Deilinger baut im Garten Schwalbenturm
Zuvor musste sich Gaetano Palazzo mit dem Tuttlinger Landratsamt auseinandersetzen
DEILINGEN - Wenn die Schwalben wieder heimwärts ziehen, das heißt in ihre Sommerresidenzen zurückkehren, freuen sich die Menschen – und wundern sich gleichzeitig, wie sie den langen Weg wieder zurückfinden. Freuen? Nicht immer, denn da, wo Schwalben sind, gibt es auch ziemlich viel Mist. Gaetano Palazzo aus Deilingen kann ein Lied davon singen. Er baute nun einen Schwalbenturm.
Er hat das Haus mit sechs Wohnungen frisch verputzt – und jetzt sieht es wieder aus wie aus dem Schächtelchen. Der Schwalbenfreund hatte immer schon ein Faible für die gefiederten Tiere – und ihnen an seinem Haus auch genügend Platz für ihre Nester zugebilligt. Jetzt aber befürchtet er, dass die bald zu erwartenden Schwalben sein Haus in kürzester Zeit wieder verdrecken. Daher hat er sich an die Naturschutzbehörde im Landratsamt gewandt, um von dieser zu erfahren, was zu tun sei. Palazzo machte den Naturschutzbeauftragten den Vorschlag, statt der von ihr geforderten 14 künstlichen Nisthilfen ein Schwalbenhaus im Garten hinter dem Haus zu errichten.
Die Behörde hatte im Vorfeld Palazzo ziemlich deutlich aufgefordert, die 14 künstlichen Nisthilfen, die vorher am Haus installiert waren, durch neue zu ersetzen. Weil er das aber nicht mehr machen wollte, kam er auf die Idee, einen vom Nabu im Zollernalbkreis schon fünf Mal aufgebauten Schwalbenturm zu bauen.
Nun sind das aber Investitionen, die schnell in die Tausende gehen.
Palazzo, der beruflich viel mit der Metallbearbeitung zu tun hat, ließ die Idee, einen Schwalbenturm zu bauen, indes nicht mehr los. Er steckte in den letzten Wochen seine ganze Energie in die Herstellung einer solchen Schwalbenherberge. Die Behörde reagierte nicht unbedingt freundlich auf diesen Vorschlag. Im Gegenteil: In ziemlich forschem Ton wies sie Palazzo in einem Schreiben dezidiert darauf hin, wie die 16 Ersatzquartiere im Dach des Turms zu bauen seien. Sollte sich nach drei Brutperioden „kein Bruterfolg durch Nutzung von mindestens acht der
Kunstnester einstellen“, sei von einer nicht ausreichenden Annahme der Ersatzquartiere auszugehen – und dann wären die Kunstnester wieder am Gebäude anzubringen.
Des Weiteren verlangt die Behörde eine Dokumentation der Quartierannahme im Juni eines jeden Jahres. Zum Schluss heißt es: „Sollten Sie die Maßnahme nicht bis zum 31.3. 2020 umgesetzt haben … werden wir die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes kostenpflichtig anordnen und ein Bußgeldverfahren einleiten“.
Prima, dachte sich Palazzo, ließ sich aber nicht sonderlich beeindrucken. Vielmehr machte er sich mit
Manfred Kopp vom Nabu, der sich für eine Fristverlängerung eingesetzt hatte, ans Werk.
Am Freitag war es soweit: Der Turm mit nunmehr insgesamt 36 Schwalbennestern, die Manfred Kopp aus Zement und Holzspänen hergestellt hat, konnte aufgestellt werden. Ohne maschinelle Hilfe wäre dies nicht möglich gewesen. Hier fand Palazzo in Christoph Hermle den richtigen Ansprechpartner, der mit seinem Traktor den insgesamt rund 600 Kilogramm schweren Turm scheinbar spielerisch leicht in die Senkrechte brachte. Jetzt steht er in Palazzos Garten und wartet auf die gefiederten Gäste.