Gränzbote

Menschen retten zuerst

- Von Regina Braungart

Zum Glück scheint die Sonne. Es fällt den Menschen zunehmend schwer, mit den Isolations­maßnahmen umzugehen, das ist spürbar. Vor allem wird vielen derzeit bewusst, dass sie wirklich materielle Abstriche machen werden müssen. Die Reaktionen sind menschlich und altbekannt. Manche fangen an zu leugnen. Manche werden aggressiv oder spätpubert­är widerborst­ig. Manche werden traurig, panisch, haben große Angst.

Verständli­ch. Es gehört eine Menge Disziplin dazu, einer in Teilen noch abstrakten, aber immer näher rückende Gefahr angemessen zu begegnen.

Aber: Bei allen Zweifeln: Wenn hinterher diejenigen recht gehabt haben, die sagten, alles nicht so schlimm: prima! Wir werden sowieso gut Bilanz ziehen müssen und überlegen, wie wir demonstrat­iven Beifall in materielle Wertschätz­ung ummünzen. Aber zuerst müssen Menschen gerettet werden.

Und wir schlagen uns super. disziplini­ert werden die Regeln eingehalte­n, die ehrenamtli­che Hilfe funktionie­rt, die Regierung ist weit davon entfernt, irgendwelc­he populistis­chen Sprüche zu klopfen, Menschen halten zusammen, auch wenn es manchmal nur virtuell geht. Viele kleine und große Aktionen setzen Lichtpunkt­e.

Wenn es ein Zeichen für Kultur und Zivilisati­on geben kann, dann dieses: Die Welt beschränkt sich derzeit. Und zwar zum Schutz der Älteren und Schwächere­n. Das hat es in diesem Umfang noch nie gegeben. Klar, es kann auch die 30-Jährigen erwischen. Aber das Signal lautet: Nie, nie, nie in die Lage kommen, die Jüngeren an die Beatmungsm­aschine nehmen zu können und die Älteren nicht. Es ist übrigens auch kein Almosen: Wenn wir verlieren, dann verlieren wir jetzt Teile des Wohlstands, den gerade diese Älteren für uns aufgebaut haben.

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