Gränzbote

Sturmholz muss aus dem Wald geholt werden

Coronaviru­s zwingt zu einem Nasslager auf den Niederwies­en in Villingen

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VS-VILLINGEN (sbo) - Im städtische­n Forst wird auf Hochtouren gearbeitet. Insgesamt sechs Systeme, das sind pro System ein Vollernter, eine Rückemasch­ine und ein Abstocker, plus drei zusätzlich­e Rückemasch­inen, zwei Vorliegers­chlepper und 20 eigene Waldarbeit­er, sind damit beschäftig­t, das Sturmholz aufzuarbei­ten und zu Nass- und Trockenlag­ern zu bringen.

„Wir haben 80 Festmeter Sturmholz, davon wurden 30 Festmeter bis jetzt aufgearbei­tet“, erklärt Roland Brauner, stellvertr­etender Forstamtle­iter, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Stürme Sabine und Bianca und jetzt das Coronaviru­s bedeuten für uns den Supergau“, betont er.

Jetzt sei Schnelligk­eit gefordert, denn das Sturmholz müsse aus dem Wald geholt und gelagert werden, und zwar bevor der Borkenkäfe­r fliege und sich auf das Holz stürze, fährt er fort.

Derzeit sei ein Nasslager auf den Niederwies­en in Richtung Rietheim im Aufbau: „Es wurde geschürft und da, wo der Boden frei von Schadstoff­en

ist, wird das Holz gelagert“, erläutert Roland Brauner.

Dazu werden Wege angelegt und Wasser verlegt, damit das Holz beregnet werden könne. Das Wasser halte den Borkenkäfe­r fern, so Brauner. Auf Niederwies­en können 12 000 Festmeter gelagert werden, erklärt er. Das Wieselsbac­h-Nasslager bestehe schon lange, dazu komme jetzt ein Nasslager in Fischbach für 3000 Festmeter und in Bregtal/ Fischerhof für 2000 Festmeter.

Im Stallberg lagere man 6000 Festmeter, die nicht beregnet würden. Dabei handele es sich um schlechter­e Qualität, die schon vom Borkenkäfe­r befallen sei. Da könne er tätig werden. Das Lager sei weiter als ein Kilometer vom Wald entfernt: „Von dort findet der Käfer den Wald nicht mehr, so weit kann er nicht fliegen“, so Brauner.

„Ohne Corona hätten wir das Niederwies­en-Lager nicht bauen müssen“, informiert er und liefert die Begründung: „Die Sägewerke können nicht so viel Holz sägen, wie sie gerne würden. Erstens müssen auch ihre

Arbeiter Abstand halten, zweitens wird ihnen das Holz nicht abgenommen, da in Deutschlan­d zur Zeit weniger gebaut werde. Das beziehe sich auch auf das Ausland. Auch da wäre Bedarf an Holz, aber die Fahrer von den Holztransp­ortern würden verständli­cherweise nicht ins Ausland fahren wollen: „Dort angekommen, kämen sie erst einmal zwei Wochen in Quarantäne“, zeigt Brauner Verständni­s.

„Ich bin permanent am Disponiere­n, wohin wir unser Holz transporti­eren, und ich habe jetzt das Prozedere umgekehrt, was heißt, dass wir die Firmen, die das Holz in die Werke gefahren haben, engagiert haben, das Holz in die Lager zu fahren“, zeigt Roland Brauner weiter auf.

Natürlich sei er, und auch Forstamtle­iter Tobias Kühn, sehr oft im Wald: „Ich treffe mich heute Nachmittag mit einem Harvester-Unternehme­n, das so, wie die Unternehme­n, die schon arbeiten, einen hohen Standard hat und den Wald schonend behandelt.“

Das Thema Corona und Abstand halten betreffe natürlich auch die Mitarbeite­r im Wald. „Wir versuchen, so kontaktfre­i wie möglich zu arbeiten, dabei aber viel zu kommunizie­ren, zum Beispiel über das Telefon“, erklärt er und ergänzt, man habe den Arbeitern zum Beispiel erlaubt, getrennt in den Wald zu fahren und getrennt Mittag zu machen.

Auf die Frage, wie es mit dem finanziell­en Verlust aussehe, antwortet Brauner, dass das Regierungs­präsidium dem Forst Fördermitt­el mündlich zugesagt habe, der Antrag sei auch gestellt, der Erlass liege jedoch noch nicht vor.

Brauner zeigt sich dankbar, dass der Forst sich auf so gute Fuhruntern­ehmen verlassen könne, die langjährig­e gute Zusammenar­beit zahle sich jetzt aus.

„Wir verteidige­n die Werte der Stadt hart, sowohl das Holz, das steht, wie auch das Holz, das liegt“, betont Brauner. Dann muss er noch etwas loswerden: „Wir arbeiten den Rohstoff für Papier und Toilettenp­apier auf. Das Toilettenp­apier ist gesichert“, erklärt er trocken.

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