Strukturwandel prägt Landwirtschaft im Kreis
Auf Anfrage der OGL hat das Landwirtschaftsamt einen Bericht zur Situation der Landwirte vorgelegt
TUTTLINGEN (bwo) - Die Zahl der Bauernhöfe im Kreis Tuttlingen schrumpft, die Vermarktung lohnt sich häufig nur über die Masse. Daher stockt auch die Umstellung von konventioneller auf Bio-Landwirtschaft. Die Kreistagsfraktion der OGL hat sich gefragt, wie es Landwirten im Kreis Tuttlingen geht. Die Antworten hat Winfried Schwarz, Dezernent am Landwirtschaftsamt, jetzt geliefert.
Aktuell gibt es 479 Landwirtschaftsbetriebe im Kreis, 1999 waren es noch rund 700. Rund zwölf Prozent der Höfe wirtschaften biologisch. So schnell wird die Zahl der Ökobetriebe vermutlich nicht steigen: Auch wenn viele Landwirte offen seien für eine Umstellung: „Aktuell ist das Marktumfeld im Biosektor schwierig“, erklärt Schwarz. Milchbauern fänden keine Molkerei, die Biomilch annimmt. Wer Heu biologisch produziere, müsse es häufig über konventionelle Kanäle absetzen. Auch die Zukunft der 25 Biogasanlagen ist laut Schwarz derzeit unsicher. Denn in den nächsten Jahren läuft die 20-jährige Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare Energien-Gesetz aus. Kleine Anlagen könnten sich nicht mehr rentieren. Die Nachfrage nach Bioprodukten fehle. „Landwirte verhalten sich aber sehr marktkonform. Wenn Nachfrage da ist, stellen sie auch um“, ist Schwarz überzeugt.
Insgesamt gehe die Wertschätzung gegenüber Landwirten verloren, betont Landrat Stefan Bär. Das zeige sich auch an dem Projekt „Klassenzimmer Bauernhof“, bei dem Schulklassen Ausflüge zu Betrieben machen. „Da beteiligen sich häufig dieselben Lehrer mit ihren Klassen“, was bedauerlich sei. Andererseits sei auch die Unterstützung durch den Kreis „etwas dürftig“, bewertet Susanne ReinhardtKlotz (OGL) die 65 Euro, die der Landkreis an Betriebe auszahlt, die sich an dem Projekt beteiligen. Für Parteikollegen Thomas Berchtold, selbst Landwirt, ist das unproblematisch. „Wenn, dann beteiligen sich Landwirte aus Idealismus.“
Fortschritte sieht Winfried Schwarz in seinem Bericht in der Legehennenhaltung, bei Geflügelund Schweinemastbetrieben: Es sei gelungen, auch größere Betriebe auf diesem Feld hin zu biologischer Produktion zu entwickeln. Außerdem sei die Zahl der Betriebe mit Anbindehaltung rückläufig. In nur 15 Betrieben im Kreis können sich die Tiere nicht frei bewegen.
Verglichen mit anderen Regionen steht der Landkreis auch beim Thema Nitratbelastung gut da. Aktuell weist die jährliche Einstufung der Wasserschutzgebiete nur ein Problemgebiet aus, am Tiefbrunnen Egelsee in Dürbheim.