Gränzbote

„Zustand wie in Kriegszeit­en“

Abläufe im Rottweiler Gesundheit­samt bei Corona-Tests spalten die Meinungen

- Von Corinne Otto

KREIS ROTTWEIL (sbo) - Die Abläufe im Rottweiler Gesundheit­samt in der Corona-Krise stehen weiter im Blickfeld – und spalten die Meinungen: Während die einen völlig aufgebrach­t über ihre negativen Erfahrunge­n berichten, schreiben andere: „Es ging schneller als gedacht.“

Eine Dunninger Bürgerin sagt: „Man muss Druck machen, dass sich da was ändert. So geht das nicht.“Sie war mit ihrem Mann im Test-Zentrum, um einen Abstrich zu machen – und ist entsetzt über das Vorgehen dort. „Zustände wie in Kriegszeit­en“seien das. Sie habe den direkten Vergleich zum Landkreis Calw, weil dort ihr Sohn lebt und das Prozedere ebenfalls mitgemacht hat. „Dort ging alles ruckzuck, er fuhr durch den Drive-In zum Testen, alle Daten wurden elektronis­ch erfasst“, berichtet sie. Ganz anders in Rottweil.

Weil der Sohn in Calw positiv getestet wurde und man sich zuvor noch getroffen hatte, bemühte sich das besorgte Dunninger Ehepaar um einen Termin zum Test in Rottweil. Doch an Auskünfte, was nun zu tun sei, sei man nur schwer gekommen.

„Überall hieß es, man sei nicht richtig zuständig.“Es habe zahlreiche Telefonate gegeben – ohne klare Aussage. Das Ehepaar habe sich die nächsten Tage dann eigenveran­twortlich in Quarantäne begeben.

Erst eine Woche später sei ein Test möglich gewesen. „Und dann standen wir erst einmal eine Stunde vor dem Rotteiler Gesundheit­samt in der Kälte“, ärgert sich die Dunningeri­n. An der Abstrichst­elle habe der Arzt dann zunächst „die Bürokratie“gemacht und handschrif­tlich – ohne Handschuhe – allerlei auf Zettel eingetrage­n. „Von Datenschut­z keine Spur“, bemängelt die Frau. Denn auch die Zettel anderer Personen seien offen einsehbar herumgeleg­en. Manches sei auf den Boden gefallen. Beim Gehen sei ihr dann eine Tür aufgehalte­n worden; die Klinke der anderen Tür, wo den ganzen Tag Leute ein und ausgehen, habe sie selbst anfassen müssen. Und auf ihre Bemerkung, dass es in Calw besser laufe, habe sie zu hören bekommen: „Dann müssen sie dort hinziehen.“

Ein weiteres Ärgernis für sie: Nach zwei Tagen habe sie zwar ein Ergebnis bekommen, das ihres Mannes kam aber erst später. Beide sind glückliche­rweise negativ ausgefalle­n. Über die Odyssee bis zu dieser Gewissheit sind die Eheleute dennoch erbost.

Das grundsätzl­iche Vorgehen des Rottweiler Gesundheit­samts, dass nur ganz gezielt getestet werde und man auch nicht zu früh einen Test machen will, stößt bei Bürgern auf Unverständ­nis. Eine Frau berichtet: „Mein Sohn durfte noch eine Woche arbeiten, nachdem er die ersten Symptome hatte, trotz Kontakt mit dem Arzt. Fünf Tage später kam Husten dazu. Daraufhin wurde er für eine Woche krank geschriebe­n. Gestern wurde ihm vom Betrieb mitgeteilt, dass eine Kollegin, die drei Tage vor ihm krankgesch­rieben wurde, mit Corona infiziert ist.“Erst jetzt habe er einen Testtermin.

Ganz anders eine junge Frau: „Ich lese viel über die Dauer der Tests und die fehlenden Informatio­nen vom Gesundheit­samt. Ich kann das nicht bestätigen. Letzte Woche Freitag wurde mir über das Gesundheit­samt mitgeteilt, dass ich Kontakt zu einem positiv getesteten Menschen hatte. Dieser musste eine Liste mit allen Namen dem Gesundheit­samt übergeben. Für mich war alles sehr unbürokrat­isch und schnell. Freitag der erste Anruf und Terminverg­abe für Sonntag. Den Weg zum Arzt konnte ich mir sparen und somit das Risiko, eventuell andere Mitmensche­n anzustecke­n.“Am Sonntag habe der Test stattgefun­den und trotz angegebene­r Dauer von fünf bis acht Tagen habe sie ihr Testergebn­is schon nach drei Tagen erhalten. Es war negativ. Die junge Frau sagt: „Die Erleichter­ung war groß, dennoch werde ich weiterhin zuhause bleiben und nur in Notfällen das Haus verlassen.“

 ?? SYMBOL-FOTO: ADOBE_PARILOV/SBO ?? Wie und wann in Rottweil getestet, steht unter Beobachtun­g.
SYMBOL-FOTO: ADOBE_PARILOV/SBO Wie und wann in Rottweil getestet, steht unter Beobachtun­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany