewohner ebenerdige Fenster und Terrassent­üren sichern, in höheren Stockwerke­n die Wohnungstü­r.

Widerstand­sklassen: Sie geben an, wie sehr ein Produkt einen Einbruch erschwert. RC 1 sei „faktisch kein richtiger Schutz“, RC 6 wird hingegen im Hochsicher­heitsberei­ch verwendet, erklärt Frank Lange, Geschäftsf­ührer vom Verband „Fenster + Fassade“. Das gesunde Mittelmaß für Privatpers­onen: RC 2 und RC 3.

Türrahmen: Das Türblatt muss stabil sein, sonst nützen Schloss und Riegel nichts, erläutert Schmidt. Der Türrahmen muss gut im Mauerwerk verankert sein und an den Stellen stabil sein, an denen Scharniere sitzen sowie Stifte und Riegel des Schließmec­hanismus greifen.

Beschläge: „In aller Regel ist die Bandseite, also die Seite, an der sich die Tür beim Öffnen dreht, zu schwach“, sagt Rieche. Die Lösung: stabile, in der Wand sicher verankerte Beschläge. Zusätzlich­en Schutz bieten Verriegelu­ngen, bei denen Stifte in eine Halterung in der Wand hineinreic­hen.

GGGBalken und Riegel: Im Mauerwerk kann man links und rechts der Tür ein Querriegel­schloss verankern. Es soll verhindern, dass Einbrecher die Tür aufbrechen. „Das ist immer

Gdann sinnvoll, wenn Sie nicht bereits eine Tür der Widerstand­sklasse RC 2 drinhaben“, sagt Schmidt. Das Schloss des Querriegel­s ist auch von außen sichtbar dies wirke zusätzlich abschrecke­nd, erklärt Rieche.

Wer im Altbau lebt und eine Doppelflüg­eltür hat, braucht ein Stangensch­loss, auch Vertikalsc­hloss genannt: Es sichert die Tür auf der Schlosssei­te und verläuft von oben nach unten. Querriegel­schloss und Vertikalsc­hloss bieten den „größten Einbruchsc­hutz“, sagt Kliem.

Türschloss: Rieche empfiehlt ein zertifizie­rtes Zylindersc­hloss, für das man nicht einfach einen Nachschlüs­sel bestellen kann. Der Zylinder muss bündig abschließe­n und in einer Stahlplatt­e gefasst sein. „Er darf nicht überstehen, sodass man ihn nicht mit einer Zange fassen und abbrechen kann.“Auch das Schließble­ch muss stabil im Rahmen befestigt sein. Kliem hält mechanisch­e Schutzmaßn­ahmen wie ein Querriegel­schloss jedoch für deutlich wichtiger.

Terrassen- und Balkontür: Viele Einbrecher kommen über den Balkon oder die Terrasse ins Haus. Eine neue Tür der Widerstand­sklasse RC 2 hat abschließb­are Griffe und Beschläge mit Pilzkopf- und Mehrfachve­rriegelung. Diese Verriegelu­ng verhindert, dass Einbrecher das

GGFenster einfach aushebeln können.

Grenzen: Wer nur nachrüsten möchte, hat begrenzte Möglichkei­ten. „Einen abschließb­aren Griff nachzurüst­en, ist relativ schnell gemacht, aber bringt keinen Schutz vor Aufhebeln“, sagt Lange.

Bei abschließb­aren Griffen muss man „ein bisschen Disziplin beweisen“, sagt Kliem. „Es bringt absolut gar nichts, wenn man den Schlüssel stecken lässt oder aufs Fensterbre­tt legt.“Dann könnten Einbrecher die Scheibe zerschlage­n und von innen aufsperren.

Montage: Kliem rät, nicht selber Hand anzulegen, wenn man sich nicht sehr sicher dabei ist. Ein Vorteil, wenn ein Fachbetrie­b die Produkte einbaut: Wer mehr als 500 Euro in den Einbruchsc­hutz investiert, kann unter bestimmten Voraussetz­ungen bei der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) eine Förderung beantragen.

Zwar bekommt man abschließb­are Fenstergri­ffe schon ab 20 Euro, Querriegel­schlösser liegen jedoch eher zwischen 250 und 500 Euro. Wer umfassend nachrüstet, knackt also die Mindestsum­me relativ schnell.

GG

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