Gränzbote

Ringen ums Register

Plan, Debatte um Lobbyregis­ter in den Herbst zu verschiebe­n, erzürnt Opposition

- Von Stefan Kegel

BERLIN - Die Affäre um den CDUBundest­agsabgeord­neten Philipp Amthor hat die Debatte um den Einfluss von Lobbygrupp­en auf die deutsche Politik erneut befeuert. Heftige Kritik löste am Mittwoch das Ansinnen der Großen Koalition aus, das Thema in den Herbst zu verschiebe­n. „Die Vorschläge der Opposition liegen seit Anfang des Jahres vor“, schimpft Marco Buschmann, Erster Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der FDP-Fraktion im Bundestag. Eine öffentlich­e Anhörung im Bundestag hätten Union und SPD nun allerdings erst für den Herbst angesetzt.

Besondere Kritik zog dabei die SPD auf sich, die diesem Termin zustimmte, obwohl ihr Generalsek­retär Lars Klingbeil ein verpflicht­endes Lobbyregis­ter noch vor dem Sommer gefordert hatte. „Die SPD geriert sich als Treiber“, kritisiert Buschmann.

„Gleichzeit­ig schiebt die Koalition das Thema auf die lange Bank.“Ein Termin für die erste Anhörung im Oktober berge die Gefahr einer weiteren Verzögerun­g. Dahinter steckt die Sorge, dass vor der Bundestags­wahl 2021 kein Gesetz mehr zustande kommen könnte.

Der Bundestag will am Freitag auf Antrag der Linksfrakt­ion in einer Aktuellen Stunde über das Thema Lobbyismus debattiere­n. Linke, Grüne und FDP hatten bereits vor Monaten eigene Vorschläge für eine Neuregelun­g der Lobbykonta­kte vorgelegt, um durchsicht­ig zu machen, welche Interessen­gruppen Einfluss auf die Politik nehmen. So verlangen die Grünen eine Pflicht zur Registrier­ung für Lobbyisten, die im Bereich von Bundesregi­erung und Deutschem Bundestag tätig sind. Das bisherige Register des Bundestage­s, das es seit dem Jahr 1972 gibt, setzt hierbei lediglich auf freiwillig­e Eintragung­en.

Die Linke fordert, dass „Anwaltskan­zleien oder Agenturen, die Dienstleis­tungen zur politische­n Interessen­vertretung anbieten, Angaben zu ihren Auftraggeb­ern und dem Umfang der Dienstleis­tung machen“. Auch Vereine, Stiftungen und Verbände in diesem Bereich müssten demnach Auskunft geben. Die FDP legt Wert darauf, dass „alle Formen der Interessen­vertretung gleichbeha­ndelt und erfasst werden“. Neben Unternehme­nsvertrete­rn und Verbänden sollten also auch Nichtregie­rungsorgan­isationen, Stiftungen und Gewerkscha­ften einbezogen werden.

Amthor hatte eingeräumt, dass er sich bei Wirtschaft­sminister und Parteifreu­nd Peter Altmaier für die New Yorker Firma Augustus eingesetzt hatte, in der er einen Direktoren­posten bekleidete. Dieser wurde zwar nicht vergütet, jedoch hielt Amthor Anteilsopt­ionen, die er inzwischen zurückgege­ben hat.

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