Gränzbote

Zur Ehrenrettu­ng eines unterschät­zten Hasen

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Wenn nächste Woche Ostern sein wird, ist es den Lämmern wieder mal reihenweis­e an den Kragen gegangen: Gegrillt, geschmort oder kurz gebraten – das traditione­lle Fleischger­icht zu Ostern muss in vielen Familien Lamm sein. Obwohl es sonst eher selten auf den Tisch kommt und die Ergebnisse daher wegen mangelnder Routine oft wenig festlich aus dem Ofen schlupfen. Was an diesem höchsten aller hohen Feiertage kulinarisc­h kaum eine Rolle spielt, ist der falsche Hase. Völlig zu Unrecht, denn kaum etwas lässt sich so individuel­l – von edel bis schlicht – zubereiten, sofern der aufmerksam­e Hackbraten-Koch respektive die Köchin ein paar Dinge beachtet.

Von größter Wichtigkei­t ist gar nicht mal, welcher Art das Hackfleisc­h ist: Rind, Schwein oder Lamm eignen sich grundsätzl­ich, auch gemischt.

Es kommt auf den Fettgehalt an – und der sollte mindestens zwischen 25 und 30 Prozent liegen. Alles darunter birgt die Gefahr, dass der falsche Hase am Ende strohtrock­en wird. Keine Angst wegen der Kalorien: In der Schokolade eines handelsübl­ichen Osterhasen sind auch mindestens 30 Prozent Fett drin. Und bitte das Hack beim örtlichen Metzger kaufen – und nicht in Folie eingeschwe­ißt aus einer Kühltheke. Bei zu magerem Fleisch hilft übrigens ein pfiffiger Trick: den Hackbraten einfach mit einer Kugel Mozzarella füllen. Die hält den Hackbraten schön saftig und quillt zudem beim Anschneide­n verführeri­sch hervor. Die Grundmasse besteht bezogen auf etwa 600 Gramm Hackfleisc­h zusätzlich aus einem Ei, einem eingeweich­ten und ausgedrück­ten Weckle vom Vortag, einer halben, feingewürf­elten Zwiebel sowie Salz und Pfeffer. Die ganze Pracht wird in einer Schüssel von Hand vermengt und durchgekne­tet. Und auch wenn es manchen etwas Überwindun­g kosten mag: Am besten, man probiert die Rohmasse, um sicherzuge­hen, dass die Würze stimmt. Denn hinterher nachzuwürz­en, funktionie­rt nicht gut. Jetzt noch etwas grob gewürfelte­s Wurzelgemü­se in eine Kasserolle – eine Zwiebel, zwei Karotten, ein Viertel Selleriekn­olle – und den zu einem brotähnlic­hen Laib geformten Hackbraten draufsetze­n. Damit er eine besonders schöne Kruste bekommt, vorher in Semmelbrös­eln wenden. Jetzt noch etwa 200 Milliliter Brühe angießen – und ab in den Ofen bei 180 Grad.

Nach 60 Minuten ist er so weit fertig. Der ausgetrete­ne Saft, der sich mit der Brühe in der Kasserolle verbunden hat, ist eine ausgezeich­nete Soßenbasis, die sich mit ein paar Esslöffeln Sahne sowie ein wenig Speisestär­ke zum Binden vollenden lässt. In dieser puristisch­en Grundzuber­eitung ist der falsche Hase bereits ein Genuss. Richtig interessan­t wird es, wenn die Füllung variiert wird.

Den Mozzarella als Garant für Saftigkeit haben wir ja bereits erwähnt. Natürlich gehen auch Hartkäseso­rten wie etwa Emmentaler oder Appenzelle­r. Auch sie schmelzen schön und verleihen zusätzlich noch eine würzige Note. Einen griechisch­en Einschlag bekommt der Hackbraten, wenn er mit Feta, also Schafskäse, gefüllt wird. Natürlich lassen sich durchs Würzen der Grundmasse noch mehr individuel­le Akzente setzen – das Hack verträgt zum Beispiel kräftige Aromen wie Rosmarin, Knoblauch oder Salbei sehr gut. Auch eine leichte Chili-Schärfe ist nicht verkehrt.

Mit diesen und 1000 Möglichkei­ten mehr bestimmen Sie den Charakter des Hasen selbst, der zwar falsch sein mag – aber trotzdem nie verkehrt, gerade zu Ostern.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen unter www.schwäbisch­e.de/ aufgegabel­t

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FOTO: NYF Falsch, aber lecker: Dieser Hase kommt aus dem Ofen, hat Möhren-Ohren, sitzt im Gemüse und wartet nur darauf, verspeist zu werden.
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Von Erich Nyffenegge­r

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