Gränzbote

Leben ist jetzt

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„Das mache ich morgen. Vielleicht.“Kennen Sie diese Aufschiebe­ritis? Mir geht es öfter so, wenn ich Dinge vor mir habe, die ich nicht gerne tue: Die verschiebe ich gerne auf morgen, übermorgen oder nächste Woche. Andere Dinge, auf die ich mich freue, nehme ich mir vor, wenn ich einmal wieder mehr Zeit habe: Den Besuch bei alten Freunden, eine größere Reise, mich in ein neues Thema einarbeite­n.

Und dann stolpere ich über ein Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach: „Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorüber, in der man kann.“Wie recht sie doch hat, denke ich mir! Viel zu schnell bin ich oft dabei, mein Leben auf irgendwann einmal zu verschiebe­n. Und dabei müsste ich es doch eigentlich wissen: Das Leben findet hier und jetzt statt. Schon der römische Dichter Horaz wusste das und schreibt in einem seiner Lieder die Aufforderu­ng: „Carpe diem – Nutze den Tag“! Wer von uns weiß denn schon, was der nächste Tag bringen wird? Deshalb ist es nicht klug, alles irgendwann einmal machen zu wollen, sondern die Gelegenhei­ten dann zu ergreifen, wenn sie sich uns bieten.

Schon früh in der Bibel, im Predigerbu­ch, können wir genau das lesen: „Alles hat seine Zeit.“(Pred 3). Gutes und Schlechtes, Schönes und Trauriges, Produktive­s und Zerstöreri­sches: Alles hat seine Zeit. Und diese Zeiten sollen – und dürfen – wir nutzen. Das Leben ist jetzt – nicht irgendwann!

von Pfarrer Markus Arnold, Referent beim Dekan in Tuttlingen, Ev. Kirchenbez­irk Tuttlingen

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FOTO: PRIVAT Pfarrer Markus Arnold

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