Testzentrum: Ein Blick hinter die Kulissen
Landkreis plant ein „Corona-Mobil“, um Patienten zu Hause zu versorgen
TUTTLINGEN - Rund 30 bis 60 Mal am Tag fährt ein Auto durch den Drive-In am Corona-Testzentrum in Tuttlingen. Denn vor den Räumlichkeiten der Fritz-Erler Schule werden täglich Abstriche von Patienten mit Verdacht auf das Coronavirus gemacht. Die Tests werden über den Tag hinweg gesammelt, kühl gelagert und abends per Kurier zu den Laboren gefahren.
Vor dem Tuttlinger Testzentrum steht ein Tischchen mit Desinfektionsmittel und einem Stapel Informationsblätter. Daneben: Ein Arzt und ein Helfer, bereit für den nächsten Patienten. „Das alles läuft strikt nach Terminen ab“, erzählt Matthias Szabo. Er ist Vorsitzender der Ärzteschaft Landkreis Tuttlingen und mit verantwortlich für die Koordination und Organisation in dem Testzentrum.
Fühlt sich ein Patient krank, solle dieser zuerst seinen Hausarzt kontaktieren. Stellt dieser dann Symptome fest, die auf das Coronavirus hindeuten, meldet der Arzt sich im Testzentrum. „Dann wird ein Temin ausgemacht“, sagt Szabo. Für die Organisation sei dieser Ablauf wichtig.
Der Drive-In vor dem Testzentrum macht seinem Namen alle Ehre, denn aus dem Auto aussteigen dürfen die Patienten nicht. Voll ausgestattet mit Schutzanzug, Handschuhen und Mundschutz warten vor dem Gebäude ein Arzt und ein freiwilliger Helfer auf den Patienten. Dort angekommen wird zuerst die Krankenkassenkarte verlangt. Dann wird ein Abstrich gemacht. „Auch dafür muss der Patient das Auto nicht verlassen“, schildert der Vorsitzende der Ärzteschaft.
Muss der Kranke darüber hinaus vor Ort weiter untersucht werden, gibt es in dem neuen Testzentrum zwei Behandlungsräume. Durch den Hintereingang des Gebäudes kommt er dann zu den Räumen. „Je nach Zustand des Patienten kann es sein, dass wir ihn direkt ins Krankenhaus schicken“, erklärt Szabo. Die Verfassung sei aber von Person zu Person unterschiedlich.
Nach dem Abstrich darf der Patient wieder nach Hause. Dort müssen er und alle Familienmitglieder, mit denen er in einem Haushalt lebt, in häuslicher Quarantäne bleiben. „Ist der Test negativ, informieren wir den Patienten darüber telefonisch.
Ist er positiv, ruft das Tuttlinger Gesundheitsamt an. Dann werden die weiteren Schritte geplant“, erklärt Szabo. In der Regel dauert es rund zwei bis fünf Tage, bis ein Ergebnis vorliegt.
Er selbst arbeitet jeden Tag im Testzentrum. „Manchmal sogar samstags“, sagt er. Die Menschen, die mit Symptomen am Testzentrum ankommen, seien dankbar für die Arbeit der Helfer und Ärzte. „Das freut uns natürlich, dass das wertgeschätzt wird“, fügt er hinzu.
Außer den beiden Behandlungsräumen
ist auch der kleine gläserne Vorraum direkt am Eingang umfunktioniert worden. An Schreibtischen sitzen vier FSJler vom Tuttlinger Landratsamt. Auch sie tragen einen Mundschutz und haben Desinfektionsmittel neben ihren Computern stehen. Immer wieder klingelt ein Telefon. Denn die Hausärzte, die einen Termin für ihre Patienten ausmachen möchten, landen genau dort.
Ansonsten erinnert in den Räumen der Fritz-Erler-Schule nichts an das Virus. Im Foyer plätschert wie immer der Brunnen. Auch die Klassenzimmer
sind noch so, wie sie vor einigen Wochen verlassen wurden. Sollte der Unterricht wieder aufgenommen werden, müsste das Testzentrum weichen. „Ich denke aber, solange wir so ein Zentrum dringend benötigen, beginnt auch die Schule nicht wieder“, sagt Szabo. „Wir richten uns da vollkommen nach den Vorgaben des Bundes“, ergänzt Julia Hager, Pressesprecherin des Tuttlinger Landratsamts.
Der Dienstplan sei aufgestellt und die Tage bis nach Ostern gesichert. Neu sind nun die Überlegungen des Landratsamtes, ein sogenanntes „Corona-Mobil“zu organisieren. „Viele Menschen können aufgrund ihres Gesundheitszustandes vielleicht nicht ins Testzentrum fahren. Dieses mobile Testzentrum ermöglicht, zu den Patienten nach Hause zu kommen“, erzählt Tuttlingens Landrat Stefan Bär in einer Telefonkonferenz. Wann es soweit ist, steht noch nicht fest. „Wir sind im Gespräch und hoffen, es zeitnah umsetzen zu können“, sagt Bär.
„Bitte merken Sie sich das heutige Datum“, steht auf dem Info-Blatt, das jeder bekommt, der durch den DriveIn muss. „Das ist wichtig, denn man zählt in häuslicher Quarantäne erst 14 Tage nach den ersten Symptomen und nur, wenn man zusätzlich 48 Stunden symptomfrei ist, als gesund“, erklärt Szabo.