Vom Bildschirm gefegt
Der US-Sender HBO hat einen Film aus seinem Archiv genommen, der Milliarden Frauen zum Schluchzen brachte und ihre Freunde dazu animierte, den weinenden Geschöpfen einen Heiratsantrag zu machen: „Vom Winde verweht“. Der Streifen ist allen Romantikern heilig und machte sich bezahlt, nicht nur für Vivien Leigh und Clark Gable. Er spielte 7,2 Milliarden Dollar ein, natürlich gab es auch Oscars, sogar gleich acht.
Selbstredend setzte ein Sturm der Entrüstung gegen HBO ein. Tenor: Jahrzehntelang war der Klassiker gut genug für euch, jetzt plötzlich nicht mehr, haben euch alle guten Geistern verlassen? HBO aber findet neuerdings, der Film sei rassistisch, weil Sklaven sich darin nicht nur mit ihrem Schicksal arrangiert hätten, sondern sich auch noch gut verstünden mit ihren Herren. Man muss dazu sagen, Film respektive Buch stammen von 1936 und 1939. Die englische BBC folgte sofort und strich eine Folge aus der Serie „Fawlty Towers“von Monty-Python-Macher John Cleese: „The Germans“, Baujahr 1971, berühmt für die Szene, in der Cleese im Stechschritt um ein Hotel marschiert und „Don't mention the war“schreit. Die Frage ist, ob auch hierzulande die Pharisäer obsiegen. Manche würden gern Rosamunde Pilcher vom Äther verbannen und Heidi Klum. Grund: Sie würden die reale Welt verhöhnen und lügten uns etwas vor. Die Autoindustrie würde gerne die SPD verbieten lassen, viele Fußballfans den FC Bayern. Auch Glossenschreiber stehen vor der Abschaffung, weil ihnen nichts heilig ist. Wir dagegen fordern, künftig in jedes Archiv aufgenommen zu werden. (zak)