Die Wandervereine starten wieder durch
Schwarzwaldverein bietet Testwanderung an - In kleineren Gruppen unterwegs
TUTTLINGEN - Viele Wochen ist das Vereinsleben der heimischen Wandervereine stillgestanden. Wie es ist, in Corona-Zeiten als Gruppe wandern zu gehen, hat nun der Schwarzwaldverein Tuttlingen am Sonntag erstmals mit einer Test-Wanderung ausprobiert. Andere Wandervereine starten hingegen erst im Juli wieder mit ihren Aktivitäten.
Vorab telefonisch anmelden, einen Auskunftsbogen ausfüllen und beim Wandern darauf achten, dass die eigene Zehner-Gruppe nicht zu nahe an die anderen Wanderer gerät: Vieles war anders, als 23 Teilnehmer am Sonntag gemeinsam von Emmingen über den Schlatterhof und Bittelbrunn nach Engen wanderten. Nicht nur, dass eine Maske für Bus und Bahn Pflicht war – auch das Austauschen von Müsliriegeln und Getränken war dieses Mal strikt verboten.
„Nachdem die Vorschriften vergangene Woche gelockert worden sind und der Deutsche Wanderverband die neuen Vorgaben weitergereicht hat, haben wir spontan beschlossen, eine Test-Wanderung zu machen“, sagt Heinz Krüger, der neben Frank Mattes und Wieland Zimmerer einer der drei Vorsitzenden des Schwarzwaldvereins Tuttlingen
ist.
Damit, dass die Gruppe gleich auf 23 Personen anwachsen würde, hatten allerdings weder er noch Wanderführer Frank Mattes gerechnet. Kurzerhand wurden die Teilnehmer in kleinere Gruppen mit eigenem Wanderführer eingeteilt und mussten untereinander auf Abstand gehen.
Aus vielen Gesprächen weiß Krüger: „Die Leute haben die Vereinsaktivitäten vermisst. Viele haben sich während der Corona-Zeit einsam gefühlt - gerade auch, weil es oft wenig Kontakt zu den Kindern und Enkelkindern gab.“
Dennoch: Ganz normal wird es auch im Schwarzwaldverein trotz gelungener Test-Wanderung nicht weitergehen. Flach fällt weiterhin das Seniorenprogramm, an dem überwiegend die Gruppe 80plus teilnimmt. Abgesagt ist auch eine Wanderung, zu der die Teilnehmer Fahrgemeinschaften hätten bilden müssen. Immerhin weiß man im Verein nun seit Sonntag schon einmal: Eine Tageswanderung unter Corona-Vorschriften ist machbar.
Noch etwas gedulden heißt es für die Wanderer des Schwäbischen
Albvereins, Ortsgruppe Tuttlingen. Auch wenn die Kerngruppe „deutliche Entzugserscheinungen“habe, wie Vorsitzender Karl Jopp sagt, steht die erste Tour erst Anfang Juli auf dem Programm. „Zum Schutz der Mitglieder und auch, da die Verantwortung bei den Wanderführern liegt“, sagt er. Auch die geplante Sonnwendfeier am kommenden Samstag auf dem Witthoh ist abgesagt. Auch wenn ihn manch ein Mitglied löchern würde, wann es denn endlich wieder losgehe: „Lieber abwarten“, blickt Jopp auf die ansonsten monatlich zwei oder drei angebotenen Wanderungen. Zwar seien viele der Mitglieder in den vergangenen Wochen individuell gewandert – doch ganz ersetzen kann dies die sonst gewohnte Vereinswanderung nicht.
Auch bei der Sektion Tuttlingen des Deutschen Alpenvereins (DAV) ruht das Vereinsleben noch bis Ende Juni. Selbst das jährliche Sommerfest, das am kommenden Wochenende auf der Emminger Skihütte stattgefunden hätte, wurde abgesagt. „Wir gehen auf Nummer sicher“, sagt Vorsitzender Klaus Pfitscher. Auch die Nachbarsektionen wie zum Beispiel der DAV Oberer Neckar nähmen erst im Juli wieder ihre Touren auf. Teilweise sagen auch die bereits gebuchten Alpenvereinshütten selbst ab: „Das Taschachhaus hat uns zum Beispiel mitgeteilt, dass wir unseren Gletscherkurs dort nicht abhalten können, da die Hütte nicht voll belegt werden darf“, so Pfitscher.
Da diverse Schutzmaßnahmen getroffen werden müssen, wird die Vereins-Kletteranlage „Little rock“unter dem Dach der Ludwig-UhlandRealschule voraussichtlich erst nach der Sommerpause wieder öffnen.
Während der Corona-Wochen kam dafür eine neue Idee auf. Auf der Homepage des Vereins soll unter www.dav-tuttlingen.de jede Woche eine sogenannte „Tour der Woche“veröffentlicht werden. Jeder, der Lust hat, darf einen Tourenvorschlag einreichen – egal ob zum Wandern, zum Radeln oder zum Joggen, allerdings möglichst aus der Region. „Wir wollen nichts Neues erfinden oder bereits bestehenden Angeboten Konkurrenz machen“, stellt Pfitscher klar.
Doch: Im Laufe der Zeit soll auf der DAV-Homepage so ein kleiner Fundus an Touren entstehen. Wer dann beispielsweise sonntags einmal nicht weiß, was er unternehmen könnte, bekommt mit ein paar Klicks Ideen geliefert. „Es ist ein Versuch. Wenn wir merken, dass das Angebot nicht angenommen wird, stellen wir es einfach wieder ein“, sagt der Vorsitzende.