Real-Märkte: Schließungspläne unkonkret
Investor wird erst als Eigentümer über Zukunft der Märkte reden – Verkauf hat Priorität
TUTTLINGEN - Der Verkauf der Supermarktkette Real an den Investor SCP-Group wird Zug um Zug realisiert. Nun hat die Europäische Union ihre kartellrechtliche Freigabe erteilt. Obwohl die SCP-Group offiziell noch gar nicht Eigentümer ist, sind sieben Filialen (wir haben berichtet) schon geschlossen worden. Für die Standorte Tuttlingen und Weingarten bleibt Hoffnung. Klarheit wird es aber erst in einigen Monaten geben.
Erst im zweiten Quartal werde die SCP-Group, die den Kaufvertrag mit der Metro AG schon unterschrieben hat, wirklich Eigentümer der RealMärkte werden, heißt es aus dem Umfeld des Investors. Eine Angabe, die auch ein Sprecher der Supermarktkette für realistisch hält. Er rechnet mit Mai oder Juni. So lange werde es dauern, bis die Änderungen in den Grundbuchämtern der Gemeinden erfolgt sei.
Weil man noch nicht Besitzer der Supermarktkette sei, habe man auch nichts mit der Schließung der sieben Real-Filialen in Bamberg, Deggendorf, Augsburg, Papenburg, Rheine, Bad Sobernheim und in Wildau bei Berlin zu tun. Eine solche Entscheidung der SCP-Group dürfe die Metro AG rechtlich auch gar nicht zulassen, ist zu hören. „Die Entscheidung hat Real in Abstimmung mit der Metro AG getroffen“, bestätigt der RealSprecher. Die SCP-Group habe nicht mit entschieden, sei aber informiert gewesen.
Insgesamt 30 Märkte will die SCPGroup nach eigenen Angaben nach der Übernahme schließen. Eine endgültige Liste mit Geschäften, die nicht weiter betrieben werden, gebe es noch nicht, heißt es aus dem Umfeld des Investors. „Wir haben eine ähnliche Analyse wie die Metro AG gemacht. Die Aufstellung der zu schließenden Geschäfte dürfte deckungsgleich sein“, sagt ein Mitarbeiter der SCP-Group. Diese Bewertung sei nach rationalen Punkten erfolgt. Deshalb werde es eine Überlappung geben, welche Standorte nach Ansicht der Metro AG und der SCPGroup
ihren Betrieb einstellen.
Ein voreiliges Schließen, heißt es vom Investor, sei aber nicht im Interesse der SCP-Group. „Jeder Markt, den wir schließen, jeder Mitarbeiter, den wir entlassen, kostet uns Geld. Wir sind hochgradig interessiert, das nicht zu machen, sondern für möglichst viele Filialen einen Käufer zu finden“, sagt der Mitarbeiter. Sollte ein Standort auf der Schließungsliste stehen, sich dann aber ein Käufer finden, werde man nicht „Nein“sagen.
Generell könne man nicht mit Interessenten reden, solange man nicht Erwerber der Realkette sei. Nach dem feststehenden Verkauf werde man aber schnell in die Umsetzung des Konzeptes gehen und mit Interessenten reden. Die SCP-Group will 30 Märkte schließen, 50 rentable Filialen unter der Marke Real bestehen lassen und den Rest verkaufen.
Beate Scholz, Betriebsratsvorsitzende des Markts in Tuttlingen, übt sich in Gelassenheit. „Es bringt nichts, wenn wir uns jetzt verrückt machen. Es macht doch nur das Leben kaputt, wenn man sich jeden Tag ein neues Horrorszenario ausmalt“, erklärt sie. Sie habe von der geplanten Schließung der sieben RealMärkte aus der Zeitung und über die sozialen Medien erfahren. Ihre Reaktion: Erleichterung und Betroffenheit. „Wir sind noch nicht auf der Liste. Ich fühle aber mit den Kollegen. Gerade wir Betriebsräte treffen uns so regelmäßig.“
Wie die Aussichten für den Tuttlinger Markt sind, kann sie nicht sagen. Sie glaubt, dass der Markt wenigstens bis Ende des Mietvertrages im Jahr 2022 bestehen kann. Zuversicht wecken Baumaßnahmen. Im Bereich Wurst, Fleisch, Käse werde auf einen Selbstbedienungs-Bereich umgebaut und ein Lager geändert. Das mache doch niemand, wenn das Geschäft bald geschlossen werde.
Bis Mai oder Juni wird wohl kein weiterer Realmarkt schließen müssen. Der Sprecher der Supermarktkette hat gegenüber unserer Zeitung betont, dass es keine Planung gebe, weitere Filialen schon vor der Übernahme durch die SCP-Group zu schließen. Dass man die Standorte in Bamberg, Deggendorf, Augsburg, Papenburg, Rheine, Bad Sobernheim und in Wildau bei Berlin dicht macht, sei der wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet. „Alle Märkte waren seit Jahren defizitär und es bestand nicht die Möglichkeit, die Entwicklung zu drehen“, sagt der RealSprecher. Zudem sei an manchen Standorten der Mietvertrag ausgelaufen, der dann auch nicht hätte verlängert werden können.
Nach Angaben von Real werden die Standorte Wildau und Augsburg im März 2021, der in Rheine im Juni 2021 geschlossen. Bei den übrigen drei Filialien ist schon in diesem Jahr Schluss.