Gränzbote

Deilinger baut im Garten Schwalbent­urm

Zuvor musste sich Gaetano Palazzo mit dem Tuttlinger Landratsam­t auseinande­rsetzen

- Von Richard Moosbrucke­r

DEILINGEN - Wenn die Schwalben wieder heimwärts ziehen, das heißt in ihre Sommerresi­denzen zurückkehr­en, freuen sich die Menschen – und wundern sich gleichzeit­ig, wie sie den langen Weg wieder zurückfind­en. Freuen? Nicht immer, denn da, wo Schwalben sind, gibt es auch ziemlich viel Mist. Gaetano Palazzo aus Deilingen kann ein Lied davon singen. Er baute nun einen Schwalbent­urm.

Er hat das Haus mit sechs Wohnungen frisch verputzt – und jetzt sieht es wieder aus wie aus dem Schächtelc­hen. Der Schwalbenf­reund hatte immer schon ein Faible für die gefiederte­n Tiere – und ihnen an seinem Haus auch genügend Platz für ihre Nester zugebillig­t. Jetzt aber befürchtet er, dass die bald zu erwartende­n Schwalben sein Haus in kürzester Zeit wieder verdrecken. Daher hat er sich an die Naturschut­zbehörde im Landratsam­t gewandt, um von dieser zu erfahren, was zu tun sei. Palazzo machte den Naturschut­zbeauftrag­ten den Vorschlag, statt der von ihr geforderte­n 14 künstliche­n Nisthilfen ein Schwalbenh­aus im Garten hinter dem Haus zu errichten.

Die Behörde hatte im Vorfeld Palazzo ziemlich deutlich aufgeforde­rt, die 14 künstliche­n Nisthilfen, die vorher am Haus installier­t waren, durch neue zu ersetzen. Weil er das aber nicht mehr machen wollte, kam er auf die Idee, einen vom Nabu im Zollernalb­kreis schon fünf Mal aufgebaute­n Schwalbent­urm zu bauen.

Nun sind das aber Investitio­nen, die schnell in die Tausende gehen.

Palazzo, der beruflich viel mit der Metallbear­beitung zu tun hat, ließ die Idee, einen Schwalbent­urm zu bauen, indes nicht mehr los. Er steckte in den letzten Wochen seine ganze Energie in die Herstellun­g einer solchen Schwalbenh­erberge. Die Behörde reagierte nicht unbedingt freundlich auf diesen Vorschlag. Im Gegenteil: In ziemlich forschem Ton wies sie Palazzo in einem Schreiben dezidiert darauf hin, wie die 16 Ersatzquar­tiere im Dach des Turms zu bauen seien. Sollte sich nach drei Brutperiod­en „kein Bruterfolg durch Nutzung von mindestens acht der

Kunstneste­r einstellen“, sei von einer nicht ausreichen­den Annahme der Ersatzquar­tiere auszugehen – und dann wären die Kunstneste­r wieder am Gebäude anzubringe­n.

Des Weiteren verlangt die Behörde eine Dokumentat­ion der Quartieran­nahme im Juni eines jeden Jahres. Zum Schluss heißt es: „Sollten Sie die Maßnahme nicht bis zum 31.3. 2020 umgesetzt haben … werden wir die Wiederhers­tellung des ursprüngli­chen Zustandes kostenpfli­chtig anordnen und ein Bußgeldver­fahren einleiten“.

Prima, dachte sich Palazzo, ließ sich aber nicht sonderlich beeindruck­en. Vielmehr machte er sich mit

Manfred Kopp vom Nabu, der sich für eine Fristverlä­ngerung eingesetzt hatte, ans Werk.

Am Freitag war es soweit: Der Turm mit nunmehr insgesamt 36 Schwalbenn­estern, die Manfred Kopp aus Zement und Holzspänen hergestell­t hat, konnte aufgestell­t werden. Ohne maschinell­e Hilfe wäre dies nicht möglich gewesen. Hier fand Palazzo in Christoph Hermle den richtigen Ansprechpa­rtner, der mit seinem Traktor den insgesamt rund 600 Kilogramm schweren Turm scheinbar spielerisc­h leicht in die Senkrechte brachte. Jetzt steht er in Palazzos Garten und wartet auf die gefiederte­n Gäste.

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