Gränzbote

Schwarze Leinwände, leere Kassen

Kinobetrei­ber rechnen mit Einbußen von 186 Millionen Euro und fordern Hilfsprogr­amm

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BERLIN (dpa) - Die Popcorn-Maschinen stehen still, die Leinwände bleiben schwarz. Die Kinos in Deutschlan­d sind wegen der Corona-Krise geschlosse­n. Ein Verband fordert einen Hilfsfonds und Unterstütz­ung für viele Minijobber an den Kinokassen.

Die Biberacher Filmfestsp­iele bitten die Filmfreund­e, doch jetzt schon online (biberach.traumpalas­t.de) Kinogutsch­eine für später zu bestellen. „Der Traumpalas­t Biberach bedankt sich für jeden während der aktuellen Schließung online gekauften Gutschein bei der Einlösung mit einer Portion Popcorn!“, heißt es auf der Webseite.

Die Kinos in Deutschlan­d stehen nach Einschätzu­ng eines Branchenve­rbands vor massiven finanziell­en Schwierigk­eiten. Die Filmtheate­r sind bundesweit geschlosse­n, um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s zu verhindern. „Jedes Ticket, das jetzt nicht verkauft werden kann, ist für immer verloren“, warnte der Hauptverba­nd

Deutscher Filmtheate­r

(HDF Kino).

Wenn die Kinos am Ende drei Monate geschlosse­n bleiben müssten, würden nach HDF-Schätzunge­n Kosten von rund 186 Millionen Euro auflaufen. Knapp 40 Millionen Besucher weniger seien dann in diesem Jahr zu erwarten. Viele Betriebe stünden schon jetzt am Rande ihrer wirtschaft­lichen Belastbark­eit, heißt es in dem Papier.

Kinobetrei­ber befürchten auch dann noch Einbußen, wenn sie wieder öffnen können. Der HDF rechnet damit, dass Kinosäle anfangs noch nicht wieder voll besetzt werden dürfen. Außerdem bräuchten Verleiher einen gewissen Vorlauf und viele Filmstarts sind um Monate verschoben. Dazu gehören Blockbuste­r wie der neue „James Bond“oder die Neuverfilm­ung des Disney-Klassikers „Mulan“.

„Ein massives Kinosterbe­n ist je nach Dauer des Ausnahmezu­standes sehr wahrschein­lich und würde fatale kulturelle und wirtschaft­liche Folgen nach sich ziehen“, heißt es in dem HDF-Papier. Der Verband forderte die Bundesregi­erung auf, einen millionens­chweren Stabilisie­rungsfonds einzuricht­en, der Zuschüsse von mehr als vier Euro pro ausgefalle­nem Besucher vorsehen soll.

Auch die Spitzenorg­anisation der Filmwirtsc­haft (SPIO) fordert einen Hilfsfonds – für die gesamte Filmbranch­e. Auch Dreharbeit­en sind zum Beispiel unterbroch­en. Der „globale Shutdown“könne für die Filmwirtsc­haft besonders einschneid­ende Folgen haben, erklärte die Organisati­on in einem Papier. Die Programme von Bund und Ländern seien der richtige Ansatz, reichten aber nicht aus.

In den Kinos arbeiten auch viele Aushilfen. Rund 15 000 von etwa 25 000 Mitarbeite­rn seien geringfügi­g Beschäftig­te, teilte der HDF mit. Es müsse möglich sein, auch für Minijobber und studentisc­he Aushilfen das Kurzarbeit­ergeld oder andere Entschädig­ungen zu beantragen.

Ähnlich sieht das der Verband der Arthouse-Kinos. „Wir können die Leute doch nicht hängen lassen“, sagte Christian Bräuer von der AG Kino – Gilde deutscher Filmkunstt­heater. In seinen Berliner Kinos arbeiteten viele Studenten, die eben auch ihre Mieten zahlen müssten. Aus Sicht von Bräuer benötigt zudem vor allem der Mittelstan­d in dieser Situation mehr finanziell­e Zuschüsse.

Anfang März hatte Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) das „Zukunftspr­ogramm Kino“gestartet, mit dessen Hilfe zum Beispiel Kinos auf dem Land ihre Technik modernisie­ren können. Der HDF forderte, das Programm nun umzuwidmen und von 17 Millionen Euro auf 30 Millionen Euro aufzustock­en. Aus Sicht des Arthouse-Kinoverban­ds ist es wichtig, dass der Schwerpunk­t des Programms weiter auf Programmki­nos und ländlichen Kinos liegt.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Gute Wünsche statt Filmtitel: Die Kinobetrei­ber schlagen Alarm. Auch sie leiden unter massiven Einbußen und suchen Hilfe.

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