Markus Hugger
Wenn überall in Deutschland das Krankenhauswesen blühen würde, dann könnte man hier einen klaren Fehler vermuten. Dem ist aber nicht so. Fallpauschalen, die rasante Zunahme von minimalinvasiven Verfahren, Berufserwartungen junger Ärzte, eine hohe Interdisziplinarität und der Bedeutungsgewinn von ambulanter Versorgung hat zu einem Umstrukturierungsdruck geführt. Jetzt gilt es, nach vorne zu schauen. Die unterdurchschnittliche Bettenzahl der Prognos Studie mit Daten aus 2016 spiegelt wider, dass es im Landkreis Tuttlingen keine Spezialkliniken gibt.
Der Aufbau eines Intersektoralen Gesundheitszentrums (IGZ) ist als Prozess jetzt angelaufen. So wie es jetzt läuft bin ich zuversichtlich, dass mit der Kurzzeitpflege, pflegerischen Betten, derzeitigen und zusätzlichen ambulanten Angeboten, einem Sanitätshaus, vielleicht mal einer Apotheke, mit der Nachbarschaft zu den beiden Tageskliniken und zum Hospiz etwas entsteht, das über die Kreisgrenzen hinaus Beachtung finden wird. Der Kreis steht zu seiner Trägerschaft und zu seiner Verantwortung. Da setze ich mich als Kreispolitiker dafür ein, dass das auch so bleibt.
Die ambulante hausärztliche Versorgung bereitet mir große Sorgen. Jeder Spaichinger, ob jung oder alt, Neubürger oder alt eingesessen, sollte vor Ort einen Hausarzt, eine Hausärztin oder ein Angebot im IGZ haben, welches Sicherheit im Krankheitsfall gibt und auf kurzem Weg erreichbar ist. Ideal wäre auch, wenn eine tagsüber besetzte chirurgische Notanlaufstelle aufgebaut werden könnte.
Der Kreis hat die Anwerbung von Nachwuchsärzten im ganzen Kreis im Auge. Weiterbildungsangebote, moderne Arbeitszeitmodelle für Ärzte im Angestelltenverhältnis sind da sehr attraktiv. Auch den Partnern gilt es, bei der Arbeitsplatzsuche zu helfen, den Kindern gute Kindergartenund Schulplätze anzubieten und Möglichkeiten zu eröffnen, Eigentum zu erwerben und in unserer Stadt Wurzeln zu schlagen. Auch hier befindet sich Spaichingen im Wettbewerb mit anderen Kommunen, aber wir haben mit dem zukünftigen IGZ einen Standortvorteil.
Alle sind hier sicher an einem guten Miteinander bis hin zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit interessiert. Insbesondere ist ein fortlaufender Dialogprozess zwischen den Ärzten und der Stadtverwaltung erforderlich, um frühzeitig auf Veränderungen reagieren zu können, vor allem bei anstehenden Nachfolgeregelungen. Dann gilt es natürlich auch wieder, dass die Stadt gute Argumente im Wettbewerb um die wenigen jungen Mediziner hat (siehe vorheriger Punkt).