Gränzbote

Betreuungs­angebot, ja – nur wie, ist die Frage

Arbeitende­n Eltern soll damit geholfen werden – Für das Ferienprog­ramm gibt es eine Alternativ­e

- Von Linda Seiss

EMMINGEN-LIPTINGEN - Die Gemeinde Emmingen-Liptingen will in den Sommerferi­en ein Betreuungs­angebot auf die Beine stellen. Doch wie genau das letztendli­ch aussehen wird, ist noch nicht abschließe­nd geklärt. Aber Verwaltung und Gemeindera­t sind sich einig: Die durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s ohnehin schon gebeutelte­n Familien sollen zumindest etwas entlastet werden.

Schulen und Kindergärt­en sind in Zeiten der Corona-Pandemie zu einem großen Thema für die Gemeindeve­rwaltung geworden. Nun dauert es auch nicht mehr allzu lange, bis die Sommerferi­en vor der Türe stehen. Ein Kinderferi­enprogramm mit Zeltlager oder ähnlichem, wie es das in den vergangene­n Jahren gegeben hat, wird es 2020 keines geben. Stattdesse­n können Freiwillig­e beispielsw­eise Bastelpake­te zusammenst­ellen, die die Kinder dann daheim machen können.

„Von vielen Eltern wird es sehr bedauert, dass das Kinderferi­enprogramm abgesagt worden ist. Sie sind enttäuscht“, berichtete Gabriele Rettkowski in der jüngsten Gemeindera­tssitzung von Gesprächen mit betroffene­n Eltern. „Dass das Bastelange­bot nicht bei allen gut ankommt, ist mir schon klar“, schilderte Löffler. Eine Fahrt ins Blaue oder ein mehrtägige­s Zeltlager sei natürlich aufregende­r. „Wir schauen, dass wir das ein oder andere hinbekomme­n. Dass die Kinder zumindest zwei bis drei Stunden beschäftig­t sind.“Vorstellen könne er sich unter anderem, dass in einer kleinen Gruppe wie in den Vorjahren Drachen gebastelt werden oder ein Besuch auf dem Bauernhof organisier­t wird.

Zwar fällt die Ferienbetr­euung in ihrem gewohnten Format ins Wasser, aber eine Betreuungs­möglichkei­t in der Ferienzeit soll dennoch angeboten werden. „Wir gehen davon aus, dass wir 20 Kinder in die drei Wochen Ferienbetr­euung aufnehmen können“, sagte Bürgermeis­ter Joachim Löffler bei der Sitzung am Montag. „Die 42 aus dem vergangene­n Jahr werden wohl nicht mehr möglich sein“, prognostiz­ierte er aufgrund der derzeitige­n Ausnahmela­ge. „Die Eltern werden informiert und können sich dann melden.“Weil Löffler davon ausgeht, dass mehr Bewerbunge­n bei der Gemeindeve­rwaltung eingehen, als diese Plätze anbieten kann, müssten diese dann nach „sozialen Gesichtspu­nkten“vergeben werden.

„Eltern und Familien sind gebeutelt genug“, sagte Rettkowski. Denn: Wer nicht in einem sogenannte­n systemrele­vanten Beruf arbeitet, hatte lange Zeit keinen Anspruch auf einen Platz in der Notbetreuu­ng. Hinzu

kommt, dass viele Familien Kinderbetr­euung im Home-Schooling und die eigene Arbeit im Home-Office unter einen Hut bringen mussten. „Ohne Großeltern, die zur Risikogrup­pe zählen, geht es oft gar nicht“, betonte Rettkowski. Daher sei es wichtig, sich Gedanken zu machen, wie die Anfragen, die für die Ferienbetr­euung kommen, auch berücksich­tigt werden können. „Die Räumlichke­iten sind doch da. Dann muss man eben mehr Leute einstellen, dann kostet es eben mehr Geld“, sagte die Gemeinderä­tin.

Zur Raumsituat­ion zog Löffler ein Beispiel heran: „In der Schule darf Stand jetzt keine nicht-schulische Tätigkeit stattfinde­n. Es liegt nicht am Geld, eher am Personal, den Räumen und der Versicheru­ngspflicht“, schilderte er. Es liege aber im Interesse der Verwaltung, möglichst viele Familien bedienen zu können, betonte der Schultes. Auch ihm sei bekannt, dass manche Eltern bereits alle Überstunde­n und den Urlaub aufgebrauc­ht haben. „Wir wollen nicht, dass jemand seine Stelle verliert.“

Gemeinderä­tin Jennifer Störk, die sich beruflich unter anderem mit dem Thema Ferienbetr­euung befasst, erklärte, dass es aufgrund der momentanen rechtliche­n Vorgaben wirklich nicht leicht sei, ein solches Vorhaben umzusetzen. Als Beispiel führte sie die zehn Quadratmet­erRegel

oder die maximale Gruppengrö­ße von 20 Kindern an. Löffler wolle abwarten, wie viele Anmeldunge­n bis Ende kommender Woche bei der Gemeinde eingehen. „Wir müssen die Zahlen abwarten. Es wäre natürlich schön, wenn man alle aufnehmen könnte.“Je nachdem seien durchaus auch zwei Gruppen, vielleicht eine in Emmingen und eine in Liptingen, denkbar. „Zur Not müssen wir auf kommunale Räumlichke­iten ausweichen“, meinte er.

„Solange Schulen und Kindergärt­en unter diesen Voraussetz­ungen offen haben, sehe ich nicht, wie man das mit Ehrenamtli­chen hinbekomme­n soll“, äußerte sich Gemeinderä­tin Martina Auchter. Für die Ferienbetr­euung habe die Gemeinde Stammperso­nal, wie Löffler schilderte. Meist seien das Studenten, erklärte Löffler auf Nachfrage. „Da müssen wir im Vorfeld natürlich schauen, ob es ihnen möglich ist, das zu leisten.“

Auf Anfrage von Jennifer Störk willigte Löffler ein, das Thema Ferienprog­ramm nochmals im Sozialauss­chuss zu besprechen. „Ich finde es wichtig, in den Dialog zu treten und zusammen mit den Familien eine Lösung zu finden“, sagte sie. Löffler wies allerdings darauf hin: „Dann bleibt aber nicht mehr viel Zeit.“Denn der Termin für die Sitzung des Sozialauss­chusses ist für Dienstag, 30. Juni, angesetzt.

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