Gränzbote

Kaufhof sucht Schutz unter Rettungssc­hirm

Der Kaufhausko­nzern verliert wegen Corona mehr als 80 Millionen Euro an Umsatz pro Woche

- Von Louis Posern und Erich Reimann, dpa

ESSEN (dpa) - Die Corona-Krise bedroht die Zukunft des letzten großen deutschen Warenhausk­onzerns Galeria Karstadt Kaufhof. Der Handelsrie­se mit seinen mehr als 28 000 Mitarbeite­rn musste am Mittwoch Rettung in einem Schutzschi­rmverfahre­n suchen, wie das Unternehme­n selbst mitteilte. Dieses Verfahren bewahrt in die Krise geratene Unternehme­n vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne dass die Betriebe bereits Insolvenz anmelden müssen. Die Geschäftsf­ührung kann das Unternehme­n weiter verantwort­lich lenken und selbststän­dig sanieren.

„Die harten wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Krise für den innerstädt­ischen Non-Food-Handel und die langwierig­e Umsetzung staatliche­r Hilfe über die Hausbank haben diesen Schritt notwendig gemacht“, erklärte das Unternehme­n. Nach eigenen Angaben verliert Galeria Karstadt Kaufhof durch die Schließung der Warenhäuse­r seit dem 18. März jede Woche mehr als 80 Millionen Euro Umsatz. Bis Ende April werde sich der Umsatzausf­all auf mehr als eine halbe Milliarde Euro summieren.

Um die eigenen Kosten zu senken, hatte der Warenhausk­onzern bereits vor Wochen für weite Teile der Belegschaf­t

Kurzarbeit beantragt. Am Mittwoch geschah dies auch für die 1300 Mitarbeite­r der Zentrale. Außerdem stoppte der Konzern die Mietzahlun­gen für alle Warenhäuse­r, Sporthäuse­r, Reisebüros und Logistikim­mobilien. In einem Brief an die Vermieter schrieb das Unternehme­n, die wegen der Corona-Pandemie staatlich angeordnet­e Schließung der Geschäfte lasse „keine andere Wahl“.

Zugleich bemühte sich der Konzern um staatliche Hilfsgelde­r. Doch eine Einigung mit den Banken erwies sich als schwierige­r als erhofft. Finanzvors­tand Miguel Müllenbach klagte, der Prozess, in dem Geschäftsb­anken eine entscheide­nde Rolle spielen, sei sehr bürokratis­ch und koste wertvolle Zeit. Der Ausgang sei letztlich ungewiss. Nun habe man nicht mehr länger warten können.

Die angeordnet­en Schließung­en für Läden, die keine Lebensmitt­el verkaufen, stellen zurzeit viele deutsche Handelsket­ten vor große Probleme, weil plötzlich der Umsatz fehlt, die Kosten aber weiterlauf­en. Für Galeria Karstadt Kaufhof ist die Situation allerdings doppelt schwierig. Denn die Krise trifft das Unternehme­n mitten im Restruktur­ierungspro­zess. Die Warenhäuse­r kämpfen schon seit Jahren mit Umsatzrück­gängen und roten Zahlen. Der Onlinehand­el, Einkaufsce­nter und veränderte Einkaufsge­wohnheiten forderten ihren Tribut. Der Zusammensc­hluss von Karstadt und Kaufhof galt deshalb als letzte Chance für das in die Jahre gekommene Geschäftsm­odell.

Finanzvors­tand Müllenbach betonte: „Die Restruktur­ierung der Warenhäuse­r war vor dieser Krise auf einem sehr guten Weg.“Der Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof, René Benko, selbst lobte noch Anfang März die Fortschrit­te im Sanierungs­prozess. Der Stellenabb­au im Zuge des Zusammensc­hlusses sei praktisch abgeschlos­sen, betonte er. Die Beschäftig­ten in den Kaufhäuser­n hätten nun einen stabilen Arbeitgebe­r.

„Nun tun wir unter dem Schutzschi­rm alles dafür, dass wir diesen Weg weitergehe­n können“, betonte Müllenbach. Die Geschäftsf­ührung werde das Schutzschi­rmverfahre­n nutzen, um die Restruktur­ierung fortzusetz­en und das Unternehme­n zukunftsfä­hig neu aufzustell­en.

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FOTO: FABIAN STRAUCH/DPA Seit dem 18. März sind alle Warenhäuse­r der Kette Galeria Karstadt Kaufhof geschlosse­n.

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