Nato fürchtet weitere Alleingänge Trumps
BRÜSSEL (dpa) - Die US-Pläne für einen Abzug Tausender Soldaten aus Deutschland schüren in der Nato die Sorge vor noch folgenreicheren Alleingängen des mächtigsten Alliierten. Am Rande einer Videokonferenz der Verteidigungsminister hieß es am Mittwoch aus Bündniskreisen, dass Präsident Donald Trump offensichtlich erwäge, noch vor der US-Präsidentschaftswahl im November einen vollständigen Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan zu beschließen.
Eine solche Entscheidung würde gegen zentrale Zusagen an die europäischen Alliierten verstoßen und hätte unkontrollierbare Konsequenzen. So müsste der Nato-Ausbildungseinsatz in Afghanistan höchstwahrscheinlich sofort beendet werden, da die US-Truppen derzeit maßgeblich für die Sicherheit sorgen.
Im Bündnis Nato wird befürchtet, dass es in Folge wieder zu einer Destabilisierung durch islamistische Talibankämpfer und zu Rückschritten bei Demokratie und Menschenrechten kommt. Das fast zwei Jahrzehnte lange Nato-Engagement in Afghanistan könnte so umsonst gewesen sein.
Öffentliche Äußerungen von Verteidigungsministern zu dem Thema gab es zunächst nicht. Diplomaten bestätigten allerdings, dass Trumps Ankündigungen über einen Teilabzug von Truppen aus Deutschland im Bündnis zusätzliche Unruhe ausgelöst haben. Sorgen macht demnach vor allem, dass die Entscheidung ohne Konsultationen getroffen wurde.