Gränzbote

Real-Märkte: Schließung­spläne unkonkret

Investor wird erst als Eigentümer über Zukunft der Märkte reden – Verkauf hat Priorität

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Der Verkauf der Supermarkt­kette Real an den Investor SCP-Group wird Zug um Zug realisiert. Nun hat die Europäisch­e Union ihre kartellrec­htliche Freigabe erteilt. Obwohl die SCP-Group offiziell noch gar nicht Eigentümer ist, sind sieben Filialen (wir haben berichtet) schon geschlosse­n worden. Für die Standorte Tuttlingen und Weingarten bleibt Hoffnung. Klarheit wird es aber erst in einigen Monaten geben.

Erst im zweiten Quartal werde die SCP-Group, die den Kaufvertra­g mit der Metro AG schon unterschri­eben hat, wirklich Eigentümer der RealMärkte werden, heißt es aus dem Umfeld des Investors. Eine Angabe, die auch ein Sprecher der Supermarkt­kette für realistisc­h hält. Er rechnet mit Mai oder Juni. So lange werde es dauern, bis die Änderungen in den Grundbuchä­mtern der Gemeinden erfolgt sei.

Weil man noch nicht Besitzer der Supermarkt­kette sei, habe man auch nichts mit der Schließung der sieben Real-Filialen in Bamberg, Deggendorf, Augsburg, Papenburg, Rheine, Bad Sobernheim und in Wildau bei Berlin zu tun. Eine solche Entscheidu­ng der SCP-Group dürfe die Metro AG rechtlich auch gar nicht zulassen, ist zu hören. „Die Entscheidu­ng hat Real in Abstimmung mit der Metro AG getroffen“, bestätigt der RealSprech­er. Die SCP-Group habe nicht mit entschiede­n, sei aber informiert gewesen.

Insgesamt 30 Märkte will die SCPGroup nach eigenen Angaben nach der Übernahme schließen. Eine endgültige Liste mit Geschäften, die nicht weiter betrieben werden, gebe es noch nicht, heißt es aus dem Umfeld des Investors. „Wir haben eine ähnliche Analyse wie die Metro AG gemacht. Die Aufstellun­g der zu schließend­en Geschäfte dürfte deckungsgl­eich sein“, sagt ein Mitarbeite­r der SCP-Group. Diese Bewertung sei nach rationalen Punkten erfolgt. Deshalb werde es eine Überlappun­g geben, welche Standorte nach Ansicht der Metro AG und der SCPGroup

ihren Betrieb einstellen.

Ein voreiliges Schließen, heißt es vom Investor, sei aber nicht im Interesse der SCP-Group. „Jeder Markt, den wir schließen, jeder Mitarbeite­r, den wir entlassen, kostet uns Geld. Wir sind hochgradig interessie­rt, das nicht zu machen, sondern für möglichst viele Filialen einen Käufer zu finden“, sagt der Mitarbeite­r. Sollte ein Standort auf der Schließung­sliste stehen, sich dann aber ein Käufer finden, werde man nicht „Nein“sagen.

Generell könne man nicht mit Interessen­ten reden, solange man nicht Erwerber der Realkette sei. Nach dem feststehen­den Verkauf werde man aber schnell in die Umsetzung des Konzeptes gehen und mit Interessen­ten reden. Die SCP-Group will 30 Märkte schließen, 50 rentable Filialen unter der Marke Real bestehen lassen und den Rest verkaufen.

Beate Scholz, Betriebsra­tsvorsitze­nde des Markts in Tuttlingen, übt sich in Gelassenhe­it. „Es bringt nichts, wenn wir uns jetzt verrückt machen. Es macht doch nur das Leben kaputt, wenn man sich jeden Tag ein neues Horrorszen­ario ausmalt“, erklärt sie. Sie habe von der geplanten Schließung der sieben RealMärkte aus der Zeitung und über die sozialen Medien erfahren. Ihre Reaktion: Erleichter­ung und Betroffenh­eit. „Wir sind noch nicht auf der Liste. Ich fühle aber mit den Kollegen. Gerade wir Betriebsrä­te treffen uns so regelmäßig.“

Wie die Aussichten für den Tuttlinger Markt sind, kann sie nicht sagen. Sie glaubt, dass der Markt wenigstens bis Ende des Mietvertra­ges im Jahr 2022 bestehen kann. Zuversicht wecken Baumaßnahm­en. Im Bereich Wurst, Fleisch, Käse werde auf einen Selbstbedi­enungs-Bereich umgebaut und ein Lager geändert. Das mache doch niemand, wenn das Geschäft bald geschlosse­n werde.

Bis Mai oder Juni wird wohl kein weiterer Realmarkt schließen müssen. Der Sprecher der Supermarkt­kette hat gegenüber unserer Zeitung betont, dass es keine Planung gebe, weitere Filialen schon vor der Übernahme durch die SCP-Group zu schließen. Dass man die Standorte in Bamberg, Deggendorf, Augsburg, Papenburg, Rheine, Bad Sobernheim und in Wildau bei Berlin dicht macht, sei der wirtschaft­lichen Entwicklun­g geschuldet. „Alle Märkte waren seit Jahren defizitär und es bestand nicht die Möglichkei­t, die Entwicklun­g zu drehen“, sagt der RealSprech­er. Zudem sei an manchen Standorten der Mietvertra­g ausgelaufe­n, der dann auch nicht hätte verlängert werden können.

Nach Angaben von Real werden die Standorte Wildau und Augsburg im März 2021, der in Rheine im Juni 2021 geschlosse­n. Bei den übrigen drei Filialien ist schon in diesem Jahr Schluss.

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FOTO: ARCHIV Klarheit, was mit dem Tuttlinger Real-Markt passiert, wird es erst in einigen Wochen geben.

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